Grießnockerlaffäre: Ein Provinzkrimi (German Edition)
gegen unsere Decke, bis er schließlich raufgeht zu ihr und sich wieder stundenlang ihre Lügen anhört, die sie über mich erzählt. So geht das andauernd. Und dabei möchte ich doch nur, dass er sich von seiner harten Arbeit entspannt und ein paar Stunden lang glücklich ist.«
Dann geh ich nach oben.
»Der Teppich ist vorläufig beschlagnahmt«, sag ich. »Der wird jetzt erst mal vom Gesundheitsamt untersucht. Was denken Sie sich eigentlich dabei? Den können Sie doch nicht einfach so durch die Gegend schütteln. Da kann man sich ja alles Mögliche holen.«
Ich zieh meine Handschuhe über. Das unterstreicht meinen bereits durch Mimik demonstrierten Ekel ganz enorm. »Und außerdem … außerdem sollten Sie einmal etwas Rücksicht nehmen auf Ihre Schwiegertochter. Schließlich macht die Ihren Sohnemann glücklich. Sehr glücklich, will ich sogar mal behaupten. Und Sie … Sie sind sicherlich eine gute Mutter, gell. Eine großartige womöglich. Und was, bitte schön, kann sich eine so großartige Mutter eigentlich mehr wünschen, als das Glück ihres Kindes?«
»Aber …«, hör ich sie noch. Doch ich bin auch schon draußen. Das Zauberwesen winkt mir durchs Fenster ganz dankbar zu.
Wunderbar.
Ich schmeiß den Läufer in die nächstbeste Tonne, und gleich darauf düs ich auch schon nach Landshut rein.
Kapitel 5
Die Stimmung in der PI ist seltsam. Irgendwo zwischen Betroffenheit, Erleichterung und gegenseitigem Misstrauen vielleicht. Und rauszukriegen … rauszukriegen ist so gut wie gar nichts. Das Einzige, was durchsickert und meine persönliche Entlastung ins Nirwana schickt, ist die Tatsache, dass der Barschl mit meinem Hirschfänger abgeschlachtet wurde. Gott sei Dank kann ein jeder der Hochzeitsgäste bezeugen, dass ich zwar der Besitzer, aber nicht der alleinige Benutzer davon war. Im Grunde hatte ihn ja wirklich ein jeder mal in der Hand. Allein schon wegen der Schweinekruste. Und dann war er einfach irgendwann weg. An dem Abend hab ich es gar nicht bemerkt. Hatte ja wirklich auch andere Sorgen. Aber so wie es momentan ausschaut, ist ausgerechnet mein Hirschfänger nun das mutmaßliche Mordinstrument. Unglaublich.
Bevor ich heimfahr, schau ich noch schnell zum Stopfer Karl rein, muss aber feststellen, dass er durch Abwesenheit glänzt. Flitterwochen, heißt es. Ja, der hat vielleicht Nerven! Geht seelenruhig flittern, während sein Lieblingskollege unter Mordverdacht steht!
Wie ich am nächsten Morgen in die Küche komm, hockt der Papa drin und liest die Zeitung. Keine Oma, kein Frühstück, kein Garnix.
»Was ist denn heute los?«, will ich wissen.
»Das musst schon deine Großmutter fragen«, sagt der Papa, ohne seinen Blick aus der Landwirtschaftsseite zu nehmen.
»Wo ist sie denn, die Oma?«
»Im Bett.«
»Im Bett? Um die Uhrzeit? Es wird ihr doch nix passiert sein?«, sag ich und schau rauf zu ihrer Zimmertür.
»Das kann man nicht wissen«, sagt der Papa, leckt sich übern Finger und blättert um.
»Ja, Herrschaft, dann schau halt mal nach!«
»Das Gästezimmer ist leer.«
»Ja, und? Was hat das damit zu tun? Vielleicht ist er ja einfach schon abgereist, der Paul. Wahrscheinlich hat er dich nicht mehr ertragen.«
»Seine Sachen sind aber noch da. Inklusive der Straßenschuhe.«
Ich versteh das jetzt nicht ganz und muss kurz überlegen.
Dann – klick!
»Du meinst … er ist oben? Bei der Oma im Zimmer?«
»Wo bitte schön sollte er denn sonst wohl sein?«
Jetzt muss ich lachen. Die Oma! Altes Mädchen!
»Was genau ist so komisch daran?«, sagt der Papa grad noch, dann geht die Küchentür auf. Und die Oma kommt rein mitsamt einem Wiesenblumenstrauß und ihrem Paul. Die beiden kichern. Und sie sind barfuß.
»Jetzt haben wir uns direkt ein bisschen verbummelt«, ruft die Oma und stellt die Blumen in eine Vase. »Frühstück kommt gleich!«
Wahrscheinlich schauen der Papa und ich ein bisschen verwirrt. Weil: dann sagt sie nämlich: »Und wegen was schaut’s ihr zwei jetzt so saublöd?«
»Was habt’s ihr denn um Himmels willen da draußen gemacht, wenn man fragen darf?«, sag ich, wie ich wieder schnaufen kann.
»Spazieren, Franz!«, sagt der Paul fröhlich. »Wir waren ein bisschen spazieren und haben Blumen gepflückt.«
»Barfuß?«, brummt der Papa.
»Ja, freilich! Wir sind durch die Wiesen gelaufen, gell, Leni. Und das war herrlich!«, lacht der Paul und haut dann der Oma einfach auf den Hintern. Der Papa steht auf, dass gleich der Stuhl umkippt. Sonst ist aber alles
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