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Grießnockerlaffäre: Ein Provinzkrimi (German Edition)

Grießnockerlaffäre: Ein Provinzkrimi (German Edition)

Titel: Grießnockerlaffäre: Ein Provinzkrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Falk
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erst ausreden. Sagt irgendwas davon, dass ich mich jetzt mal nicht lächerlich machen soll. Und, dass ich bis auf Weiteres meinen Aufgaben hier in Niederkaltenkirchen gefälligst nachkommen soll. Und, dass das LKA den wahren Täter schon finden wird, weil das ja schließlich keine Deppen sind. Und so weiter und so fort. Außerdem sagt er noch, ihm pressiert’s jetzt unbändig. Weil er dringend zur Frau Lindner muss. Die hat nämlich heute ihren Hundertsten. Und da kommt schließlich Hinz und Kunz und natürlich die Presse. Das ist mordswichtig. Leider geht’s der armen Lindnerin gar nicht gut, sagt er. Und drum pressiert’s ihm jetzt eben. Nicht, dass die Alte noch abtritt, ehe ein Foto für die Zeitung gemacht wurde. Ein Foto mitder Jubilarin und himself, versteht sich. Schließlich sind heuer Kommunalwahlen.
    »Jetzt schauns’ einmal, dass Sie weiterkommen, Bürgermeister! Nicht, dass uns die Alte noch wegstirbt«, drängelt die Susi.
    »Die Hebamme wär dann aber nicht mehr schuld«, sag ich noch so.
    »Moment!«, ruft die Susi, zischt ab wie ein Blitz, um Sekunden später mit einem Blumenstrauß zurückzukommen. Erst denk ich, ja, die sind für mich. Weil sie sich halt entschuldigen will wegen der unpassenden intimen Annäherung von gerade. Das macht sie nämlich manchmal, die Susi. Wenn sie zum Beispiel irgendwas verpatzt hat in unserer Zweisamkeit. Dann kommt sie schon mal mit der einen oder anderen Überraschung rüber. Manchmal eben auch Blumen. Und die schenk ich dann der Oma. Und die freut sich. Das ist schön. Aber heute … heute geh ich wohl leer aus.
    »Die Blumen, Bürgermeister! Die Blumen«, schreit die Susi ganz außer Atem. Der entreißt ihr den Strauß, steigt in den Wagen und ist auch schon weg.
    »Kümmer dich um die Anzeige, Franz. Eine Familiensache. Und mach es sofort, sonst gibt’s bloß wieder Ärger«, sagt die Susi im Weggehen. Und sie sagt es mit Nachdruck. Kümmer dich um die Anzeige … Und mach es sofort … Ja, wie redet die eigentlich mit mir? Grad jetzt, wo ich bis zum Hals rauf in eigenen Problemen stecke. Was verdammt noch mal interessieren mich da irgendwelche wildfremden Familiensachen?
    Es ist ein Zweifamilienhaus ein paar Straßen weiter, wo ich jetzt hin muss. Die Frau von der oberen Wohnung hat nämlich die von der unteren Wohnung angezeigt. Weil die »blödes Miststück« zu ihr gesagt hat. Also läute ich zuerst dort. Bei dem blöden Miststück quasi. Und es stellt sichheraus, dass es sich dabei um Schwiegermutter beziehungsweise -tochter handelt. Die Schwiegertochter ist ein stinkfaules Weib, sagt das blöde Miststück. Liegt bis Mittags im Bett und dann frühstückt sie erst mal gemütlich in aller Ruhe. Und zwar lange und ausgiebig und bei Sonnenschein sogar auf dem Balkon. Mit fast nix an. Und jetzt … jetzt wird sie auch noch frech.
    »Blödes Miststück! So was muss man sich doch wirklich nicht bieten lassen, oder?«
    »Nein«, sag ich. »Auf gar keinen Fall. Ich werd mich mal gleich darum kümmern.«
    Dann geh ich eine Etage tiefer.
    Sie ist wirklich fast nackert, diese … also diese Schwiegertochter. Aber sagen wir einmal so: Sie kann das auch tragen. Ehrlich. Eine echte Sahneschnitte. Und sie hat ganz verweinte Augen. Ganz verweinte braune Augen. Und sie erzählt mir auch ihre Version von der Geschichte. Die Schwiegermutter, sagt sie, die ist nämlich der Teufel in Vollendung. Macht ihr praktisch alles, ja, wirklich alles mit Absicht. Dreht ihr zum Beispiel die Heizung ab, genau wenn sie baden will. Oder den Strom, wenn die Musik angeblich zu laut ist. Und sie wartet jeden verdammten Tag, bis dieses arme Zauberwesen hier auf dem Balkon sitzt und ihr Frühstück zu sich nimmt. Und exakt in dem Moment, wo sie ins Butterbrot beißen möchte, schüttelt die Alte von oben ihren grintigen Läufer aus. Genau vom Balkon runter. Direkt auf den wunderbaren Frühstückstisch von dieser armen Frau. Das ist ja wirklich die Höhe!
    »Was sagt denn eigentlich Ihr Mann dazu? Zu diesen ganzen Aktionen?«
    »Ach, der«, sagt sie und schnäuzt sich. »Der weiß eigentlich gar nicht recht, was er tun soll. Sitzt praktisch immer zwischen den Stühlen, verstehen Sie? Er ist ja sowieso dieganze Woche über auf Montage. Und dann, am Wochenende, wenn er endlich heimkommt, da möchte ich ihn halt einfach ein bisschen verwöhnen. Das kann man doch verstehen, oder?«
    Jawohl, das kann man!
    »Und dann … dann kommt Sie wieder, die alte Hexe, und hämmert mit dem Besenstil so lange

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