Griechisches Feuer
waren wie weggewischt.
"Ich bringe dich noch zur Tür." Sein Ton ließ keinen Widerspruch zu.
"Das brauchst du nicht", versuchte es Grace trotzdem.
Sie hätte sich ihren Protest sparen können, denn er war bereits ausgestiegen, ging um das Auto herum und öffnete die Wagentür.
Es waren nur wenige Schritte bis zur Haustür, aber sie kamen Grace wie eine kleine Ewigkeit vor. Und neben ihr ging Constantine wie ein dunkler, schweigender Schatten mit so großen, energischen Schritten, dass sie Mühe hatte, an seiner Seite zu bleiben.
Zu allem Überfluss hatte sich ihre Nervosität auch noch auf ihre Hände übertragen, denn es gelang ihr beim ersten Mal nicht, den Schlüssel ins Schloss zu stecken. Sie war sich nur allzu bewusst, dass Constantine hinter ihr stand und ihre ungeschickten Bewegungen mit Argusaugen beobachtete.
Insgeheim ihre Schwäche verfluchend, versuchte sie ihr Glück noch einmal. Dieses Mal gelang es ihr, und sie wandte sich ihm erleichtert lächelnd wieder zu.
"Wie du siehst, ist alles in bester Ordnung. Ich bin gut zu Hause angekommen. Vielen Dank für deine Begleitung."
Wenn dies wirklich ihr erster gemeinsamer Abend gewesen wäre, dann hätte sie noch hinzugefügt, wie gut sie sich amüsiert habe, und vielleicht vorgeschlagen, sich bald wieder zu sehen.
Aber irgendwie schien ihr die "Stell-die-Uhr-zurück-Idee" um Mitternacht vor ihrer Haustür nicht mehr passend zu sein.
Verzweifelt suchte Grace nach den richtigen Worten, doch es wollte ihr nichts einfallen.
"Gute Nacht", sagte sie schließlich.
"Ist das alles?"
"Alles? Was meinst du? Was denn noch?" Grace konnte nicht verhindern, dass ihre Stimme schrill wurde. "Wir haben uns doch heute erst kennen gelernt!"
"Einen kleinen Gutenachtkuss wirst du mir doch nicht verwehren!"
Constantines Frage brachte ihre Entschlossenheit ins Wanken. Ein Gutenachtkuss, mehr nicht. Was war schon dabei?
Aber tief verborgen in ihr gab es etwas, das nur darauf wartete, an die Oberfläche zu kommen. Etwas, das verhinderte, dass sie auf ihren gesunden Menschenverstand hörte, und sie zwang einzugestehen, dass sie Constantines Kuss über alle Maßen ersehnte.
"Also gut", gab Grace schließlich nach. "Aber nur ein einziger Gutenachtkuss."
Constantine senkte den Kopf, und unwillkürlich öffnete Grace die Lippen.
Doch er berührte nicht ihre Lippen, sondern ihre Wange. Sein Kuss war sanft und so schmerzlich vertraut. Und schon vorbei.
"Gute Nacht."
Bevor sie überhaupt Zeit hatte zu reagieren und voller Vorfreude noch auf den Kuss wartete, dem sie so entgegengefiebert hatte, hatte Constantine den Kopf schon wieder gehoben und war einen Schritt zurückgetreten.
"Gute Nacht", sagte er ruhig. "Vielleicht sehen wir uns ja noch."
Grace konnte es einfach nicht glauben. Der Schmerz, den sie empfand, war unerträglich. Tränen der Enttäuschung brannten ihr in den Augen.
"Gute Nacht."
Unter Aufbietung all ihrer Kräfte gelang es Grace, diese Worte hervorzubringen. Mit mechanischen Bewegungen schloss sie die Tür auf und zog den Schlüssel ab.
Aber sie schaffte es nicht, über die Schwelle zu treten. Sie wollte es so nicht enden lassen.
Es konnte doch nicht einfach vorbei sein. Sie wollte mehr, so viel mehr. Dieser eine Kuss hatte ihre Leidenschaft und ihr Verlangen nur noch mehr angefacht. Sie brauchte diesen Mann, und nichts, was geschehen war, konnte an dieser Tatsache etwas ändern.
Aber Constantine schien ganz anders darüber zu denken. "Ich bin darüber hinweg", hatte er ihr an diesem Abend völlig ungerührt eröffnet.
Lauf davon! dachte Grace entsetzt, bevor alles außer Kontrolle gerät!
Nein! flehte ihr Herz. Nur noch ein bisschen länger. Nur noch einen kurzen Augenblick mit Constantine zusammen sein. Nach diesen zwei langen, trostlosen Jahren endlich wieder seine Stimme hören und ihn vielleicht auch wieder lächeln sehen!
Und bevor sie überhaupt wusste, was sie tat, presste sie die Lippen auf seine Wange. Sie atmete sein herbes After Shave und den männlichen Duft seines Körpers ein, und alles begann zu verschwimmen.
"Gute Nacht. Und vielen Dank ..." flüsterte sie.
Und genau diese instinktive Handlung wurde Grace zum Verhängnis.
Blitzschnell drehte Constantine den Kopf, bis sein sanfter Mund ihrem gefährlich nah war.
"Grace ..."
Constantine flüsterte mit rauer Stimme etwas auf Griechisch, beugte sich vor und presste die Lippen fordernd auf ihre.
"Du hättest gehen sollen ... weit weg ... solange du noch konntest. Jetzt ist es
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