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Grießnockerlaffäre: Ein Provinzkrimi (German Edition)

Grießnockerlaffäre: Ein Provinzkrimi (German Edition)

Titel: Grießnockerlaffäre: Ein Provinzkrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Falk
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ganz prima. Das Frühstück ist ein Gedicht, und ohne dem Papa seine vorwurfsvolle Trauermiene ist es sogar direkt lustig mit den zwei Alten.
    Ein paar Tage später, nachdem die Gerichtsmedizin den Leichnam vom Barschl freigegeben hat, ist natürlich Beerdigung. Und weil er ja in Freising beheimatet ist, sorry: war, findet das Ganze eben auch dort statt. Von den Kollegen kommen nicht so viele. Im Grunde nur die planmäßige Abordnung. Der Vertreter vom Vertreter von der PI und zwei Schreibkräfte. Bei denen geht das gut als Arbeitszeit durch. Dann noch eine Handvoll Schleimer. Ich komm auch, aber nicht wegen Schleimen, sondern mehr wegen Spionieren. Man hört ja immer wieder, dass die Täter gern ihre Opfer auf deren wirklich allerletztem Weg noch begleiten. Leider weiß auch Thin Lizzy von dieser These.
    »Na, Eberhofer, was tun Sie denn hier? Treibt Sie etwa das schlechte Gewissen her?«, fragt sie gleich, wie sie mich entdeckt.
    »Und selber? Wie geht’s Ihren Alkoholproblemen?«, frag ich zurück.
    Sie grinst.
    Dann aber kommt auch schon der Priester mit seiner Ansprache.Es sind nicht viele Trauernde unter den Trauernden. Die Anzahl der Leute ist ohnehin gut überschaubar. Und die, wo hier sind, machen keinen besonders verzweifelten Eindruck. Ein Dicker mit Kappe kratzt mit dem Schlüssel seine Fingernägel aus. Eine Frau zupft völlig überflüssigerweise ständig an ihrem zu kurzen Kleid. Eine andere schaut die Kranzblumen an. Ganz interessiert, und geht sogar in die Hocke, um nur ja alle sehen zu können. Und so ein ganz junger Kerl, der spielt sogar völlig ungeniert mit seinem Handy rum. Von Trauer also kaum eine Spur.
    Ganz vorne steht natürlich die Witwe, dieses Hammerweib. Sie wirkt sehr sexy in dem schwarzen Fetzen und dieser riesigen dunklen Sonnenbrille. Sehr sexy, muss man schon sagen. Ich reiß meinen Blick los und suche weiter. Aber all die hier Anwesenden erscheinen mir äußerst vertrauenswürdig. Ja, direkt harmlos. In keinem davon kann ich einen bestialischen Halsaufschlitzer erkennen. Wobei das natürlich nichts aussagt. Rein überhaupt nichts. Weil ja so ein potentieller Halsaufschlitzer nicht notgedrungen wie ein solcher ausschauen muss. Also nicht unbedingt pockennarbig, mit offenem Hemd und dicken Haarbüscheln auf der Brust, das Messer zwischen den Zähnen und den kleinen Finger des letzten Opfers noch in der rechten Hosentasche. Das nicht. Aber wenigstens irgendwas davon. Doch hier: Kein Pockengesicht, keine Brustbehaarung, zumindest keine maßlose, und erst recht weit und breit kein Messer. Und außer uns paar Hanseln ist sowieso keiner da. Der Pfarrer räuspert sich. Lange und laut. Und wie ich ihn schließlich so anschau, merk ich, dass alle anderen mich anschauen. Drum hör ich lieber auf mit Recken und Strecken und lausche den letzten Worten an unseren kürzlich Verblichenen. Irgendwann ist er dann endlich verscharrt, der Barschl. Und so stell ich mich wie alle in die kurze Reihe, um meine Aufwartungzu machen. Eigentlich sollte man sie ja beglückwünschen, die schöne Witwe. Aber gut.
    »Mein Beileid«, sag ich und drück ihr die Hand. Sie schaut zu mir auf.
    »Sie sind doch der Kollege Eberhofer, nicht wahr?«, sagt sie ganz leise.
    Ich nicke. Mir klebt ein Knödel in der Kehle. Was soll ich jetzt machen? Ihr sagen, dass ich ihren Alten nicht auf dem Gewissen habe? Oder, dass er ein Volldepp war, ein elendiger. Und sie froh sein soll, dass er weg ist.
    »Gibt’s einen Leichenschmaus?«, fragt plötzlich eine ältere Frau zwischen uns zwei durch.
    »Nein, bedaure«, sagt die Frau Barschl und schüttelt zaghaft den Kopf. Sie hält noch immer meine Hand.
    Die Alte verschwindet schimpfend. »Da stehst dir die Haxen in den Bauch und kriegst noch nicht einmal einen anständigen Leichenschmaus«, brummt sie so vor sich hin.
    »Können wir irgendwo einen Kaffee trinken?«, fragt das Hammerweib jetzt.
    Meint die mich?
    Jedenfalls schaut sie mich an.
    »Von mir aus«, sag ich schulterzuckenderweise.

Kapitel 6
    »Warum zum Geier wollen Sie ausgerechnet mit dem mutmaßlichen Mörder Ihres Gatten einen Kaffee trinken?«, frag ich erst mal, nachdem die Bedienung von diesem kleinen Straßencafé unsere Bestellung notiert hat. Wir haben ein erstklassiges schattiges Plätzchen gefunden. Die Frau Barschl nimmt ihre Sonnenbrille ab und schaut mich an. Sie hat ganz himmelblaue Augen.
    Ein Wahnsinn.
    »Erstens glaube ich sowieso nicht, dass ausgerechnet Sie der Mörder sind«, sagt sie

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