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Grim - Das Erbe des Lichts

Grim - Das Erbe des Lichts

Titel: Grim - Das Erbe des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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mündlich überliefert wurden, ehe man sie schriftlich fixierte, sind sie noch immer ein fester Teil ihrer Kultur. Wenn man den Feen auf die Spur kommen will, ist eine der fruchtbarsten Quellen
Das Buch der Invasionen,
das von der Besiedelung Irlands erzählt — dem Ursprungsland der Feen. Dieses Buch hält fest, dass in grauer Vorzeit gespenstische Dämonen die Insel beherrschten: die Fomori.«
    Remis schluckte hörbar. »In meinem Volk gibt es ganze Bibliotheken über die Gräueltaten dieser Schreckgestalten«, flüsterte er. »Monstren mit nur einem Arm, einem Bein und einem Auge, Kräfte des Chaos und des Todes, die sich jeder Ordnung widersetzten.«
    »Sie herrschten lange über die Grüne Insel«, sagte Mia und beobachtete, wie Remis fröstelnd die Arme um den Körper zog. »Zwar heißt es, dass nach der Sintflut mit der Enkelin Noahs und ihren Gefährten die ersten Menschen kamen, doch sie blieben ohne Nachkommen, und auch spätere Besiedelungsversuche anderer Menschen wurden letzten Endes immer durch blutige Kriege mit den Fomori verhindert. Erst dem mythischen Volk der Firbolg gelang es, mit den Fomori in Frieden zu leben, doch auch ihnen sollte keine lange Regentschaft beschieden sein: Nach wenigen Jahren wurden sie von den Túatha Dé Danann überrannt.«
    Theryon holte tief Atem, und für einen Moment glaubte Mia, er würde etwas erwidern. Doch er lächelte nur, als hätte der Name dieses Volkes ihm mit sanfter Geste über die Wange gestrichen, und nickte langsam.
    »Die Túatha Dé Danann stammten von der mächtigen Adlergöttin Dana ab«, fuhr Mia fort. »Sie besiegten die Firbolg in der ersten Schlacht von Moytura. Nur wenige Firbolg überlebten diese Niederlage und flohen nach Westen, um sich auf den Aran-Inseln niederzulassen. Unter großen Verlusten gelang es den Túatha Dé Danann später, in der zweiten Schlacht von Moytura auch die Fomori zu schlagen. Lange lebten sie daraufhin in Frieden, und mit der Zeit wurden aus dem Urvolk der Túatha Dé Danann die Sidhe — die Alben, aus denen dann die Lichtalben wurden, die später wiederum die Elfen und die Feen hervorbrachten, und die Dunkelalben, aus denen sich die Zwerge und die Dämonen entwickelten. In ihren Anfängen lebten diese Völker, die damals in ihrer Gesamtheit häufig noch Túatha Dé Danann genannt wurden, auf der Grünen Insel friedlich unter der Herrschaft der Feen. Nach offizieller Geschichtsschreibung sollen dann die Milesier auf die Insel gekommen sein und in blutigen Schlachten die Túatha Dé Danann unterworfen haben.«
    Theryon setzte sich vor und lächelte geheimnisvoll. »So sagen es die Legenden. Doch ganz so ist es nicht gewesen — hier sind wesentliche Aspekte den Folgen des Zaubers des Vergessens zum Opfer gefallen. Für gewöhnlich spreche ich nicht über mein Volk und seine Geschichte. Es bereitet mir zu viele ... Schmerzen, die Gründe müssen euch nicht kümmern. Doch heute werde ich euch mitnehmen in die Vergangenheit der Feen.«
    Mit feierlicher Geste schlug er das Buch auf. Die Seiten waren mit kunstvollen Zeichnungen versehen, rote und schwarze Buchstaben liefen in verschlungenen Linien über das Papier. Mia entdeckte winzige Kobolde, die vereinzelt neben den Text gezeichnet worden waren, und sie lachte leise, als diese sich bewegten. Theryon blätterte die Seiten um, und Mia sah Blumenranken, die aus der Mitte des Buches entsprangen und knisternd in wunderschönen Mustern die Schrift umrahmten, und sie meinte sogar, die Farne und Gräser zu hören, die sich am unteren Rand einer Seite aus einigen Buchstaben erhoben und sich wie in einem Windzug bewegten. Während ihres Unterrichts bei Theryon hatte sie einige dieser lebendigen Bücher gesehen, doch es versetzte sie jedes Mal aufs Neue in Erstaunen, wenn sie winzige Elfen über die Seiten springen oder den Kopf eines Zwergs aus dem Inneren des Papiers zwischen den Buchstaben hervorbrechen sah. Auch Grim und Remis schienen sich vor dem Zauber dieses Buches nicht verschließen zu können. Der Kobold hockte mit großen Augen auf einem heruntergebrannten Kerzenstummel, und während Theryon die Seiten umschlug, flackerten die lebenden Bilder in Grims schwarzen Augen auf.
    »Wie Mia bereits gesagt hat, führen uns die Mythen meines Volkes und die Legende des Kriegers des Lichts in ein fernes Land«, begann Theryon und ließ die Hände neben das Buch sinken. Die Seiten zeigten ein Meer aus grauen Wolken. Mia beugte sich vor und da — sie wusste nicht, ob es wirklich

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