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Grim - Das Erbe des Lichts

Grim - Das Erbe des Lichts

Titel: Grim - Das Erbe des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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und Zwerge, die größten und mächtigsten Albenvölker Irlands, unterwarfen sich daraufhin aus Angst vor ihren blutrünstigen Truppen, doch einige verweigerten ihr die Anhängerschaft. Krieg zog über das Land der Grünen Insel, und schließlich kam es zu einer letzten großen Schlacht auf den Ebenen Taras, bei der Zwerge und Feen Morrígans Truppen gegenüberstanden.«
    Mia hörte den Klang eines silbernen Horns, während eine bleiche Sonne durch das Zwielicht brach. Jetzt stellte sie fest, dass sie sich auf einer Anhöhe befand. Unter ihr lag eine Ebene, über die schlangenhafte Nebelschleier krochen. Ein gewaltiges Schloss brach schemenhaft durch den Nebel, Mia erkannte Zinnen und Türme aus kostbarsten Steinen. Davor stand ein Heer aus Zwergen und Feen in prachtvollen Rüstungen. Mia sah die magischen Waffen, sie fühlte die Zauber, die in den Körpern der Krieger darauf warteten, sich zu entladen, und ein Schauer lief über ihren Rücken, als sie in ihre Gesichter schaute. Sie las keine Verzweiflung darin, keine Furcht, sondern nichts als unbeugsame Entschlossenheit.
    Da zerriss der Ruf einer Krähe die Luft, es war ein leises, heiseres Geräusch, und doch zuckte Mia zusammen, als hätte ihr jemand eine Peitsche über die Wange gezogen. Sie spürte ihr Herz in der Kehle, als sie die Erde unter unzähligen Hufen erbeben fühlte, und hörte das Herannahen der Feinde wie das Grollen eines fernen Gewitters. Atemlos schaute sie auf die Hügel, die die Ebene auf der linken Seite begrenzten, und stieß einen Laut des Entsetzens aus, als Morrígans Truppen am Horizont erschienen. Dicht an dicht schoben sich die Leiber voran. Es waren Tausende — viel zu viele für das Heer der Zwerge und Feen. Die Armee Morrígans würde über sie kommen wie eine Welle aus Finsternis über den letzten Stern der Nacht.
    Da spürte Mia eine Bewegung hinter sich. Erschrocken fuhr sie herum und schaute in das Gesicht eines blonden bärtigen Mannes mit eisblauen Augen. Lachfältchen hatten sich in sein noch junges Gesicht gegraben, doch nun lag reglose Anspannung auf seinen Zügen, als er den Truppen Morrígans entgegensah. Mia wandte sich nach Grim und Remis um, doch statt ihrer erblickte sie ein menschliches Heer. In voller Rüstung standen zahlreiche Krieger auf der Anhöhe und schauten auf die Ebene hinab.
    »Die Menschen wollten sich unter ihrem Anführer Kirgan an der Schlacht beteiligen«, hörte sie Theryons Stimme. »Doch Feen und Zwerge wiesen sie zurück. Wie, so dachten die Parteien damals, hätten die magieunfähigen Menschen ihnen in diesem Kampf nützlich sein können? Die Menschen waren Krieger der Sterne und des Lichts, wie sie von den Zwergen teils liebevoll, teils spöttisch genannt wurden, da sie im Gegensatz zum Erdvolk an der Oberfläche, also unter dem Sternenhimmel oder bei Tageslicht, umherwandelten — nicht weniger, aber auch nicht mehr.«
    Mia betrachtete Kirgans Gesicht, die pechschwarze Rüstung mit den kunstvollen Verzierungen, die er trug, und seine Hand, mit der er das Schwert umfasst hielt, als wollte er sich jeden Moment den Abhang hinabstürzen. Es war ein altes, ein wenig schäbiges Schwert mit einem Rubin auf dem Knauf, doch seine Finger hielten es mit einem Stolz, der wie eine glänzende Hülle aus Licht über seinen Körper floss. Sie schaute in seine Augen, die noch immer das Herannahen der Feinde beobachteten. Unbändige Wildheit lag in seinem Blick, gepaart mit Klugheit und einem unbeugsamen Willen. Sie sah das Licht der blassen Sonne, deren Strahlen sich in diesen Augen verfingen, und erkannte auf einmal, dass die Augen Kirgans nicht blau waren, sondern schwarz — wie das Gefieder Morrígans in ihrer Krähengestalt. Doch dann lichteten sich die Schatten in seinem Blick. Jetzt meinte sie fast, sein Lachen zu hören, so klar und unbeschwert wirkten seine Augen, die nun wieder eisblau waren. In raschem Wechsel flackerten die Farben von hell zu dunkel, vom Schatten zum Hellen, bis Mia begriff, dass Kirgans Augen beides waren: Licht und Dunkelheit wie er selbst.
    Sie hörte, wie die Schlacht begann, doch sie wandte sich nicht von Kirgan ab. Sie sah das Blut in seinen Augen, das Blut der Feen, das Morrígans Truppen mit wollüstigen Schreien über der Ebene ausschütteten, und sie hörte das Keuchen der Zwerge wie durch Kirgans Ohren. Sein Gesicht blieb regungslos, während seine Anhänger immer wieder die Köpfe neigten oder sich stöhnend abwandten. Er ließ seine Feinde nicht los, und nie während

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