Grießnockerlaffäre: Ein Provinzkrimi (German Edition)
vernehmbar, was aber wurst ist, weil sie’s ja eh nicht hört.
Der Paul räuspert sich, steht auf und hilft ihr beim Abräumen und später beim Abwasch.
Und ich geh lieber mal mit dem Ludwig die Runde, weil’s derzeit nicht so richtig gemütlich ist, hier bei uns daheim.
Wir brauchen eins-siebenundzwanzig dafür, weil der Flötzinger auch grad seine Runden dreht. Wir gehen ein Stückchen gemeinsam und ratschen. Und da erfahr ich, dass er morgen operiert werden soll. Sterilisiert, um genau zu sein. Vasektomie nennt sich das Ganze. Samenleiter durchtrennt auf Deutsch. Weil eben seine Mary keine Kinder mehr will. Nicht um alles auf diesem Planeten. Zwei sind eh schon eine Zumutung, hat sie gesagt. Und drum ist sie zum Arzt gegangen und hat sich dort beraten lassen. Zuerst wollte sie ja den Eingriff an sich selbst vornehmen lassen, die Mary. Das aber wieder will der Flötzinger auf gar keinen Fall. Lieberlegt er sich selbst unters Messer. Auch wenn’s ihm noch so schlecht ist bei diesem Gedanken. Aber so, sagt er, ist er halt auf der sicheren Seite. Auch bei eventuellen Seitensprüngen sozusagen. Da ist praktisch Schicht im Schacht. Dann kann ihm auch keine mehr kommen mit: Ich bin überfällig und so. Spart ihm enorm Nerven, sagt er. Und seine Mary, die ist sowieso froh, dass der Kelch an ihr vorübergeht. Ja, das kann man verstehen. Und so hat praktisch jeder was davon, könnte man sagen. Aber ausschauen … ausschauen tut er gar nicht gut, der Gas-Wasser-Heizungs-Pfuscher. Käsig bis zum Gehtnichtmehr. Armer Kerl. Dann wünsch ich ihm noch alles Gute, wirklich alles Gute. Und wir verabschieden uns. Er steigt in sein Auto. Zwei Aufkleber zieren die Ecken der Heckscheibe. »Ignatz Fynn on board« steht auf dem einen. »Clara-Jane on board« auf dem andern.
Kapitel 9
Am Samstag fahr ich also zum Birkenberger Rudi und wir gehen in den Englischen Garten zum Chinesischen Turm. Wir kaufen uns eine gescheite Brotzeit an der Theke und freilich für jeden eine Mass. Damit hocken wir uns an einen der Biertische. Die Sonne scheint ganz großartig durch die Bäume und die Mädchen tragen Kleider, da kann man quasi gar nicht mehr wegschauen. Einwandfrei.
»Dein Bart wird immer besser, Franz«, sagt der Rudi. »Ein paar Wochen noch, und du kannst prima bei den Oberammergauer Passionsspielen mitmachen.«
»Ein paar Tage noch, dann ist er weg!«, sag ich.
Der Presssack sauer ist ein Gedicht, die Radieserl knackig und saftig und der Birkenberger urplötzlich rotzgrantig. Weil er sich wahrscheinlich wieder mal das falsche Essen bestellt hat und jetzt neidvoll auf meinen Teller rüberschaut.
»Was schaust so? Ist deine Käseplatte etwa nicht gut?«, frag ich kauenderweise.
»Ein bisschen arg trocken, würd ich sagen. Kannst du mir ein paar von deinen Zwiebeln abgeben? Und vielleicht eine Essiggurke?«, sagt er, und schon ist seine Gabel unterwegs zu meinem Teller. Weil ich das aber direkt erwartet hab, schieb ich mein Brotzeitbrettl zur Seite, und er rammt die Gabel mit Anlauf ins Tischholz.
»Arschloch!«, brummt er noch. Dann aber entspannt sichdie Lage wieder ein bisschen. Und so plaudern wir natürlich auch noch über den Barschl und seine Ermittler, die nicht ermitteln. Und natürlich erzähl ich ihm auch von meiner richterlichen Unterhaltung.
»Schau einer an, Franz. Er lässt dich also wieder mal nicht ran, der Moratschek«, lacht der blöde Birkenberger hämisch.
Möge er an seiner Käseplatte ersticken!
Ich beiße genüsslich in eine Essiggurke und schieb einen ganzen Haufen Zwiebeln hinterher und mir trieft direkt das Wasser aus den Mundwinkeln.
»Aber ehrlich gesagt, Franz, hat dich das doch noch nie gehindert, es trotzdem zu tun. Hast du schon irgendjemanden im Visier?«, fragt der Rudi und schiebt seinen halb vollen Teller zur Seite.
»Die Witwe«, sag ich. »Die werd ich mir mal genauer anschauen.«
Der Birkenberger lacht ein dreckiges Lachen.
»Was lachst du so deppert?«
»Die Witwe will er sich genauer anschauen, der Eberhofer!«
»Hast du sonst eine Idee, du Klugscheißer?«, frag ich und nehm einen Schluck Bier.
Der Rudi lehnt sich selbstgefällig zurück und vergisst komplett, dass er auf einer Bierbank hockt. Einer Bierbank ohne Rückenlehne, versteht sich. Wie er endlich wieder vom Boden hochkommt und sich niedersetzt, ist die Überheblichkeit wie weggeblasen.
»Hast du dir denn eigentlich schon mal seine Fälle angeschaut?«, fragt er und schüttelt den Staub aus seiner Kleidung. »Also die
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