Grießnockerlaffäre: Ein Provinzkrimi (German Edition)
war ja nicht immer eine Oma, verstehst. Die war doch früher bestimmt mal ein ganz ein heißer Feger!«
»Jetzt langt’s aber, Franz! Es ist immerhin meine Mutter, über die du grad redest. Und immerhin hat sie etwa zur selben Zeit meinen Vater geheiratet, wo sich dieser … dieser Paul hier am Hof rumgetrieben hat. Ein paar Wochen plusminus vielleicht. Also kann er beim besten Willen nicht ihr Gspusi gewesen sein. Passt das rein in deinen Schädel?« Er wirft das Geschirrtuch beiseite und macht sich von dannen. Durchs Fenster hör ich sein Feuerzeug klicken. Und gleich kann man es auch schon riechen. Dass er immer einen Joint braucht, wenn er seinen Sentimentalen kriegt? Und ich könnte wetten, dass er meine Gedanken teilt, was die Oma und den Paul betrifft.
Ich geh dann mit dem Ludwig die Runde, eins-siebzehn, ja, Vitaminbomben treiben dich vorwärts, frag nicht. Und dann geh ich noch zum Wolfi auf ein Bier. Der Simmerl hockt drin und berichtet erfreut über die Fahrkunststeigerungen bei seinem Filius. Und auch der Flötzinger ist da, und offensichtlich bester Laune. Weswegen, sagt er unsnicht, aber er grinst von einem Lauschlappen bis rüber zum andern.
Dann geht die Tür auf und die Susi kommt rein. Sie hat eine Freundin im Schlepptau, die ich noch nicht kenn. Es ist ein Mördergerät mit Megaausschnitt und Minirock, der ihren Schlüpfer ganz groß rauskommen lässt. Und im Handumdrehen läuft dem Flötzinger ein Rinnsal übers Kinn.
»Servus, liebe Susi«, sabbert er gleich los. »Wen hast du uns denn da Schönes mitgebracht?«
»Das ist die Silvie, lieber Ignatz. Und sag, wie geht’s eigentlich deiner lieben Mary?«, sagt die Susi und gibt mir ein Bussi.
Die Silvie, soso.
»Servus, Silvie«, sag ich. »Ich bin der Franz.«
»Das weiß die Silvie schon, gell, Silvie. Und sie weiß auch, dass du mein Franz bist«, sagt die Susi und haut mir mit voller Wucht auf den Hintern. Der Wolfi kommt und wir bestellen Bier. Alle, auch das Mördergerät. Dann erfahren wir, dass eine Kollegin von der Susi, eine aus unserer Gemeindeverwaltung, jetzt in Altersteilzeit geht. Und dass diese Silvie nun deren Posten übernehmen soll. Was unser Rathaus auf jeden Fall gleich in einem ganz neuen Licht erscheinen lassen würde. Ja, um nicht zu sagen, in einem neuen Glanz.
Ein paar Bier später tanzt das blöde Flidscherl dann zu ›Griechischer Wein‹ aus den Boxen an der Schulter vom Flötzinger, und er hat seine Pratzen nur ganz knapp über ihrem Schlüpfer. Es ist einfach bloß ekelhaft. Bei ›Er gehört zu mir‹ sind plötzlich beide verschwunden. Eine halbe Stunde später kommt der Flötzinger zurück. Er ist alleine und hat wieder dieses dämliche Grinsen in der Visage. Aus den Boxen dröhnt jetzt ›Merci‹. Ja, danke, ich hab für heut genug gesehen. Und so verabschiede ich mich kurz und geh heim.
Am nächsten Tag in der Früh ruf ich zuerst einmal den Stopfer Karl an. Schließlich ist jetzt ein Weilchen ins Land gezogen, und da könnte man doch erwarten, dass die werten Kollegen in ihrem Barschl-Fall endlich einen Verdächtigen haben. Ja, sagt der Karl, den hätten sie auch. Und es wär nach wie vor derselbe, nämlich ich. Wunderbar. So hab ich mir das vorgestellt! Es ist also genau so, wie es immer war: Weil die Landshuter Polizei völlig unfähig ist und schon rein arbeitstechnisch nullkommanull motiviert ist, ja, man könnte durchaus von Arbeitsverweigerung reden, muss ich den Fall wieder selber lösen. So wie beim letzten Mal. Und beim vorletzten. Und beim vorvorletzten.
Kapitel 14
Wie es sich für einen zielstrebigen Ermittler gehört, verbring ich die nächsten Tage mit der Durchsicht der mir bisher bekannten Fakten. Und ich muss sagen, viel ist das nicht. Da ist einmal das Opfer mit transsexuellen Vorlieben, eine Witwe mit handfestem Alibi und ein Exgeliebter mit keinem ebensolchen, was nun dringend überprüft werden muss. Nach Angaben von der Frau Barschl soll er ja zum Mordzeitpunkt bei seiner Mutter im Osten abgehangen haben. Das heißt es abzuklären. Also begeb ich mich in das Büro von der Susi, weil die nämlich im Rausfinden von Adressen und Telefonnummern einfach eine Granate ist. Leider ist sie nicht da, nur ihre neue Kollegin, die Silvie, die wiederum glänzt mit Anwesenheit. Sie sitzt am Schreibtisch und ist genauso ordinär gekleidet wie neulich. Dahinter steht unser Bürgermeister und versucht offenbar, sie in die Geheimnisse unseres gemeindeeigenen Computersystems einzuweisen.
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