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Grieche sucht Griechin - Grotesken

Grieche sucht Griechin - Grotesken

Titel: Grieche sucht Griechin - Grotesken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Dürrenmatt
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einprägte.«
    »O bitte«, meinte Dutour, »ich tat nur meine Pflicht. Leider wurde der Hilfsprediger geköpft, bin noch immer untröstlich darüber, habe ich doch zwölf Jahre Zuchthaus vorgeschlagen, wenn auch das Schlimmste vermieden werden konnte: gehängt wurde er nicht.«
    Ob er ihn noch einen Augenblick belästigen dürfe, sagte Archilochos.
    Dutour verneigte sich.
    »Ich bitte Sie, verehrter Maître, die Papiere zu meiner Heirat vorzubereiten.«
    »Sie sind vorbereitet«, antwortete der Advokat, »Ihre liebe Braut hat mich bereits gebeten.«
    »O«, rief Arnolph erfreut aus, »Sie kennen meine liebe Braut!«
    »Ich hatte das Vergnügen.«
    »Ist sie nicht wunderbar?«
    »Sehr.«
    »Ich bin der glücklichste Mensch der Welt.«
    »Wen schlagen Sie als Trauzeugen vor?«
    Daran habe er noch gar nicht gedacht, gab Archilochos zu.
    Er würde den amerikanischen Botschafter empfehlen und den Rektor der Universität, schlug Dutour vor.
    Arnolph zögerte.
    Er besitze bereits die Zustimmung, sagte der Maître. »Es ist 81

    nicht nötig, weitere Schritte zu unternehmen. Die Heirat erregt in der Gesellschaft Aufsehen, hat sich doch Ihre erstaunliche Karriere überall herumgesprochen, mein lieber Herr Archilochos.«
    »Aber die Herren kennen doch meine Braut nicht!«
    Der kleine Advokat warf die Künstlermähne zurück, strich sich über den Schnurrbart und betrachtete Arnolph beinahe boshaft.
    »Oh, ich glaube doch«, sagte er.
    »Ich verstehe«, leuchtete es Archilochos ein. »Die Herren waren Gäste Gilbert und Elizabeth Weemans.«
    Wieder stutzte Maître Dutour und schien verwundert. »Sozusagen«, sagte er dann.
    Arnolph war nicht recht begeistert. »Ich bewundere den Rektor der Universität zwar sehr.«
    »Na also.«
    »Doch der amerikanische Botschafter …«
    »Sie haben politische Bedenken?«
    »Das nicht«, antwortete Archilochos verlegen. »Mister Forster-Monroe nimmt in meinem sittlichen Weltgebäude schließ-
    lich den fünften Platz ein, doch gehört er der altpresbyterani-schen Kirche an, deren Dogma der Allversöhnung ich nicht zu teilen vermag, glaube ich doch unerschütterlich an die Ewigkeit der Höllenstrafen.«
    Der Maître schüttelte den Kopf. »Ich will Ihrem Glauben nicht zu nahe treten«, sagte er, »doch brauchen Sie sich nicht zu grämen. Die Ewigkeit der Höllenstrafen und Ihre Heirat sollten doch nicht sehr viel miteinander gemeinsam haben.«
    Archilochos atmete auf: »Das meine ich eigentlich auch«, sagte er.
    Dann dürfe er sich verabschieden, meinte der Maître und schloß die Mappe: »Die amtliche Trauung findet punkt zwei im Hotel de Ville statt.«
    Arnolph wollte ihn hinausbegleiten.

    82

    Er gehe lieber durch den Park, sagte der kleine Advokat, schob einen roten Vorhang auseinander und öffnete eine Glastüre: »Dies ist der kürzeste Weg.«
    Eisige Luft strömte ins Zimmer.
    »Er muß hier oft zu Gast gewesen sein«, dachte Archilochos, als die schnellen Schritte des Maitres in der Nacht verhallten, und stand einige Augenblicke auf der Terrasse, zu der die Glastüre führte. Er betrachtete das Funkeln der Sterne über den Bäumen. Er fror und schritt ins Zimmer zurück, schloß die Türe. »Die Weemans müssen ein großes Haus geführt haben«, murmelte er.

    17

    Archilochos begann das kleine Rokokoschloß zu durchwan-dern, das nun ihm gehörte. Es hatte ihm geschienen, als seien von einem Nebenraume her leichte Schritte zu hören gewesen, doch fand er niemanden. Alles war erleuchtet, bald durch große, weiße Kerzen, bald durch Lämpchen. Er ging durch Zimmer und kleine Säle, über weiche Teppiche, an graziösen Möbelchen vorbei. An den Wänden waren alte, manchmal etwas zerschlissene kostbare Tapeten mit blaßgoldenen Lilien auf silbergrauem Grund und herrliche Bilder, die er jedoch nicht so recht anzusehen wagte, sondern deretwegen er mehrere Male errötete, waren doch auf ihnen meistens nackte Damen abgebildet, zu denen sich hin und wieder Herren im gleichen natürlichen Zustande gesellten. Chloé fand er nirgends. War er zuerst planlos herumgeirrt, so folgte er nun einer farbigen Spur, ausgeschnittenen blauen, roten und goldenen Papiersternen nämlich, die auf den weichen Teppichen lagen und offenbar die Fährte darstellten, der er nachzuspüren hatte. Er gelangte denn auch über eine schmale unvermutete Wendeltreppe, die er 83

    durch eine geheime Tapetentüre erreichte, ins obere Geschoß (lange war er unentschlossen vor der Wand stehengeblieben, an der die Sterne

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