Grießnockerlaffäre: Ein Provinzkrimi (German Edition)
Schnüffelaktionen jetzt ist. Die sind zwar leider wenig heiter, interessant aber sind sie allemal. »Also, die Gattin vom verunglückten Hausladen, die ist damals sehr früh gestorben. Und zwar so früh, dass er praktisch gezwungen war, die kleine Tochter alleine großzuziehen. Und weil er mit dieser Aufgabe vermutlich völlig überfordert war und ihm wohl auch sein Weib gefehlt hat, beschloss er bald, dass seine Tochter seine Frau zu ersetzen hatte. Zuerst nur für schwere Hausarbeiten und so was in der Art. Weil aber von dem Mädchen keinerlei Gegenwehr kam, bald eben auch anders, du weißt schon. Und das muss dann jahrelang so gegangen sein. Ich konnte mit einigen von den Nachbarn reden. Und die haben alle irgendwas drüber gewusst. Und sie behaupten, auch das Jugendamt wusste darüber ganz genau Bescheid. Passiert ist aber nix. Rein gar nix. Mittlerweile ist dieses Mädchen halt eine junge Frau und auf dem Weg in ihr eigenes Leben. Was wiederum dem Vater wenig Frohsinn entlockt haben dürfte. Und sohat er wohl seinen Frust immer öfter im Suff ertränkt. Ja, das war’s eigentlich auch schon. Und nun ist er tot, der Hausladen. Verstorben beim Versuch, seine Promillewerte aufrechtzuerhalten, könnte man sagen. Gut, jetzt bist du dran, Franz«, sagt der Rudi nach Beendigung seiner Berichterstattung.
»Ja, und wie schaut’s aus … kennt sie die Frau Barschl? Diese Frau Hausladen, mein ich«, frag ich jetzt.
Der Rudi schüttelt den Kopf. »Sie sagt Nein. Aber sie sagt ja auch, dass ihr Vater sie niemals sexuell belästigt hat. Niemals. Das wären alles nur Gerüchte, weiter nix.«
»Du, Rudi«, will ich noch wissen. »Hast du bei deinen Befragungen eigentlich erzählt, dass du ein Privatdetektiv bist? Also, wissen diese Leute davon, dass wir hier ermitteln?«
»Bin ich deppert, oder was? Nein, nein, ich hab da schon so meine ganz eigenen Methoden, Dinge zu erfahren, die sonst nie einer erfahren würde. Schließlich bin ich ja nicht erst seit gestern in diesem Gewerbe.«
Sehr gut.
»Ja, dann fahr ich erst mal in diese Klinik. Also nicht in die, wo die Hausladen zuletzt lag, sondern in die, wo vorher diese Abtreibung gemacht wurde. Irgendwo muss da doch ein Zusammenhang sein«, sag ich und steh auf.
Der Brunnermeier kommt aus dem Wohnhaus.
»Und, wie geht’s ihm?«, frag ich und geh ihm entgegen.
»Ja, mei. Wie’s einem halt so geht bei Krebs im Endstadium, gell. Wenn er nicht ins Krankenhaus will, kann man auch nichts machen. Ein bisserl was gegen die Schmerzen vielleicht. Mehr nicht. Aber im Grunde kann ich ihn schon verstehen, denn helfen … helfen wird ihm eh nix mehr. Und das weiß er genau.« Der Brunnermeier schnauft tief durch, stellt seinen Arztkoffer ab und putzt die Brille. »Wie gesagt, ich hab ihm was gegen die Schmerzen gegeben. Und ichschau morgen dann wieder vorbei«, sagt er, fischt den Koffer vom Boden und verschwindet durch das Gartentürl.
»Moratschek, habe die Ehre«, sag ich gleich, wie ich ihn auf den amtsgerichtlichen Gängen mir entgegenschreiten sehe.
»Eberhofer! Grüß Sie Gott«, sagt er und schnäuzt sich in ein Taschentuch. »Habens’ eine Vorführung heute oder was treibt Sie hierher?«
»Nein, ich bin schon eher wegen Ihnen da«, sag ich, vielleicht ein bisserl kleinlaut.
»Wegen mir?«, ruft der Richter und öffnet seine Bürotür. Deutet an, einzutreten, und tut es dann auch selber. Er schließt die Tür hinter uns.
»Also, kommens’, raus damit!«, fordert er mich auf, hängt seinen Umhang auf den Haken und plumpst in seinen Drehstuhl. Ich muss jetzt außergewöhnlich vorsichtig sein. Der ganzen Geschichte einen eher harmlosen, routinemäßigen Touch verleihen. Und ein kleines bisschen schwindeln vielleicht. Ein ganz kleines bisschen. Aber ich kenn ihn ja mittlerweile ziemlich gut, den Moratschek. Und drum hab ich ihn auch ziemlich schnell.
»Eine richterliche Verfügung, sagen Sie?«, fragt er und kramt eine Dose Schnupftabak hervor.
Ich nicke.
»Richterliche Verfügung. Genau. Wissens’ nur für das … für das Krankenhaus, verstehens’. Damit wir praktisch die DNA des Toten abgleichen können.«
Mir bricht gleich der Schweiß aus.
»DNA … soso«, schnieft der Moratschek, überlegt kurz und setzt dann seinen Servus auf ein Formular.
Brav. Sehr brav.
»Grüßens’ mir den Senior recht schön und sagens’ ihm, es bleibt bei unserer Verabredung am Mittwochabend. Weil:schließlich wird meine werte Gattin ja noch öfters Geburtstag feiern, nicht
Weitere Kostenlose Bücher