Griechisches Feuer
zufrieden gewesen - das hatte sie jedenfalls gedacht.
Aber jetzt hatte Grace ihren Kompromiss, und sie musste zu ihrem Leidwesen feststellen, dass er ihr nicht ausreichte. Sie wollte keinen Kompromiss, sie wollte auch nicht zivilisiert sein.
Sie wollte mehr. Viel mehr.
"Happy Birthday to you ..."
Um sie her sangen Ivans Gäste lautstark das traditionelle Geburtstagslied, und Grace wollte mitsingen, aber die Worte kamen ihr nicht über die Lippen. Sie war wie versteinert.
Sie konnte es nicht länger leugnen, und die Erkenntnis erschreckte sie zutiefst. Die letzten zwei Jahre waren wie weggewischt. Ihre Gefühle für Constantine waren immer noch genauso stark wie früher.
"Grace?"
"W... was?"
Irgendwie gelang es ihr, die Benommenheit abzuschütteln und sich auf den Mann zu konzentrieren, der vor ihr stand.
Constantine. Sie atmete tief durch und hoffte, ihre aufgewühlten Gefühle so besser unter Kontrolle zu bekommen.
Ihr Puls raste bei dem Gedanken, dass er vielleicht erraten hatte, was gerade in ihr vorgegangen war. Ivan hatte den Kuchen ganz aufgeschnitten, die Musik spielte wieder, und die Party ging weiter.
"Wollen wir tanzen?"
Sag Nein! Ihre Nerven waren plötzlich zum Zerreißen gespannt, und Panik überkam sie. Sie musste Nein sagen, ihn stehen lassen, einfach weglaufen ... Egal, was sie tat, sie durfte sich auf gar keinen Fall von ihm in seinen Bann ziehen lassen!
Wenn das geschah, hatte sie keine Chance mehr. Sie hatte ja eben selbst erlebt, wie sie auf den Klang seiner Stimme, seinen Duft und seine Berührungen reagierte! Sie durfte es einfach nicht riskieren...
"Ja, lass uns tanzen."
Was hatte sie eben gesagt? Grace traute ihren Ohren kaum.
Das durfte doch wohl nicht wahr sein. Sie konnte sich nicht erklären, warum sie die Warnungen ihres Unterbewusstseins so außer Acht gelassen hatte. Aber sie war einfach nicht in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen, denn irgendetwas tief in ihr hatte die Kontrolle übernommen.
So erlaubte Grace, dass Constantine ihre Hand nahm und sie zu dem Teil des Wohnzimmers führte, den man zur Tanzfläche umfunktioniert hatte. Und sie wehrte sich auch nicht, als die Musik gerade in diesem Augenblick von einem schnellen Rhythmus in einen langsamen und verführerischen wechselte und Constantine sie an seinen warmen, starken Körper zog.
Es war, als hätten sie schon immer zusammen getanzt. Und es fühlte sich so gut an. Der Raum um sie her verblasste, es gab nur noch zwei Menschen auf der Welt: sie und diesen Mann, dessen Stärke so überwältigend war und dessen Herzschlag sie an ihrer Wange spüren konnte.
"Grace ..." flüsterte er in ihr Haar.
"Sprich nicht. Halt mich nur fest."
Später konnte Grace sich nicht mehr daran erinnern, ob es ein Tanz war, der ewig dauerte, oder unzählige Tänze, denn sie befand sich wie in einem Rausch. Sie kam erst wieder zu sich, als die Musik aufhörte zu spielen, der Raum um sie her wieder Konturen annahm und sie zu ihrer Überraschung feststellte, dass sie sich nicht länger im Wohnzimmer befanden, sondern im Flur, wohin Constantine sie, ohne dass sie es gemerkt hatte, geführt hatte.
"Wohin ..." Verwirrt blickte Grace sich um.
Sie standen unter einer großen Treppe, die sie vor den Blicken der anderen Gäste verbarg.
Die Wirklichkeit hatte Grace unsanft eingeholt, und ihre Traumwelt war nur noch eine schöne Erinnerung. Unwillkürlich erschauerte sie.
"Was soll das, Constantine?"
"Grace ..." Er legte ihr einen Finger auf die Lippen, und ihr Protest erstarb. "Ich will mit dir allein sein."
"Wie kannst du es wagen!"
Grace wich zurück und funkelte ihn wütend an.
"Du willst! Du willst! Ich fasse es nicht. Das ist das Einzige, was du kennst. Du denkst immer nur an dich. ,Ich will mit dir allein sein'. Bei dir klingt das wie ein Befehl! Hast du eigentlich schon einmal das Wort ,bitte' gehört?"
"Ich dachte, dass auch du den Wunsch nach ein bisschen Zweisamkeit hättest", verteidigte Constantine sich.
"Und wie kommst du auf diesen Gedanken?"
Constantine senkte den Kopf und flüsterte ihr mit samtweicher Stimme ins Ohr: "Sprich nicht... Halt mich nur fest...'"
Die Wiederholung ihrer im Bann der Umarmung unbedacht geäußerten Worte ließ sie zusammenzucken. War sie wirklich so dumm gewesen? Hatte ihre Stimme tatsächlich diesen bittenden Ton gehabt? Wieso hatte sie ihre Gefühle nur so offen gezeigt?
"Ich ... Mir hat das Tanzen einfach Spaß gemacht", brachte sie schließlich heraus. "Das heißt aber nicht,
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