Griechisches Feuer
dass ich mehr möchte."
"Wirklich nicht?" Constantines spöttischer Gesichtsausdruck zeigte ihr, dass er seine Zweifel hatte.
"Ob du mir nun glaubst oder nicht, ist mir ganz egal", fuhr Grace ihn erbost an. "Ich weiß, was ich will, und eins kann ich dir versichern: Mit dir möchte ich nichts mehr zu tun haben!
Und wenn du es genau wissen willst, ich habe keine Lust mehr, hier zu bleiben. Ich gehe jetzt nach Hause."
"Ich werde dich fahren."
"Nein!"
Genau das hatte Grace befürchtet. Verzweifelt schüttelte sie den Kopf. Sie musste ihn irgendwie von seinem Plan abbringen.
"Ich brauche keine Begleitung. Es ist nicht sehr weit."
"Du wohnst nicht mehr bei deinem Vater?"
"Nein."
Bei ihrem Vater zu wohnen bedeutete gleichzeitig, Paula jeden Tag zu begegnen. Das wollte sie unter keinen Umständen.
"Ich habe meine eigene Wohnung. Zu Fuß sind es von hier nur zehn Minuten."
"Dann werde ich dich begleiten."
Grace stöhnte leise. Sie kannte
Constantines
unverbesserlichen Starrsinn nur zu gut. Wenn er erst einmal einen Entschluss gefasst hatte, war er nicht mehr davon abzubringen. Aber sie würde nicht nachgeben. Auf gar keinen Fall, denn sonst wäre er überzeugt, dass seine Version der Ereignisse des heutigen Abends stimmte.
Aber war es nicht auch so? meldete sich eine innere Stimme.
Hatte sie nicht gewollt, dass...
Nein, sie durfte sich nicht hinreißen lassen. Es musste ein Traum bleiben, denn wenn sie Constantine wirklich gestehen würde, was sie für ihn empfand, würde er sie zu Grunde richten.
Alle Gefühle, die er jemals für sie gehabt hatte, waren ganz offensichtlich erloschen. Bis auf eine Ausnahme: die körperliche Anziehungskraft, die wie ein Feuer auch nach zwei Jahren der Trennung immer noch lichterloh brannte. Sie war so schwach gewesen und hatte Constantine gezeigt, was sie immer noch für ihn empfand, und er hatte es mit der ihm eigenen Rücksichtslosigkeit sofort zu seinem Vorteil genutzt.
"Grace, ich habe noch nie in meinem Leben nachts eine Frau allein nach Hause gehen lassen und werde es auch jetzt nicht tun. Ich fahre dich. Keine Widerrede."
"Anscheinend habe ich wohl kein Mitspracherecht."
Entmutigt gab sie nach, denn sie wollte keinen Streit vom Zaun brechen, der dann für die nächsten Wochen das Gesprächsthema Nummer eins bei den Partygästen gewesen wäre.
"Hast du auch nicht." Constantine konnte seine Zufriedenheit nicht verbergen. "Wir haben uns zwar eben erst kennen gelernt, trotzdem muss ich darauf bestehen, dass du nachgibst."
Wir haben uns gerade erst kennen gelernt. Wieso ...?
Grace brauchte einen Augenblick, bis ihr bewusst wurde, was er damit gemeint hatte.
Grace, das Motto dieser Party lautet: "Vor zehn Jahren". Sie glaubte, seine Worte noch einmal zu hören. Vor fünf Jahren kannten wir uns doch noch nicht...
Also hielt sich Constantine an die Regeln, die sie festgelegt hatten. Sie waren immer noch zwei Fremde, die sich an diesem Abend das erste Mal getroffen hatten.
Wenn sie sich an diesen Gedanken klammerte, dann würde sie es auch überstehen, dass er sie nach Hause brachte. Sie konnte nur hoffen, dass Constantine sich auch später noch an die Regeln hielt und nicht noch etwas anderes im Sinn hatte...
3. KAPITEL
"Dort drüben." Grace hob die Hand und wies Constantine den Weg. "Das letzte Haus auf der rechten Seite. Das mit der blauen Tür!"
Constantine nickte wortlos und lenkte seinen Wagen genau dorthin. Vielleicht bereute er ja schon, dass er vorgeschlagen hatte, sie nach Hause zu fahren. Wahrscheinlich fand er genau wie sie die steife, gezwungene Unterhaltung äußerst unerfreulich und war froh, dass ihr gemeinsamer Abend nun ein Ende gefunden hatte.
Das konnte Grace nur recht sein. Sie hatte nur eins im Sinn: sich so schnell wie möglich in die Sicherheit ihrer kleinen Wohnung zu flüchten. Hätte sie noch länger neben ihm sitzen und seine kurz angebundenen Antworten ertragen müssen, dann hätte sie wahrscheinlich laut geschrien.
"Genau hier."
Noch bevor Constantine den PS-starken Wagen zum Stehen brachte, hatte sie schon ihren Sicherheitsgurt gelöst. Nur schnell weg, bevor er sie völlig aus dem Gleichgewicht brachte.
"Vielen Dank, dass du mich nach Hause gefahren hast... Was hast du gesagt?"
Constantine hatte etwas Unverständliches auf Griechisch gemurmelt, etwas, das böse und ungeduldig klang und sie erstarren ließ.
Aber zu Grace' Überraschung besserte sich seine Laune schlagartig. Das Stirnrunzeln und der spöttische Gesichtsausdruck
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