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Grim - Das Erbe des Lichts

Grim - Das Erbe des Lichts

Titel: Grim - Das Erbe des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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der gesamten Schlacht — nicht einmal, als Morrígan mit Triumphgebrüll die letzten Widerstände niederstreckte und die Köpfe ihrer Feinde durch die Luft schleuderte — erlosch die Flamme in seinem Inneren, die ihn das Schwert umklammern ließ. Mia hörte Grims Stimme in ihren Gedanken.
Es ist ein Licht, heller als ich mir die Sonne denken kann.
    Die Stille drang unbarmherzig vom Schlachtfeld den Abhang hinauf und ließ Mia den Blick wenden. Für einen Moment stockte ihr der Atem. Die Ebene war ein Meer aus Blut, Gedärmen und rohem Fleisch. Sie sah Gliedmaßen, die in seltsamen Stellungen aus verstümmelten Körpern ragten, abgeschlagene Köpfe und halb herausgerissene Eingeweide. Vereinzelt drangen die Schreie der Sterbenden über das Schlachtfeld, und zwischen all dem Tod und der Vernichtung schritt die Armee Morrígans voran. Die Hufe ihrer Pferde traten auf tote und sterbende Gefallene wie auf modrigen Boden, ihre Füße versanken in blutigen Gedärmen, ohne dass sie auch nur den Blick gesenkt hätten. Morrígan ritt ihnen voran. Ihr schwarzer Mantel schleifte über die Körper ihrer Feinde und sog deren Blut auf, während die Hufe ihres Pferdes Knochen brechen ließen wie Äste im Wald. Mia zuckte bei jedem Bersten zusammen. Sie sah zu, wie Morrígan mit ihren Truppen auf das Schloss zuschritt, um es als Herrschaftssitz einzunehmen. Kaum waren die Feinde im langsam heraufziehenden Nebel verschwunden, setzte Kirgan sich in Bewegung und eilte den Abhang hinab. Seine Truppen folgten ihm ohne ein Wort. Mia musste sich beeilen, um mit ihm Schritt zu halten, und als sie das Schlachtfeld erreichten und ihr der Geruch von Metall, Magie und Blut entgegenschlug, wurde ihr für einen Moment ungeheuer übel. Doch Kirgan zögerte nicht. Zielstrebig überquerte er das Schlachtfeld, bis er vor einem im Sterben liegenden Zwerg stehen blieb.
    Der Zwerg trug eine Rüstung aus rotem Metall mit dem Zeichen eines goldenen Dornblatts auf der Brust. Am Mittelfinger der rechten Hand prangte ein Ring mit einem leuchtend blauen Stein, das Zeichen der Königswürde im Zwergenvolk, wie Mia wusste. Er lag inmitten von sieben feindlichen Feen, sie alle hatte er erschlagen. Doch in seiner Brust klaffte ein Riss. Mia hörte, dass er kaum noch Luft bekam, und ihr wurde kalt, als sie dem Zwerg ins Gesicht sah. Er hatte braunes, lockiges Haar und ebenso braune Augen, die glommen wie ein Feuer in einer tiefschwarzen Nacht. Mia sah die goldenen Ringe im rechten Ohr des Zwergs, und sie wusste plötzlich, dass er gerne sang und tanzte, obwohl er beides in keinster Weise konnte. Er liebte es, den Met der Menschen zu trinken, und er saß gern an den Feuern seines Volkes, um den Kindern Geschichten von tapferen Helden zu erzählen und sie manchmal mit einem besonders bösen Ungeheuer zu erschrecken. Sie konnte ihn lachen hören, sie wusste, dass seine Augen dann leuchteten wie zwei Kastanien im Feuer, und sie sah ihn vor sich, wie er sich auf die Schenkel klopfte und seinem Sitznachbarn auf die Schulter schlug, während sein Gesicht vor Lachen rot wurde. Sie sah die Wärme im Blick dieses Zwergs und spürte die Herzlichkeit, die in jeder Faser seines Körpers steckte. Jetzt griff der Tod nach seinem Leben, und da er ohne Zweifel ein Krieger war, der es wert war, so genannt zu werden, schaute er ihm ohne Furcht ins Angesicht. Mia spürte ihr Herz im ganzen Leib, als sie sah, wie Kirgan vor dem Zwerg auf die Knie fiel und seine Hand auf dessen Brust legte.
    »Die unbeugsamen Feen und Zwerge wurden besiegt«, sagte Theryon an Mias Ohr. »Selbst Iglaron, der König der Feen, und Bromdur, der Zwergenherrscher, wurden tödlich verwundet. Seit langer Zeit war Bromdur ein Freund Kirgans, und nun, da er im Sterben lag, hatte Kirgan ihn gefunden. Lange saß er bei dem Zwergenherrscher auf diesem Feld aus Blut, in das die Hügel Taras durch den Tod der letzten freien Feen und Zwerge verwandelt worden waren. Doch ehe Bromdur starb, umfasste er Kirgans Schwert.«
    Mia sah, wie sich die Faust des Zwergenkönigs um die Klinge schloss, sah auch das Blut, das zäh an ihr hinabfloss, und hörte seine tiefe, dunkle Stimme, die einen grollenden Zauber auf Zwergisch über seine vom Tod gezeichneten Lippen brachte. Die Erde erbebte unter ihrem Klang, lodernde Flammen brachen aus den Körpern der Gefallenen und verbanden sich zu einem rauschenden, von Todesschreien tosenden Feuernebel. In unzähligen Strömen verbanden sie sich zu einem gewaltigen Wirbel über den

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