Grim - Das Erbe des Lichts
einem Toten.
»Hinaus!«, brüllte Hortensius wutentbrannt und ließ mit einem Fingerzeig die Tür auffliegen. »Ich will von diesem verfluchten Orden nichts mehr hören!«
Theryon trat vor, doch der Zwerg richtete einen weiteren Zauber auf ihn. »Kein Wort mehr!«, zischte er. »Oder ich trenne dir den Kopf vom Hals, Feenmann!«
Für einen Moment schien die Zeit stillzustehen. Mia sah, wie Grim die Klauen ballte, sie hörte Remis hektisch Atem holen und spürte ihr eigenes, wild schlagendes Herz. Hortensius stand regungslos, aber in seinen Augen tobte ein Kampf, der das Feuer im Kamin mit einem Schlag löschte. Schnee stob zur geöffneten Tür herein und wirbelte um ihn herum wie um einen uralten Baum. Mia glaubte, ein Glitzern im Blick des Zwergs zu sehen, doch gleich darauf wurden seine Augen schattenschwer, und er starrte Theryon an, als wollte er ihm das Herz aus dem Leib reißen. Der Feenkrieger erwiderte seinen Blick, und dann, wortlos und erhaben, neigte er den Kopf und ging hinaus. Mia schien es, als wäre ein Zauber von ihrem Körper genommen worden. Sie packte Grim an seinem Mantel und stürzte hinter Remis aus dem Haus. Krachend flog die Tür hinter ihnen ins Schloss.
Stimmen drangen die Straße herauf und ließen ihnen keine Zeit, sich zu besinnen. Schnell eilten sie in eine verlassene Seitengasse. Für einige Momente sagte keiner von ihnen etwas. Dann stieß Remis ein Seufzen aus. »Das hätte besser laufen können«, sagte er und entlockte Grim ein Schnauben.
»So langsam habe ich von unfreundlichen Zwergen genug«, grollte dieser und spähte vom Rand der Gasse zu Hortensius' Haus hinüber. »Wir werden jetzt zu Folpur zurückkehren und uns einen Erlass von ihm unterschreiben lassen, der uns ermächtigt, Hortensius' Hilfe zu erzwingen. Immerhin geht es hier um mehr als zwergische Sturheit. Es interessiert mich nicht, wieso dieser Kerl mit seinem ehemaligen Orden nichts mehr zu schaffen haben will, wir müssen ...«
Da schnellte Theryons Hand vor und zog Grim ins Dunkel der Gasse zurück.
Still,
hörte Mia die Stimme des Feenkriegers in ihren Gedanken.
Sie sind da.
Noch ehe sie begriffen hatte, wen er meinte, spürte sie die Kälte, die wie ein unsichtbares Tier die Straße heraufkroch. Schritte klangen auf dem Pflaster wider, harte, eiskalte Schritte, die ihr Herz zum Rasen brachten. Vorsichtig spähte sie durch einen Riss in der Mauer und erkannte mehrere dunkle Gestalten, die eilig auf Hortensius' Haus zuschritten. Angespannt sah Mia zu, wie sie sich dem Lichtkreis der Laterne näherten, und hätte beinahe geschrien, als sich ein Gesicht aus der Dunkelheit schob. Es war ein schneeweißes, ebenmäßiges Gesicht mit einem Mund, der sich zu einem spöttischen Lächeln verzogen hatte. Anstelle des linken Auges saß ein schwarzer Edelstein, während das rechte Auge hell und klar wie ein gesprungener Diamant die Finsternis der Gasse zerschnitt.
Alvarhas.
Mia presste sich die Hand vor den Mund, als der Alb mit seinen Schergen vor Hortensius' Tür stehen blieb und langsam den Kopf halb zurückwandte, als hätte er ihren Herzschlag gehört.
Ich werde wiederkehren von den Toten,
klang seine Stimme in ihr nach,
und dann ist es gleich, wo du dich versteckst: Ich werde dich finden.
Mia spürte Grims Klaue auf ihrer Schulter, doch sie konnte sich nicht von Alvarhas abwenden. Er lächelte — grausam und boshaft. Dann riss er sein Rapier in die Luft und stieß es in Hortensius' Tür. Sofort begann sie in gleißendem Licht zu strahlen, Risse mit schwarz lodernden Flammen zogen sich hindurch. Dann brach sie mit gewaltigem Knall auseinander.
Brennende Überreste flogen die Straße hinab. Mia sah gerade noch, wie die Alben durch das Loch in der Wand ins Innere des Hauses sprangen. Sie hörte Hortensius' Stimme, dicht gefolgt von einer mächtigen magischen Detonation, die das Dach vom Haus fetzte und weißen Rauch auf die Straße hinaustrieb. Gleich darauf drangen entfernte menschliche Stimmen zu ihnen herüber, offenbar war der Lärm nicht unbemerkt geblieben.
»Die Alben haben unsere Spur verfolgt«, flüsterte Mia atemlos. »Sie wissen, dass wir von Hortensius Informationen über den Krieger des Lichts bekommen wollten.«
Ein markerschütternder Schrei zerriss die Luft. Mia hörte Carven einen Zauber rufen, dicht gefolgt von Alvarhas' grausamem Lachen.
Remis schwirrte auf ihre Schulter. »Sie werden ihn umbringen! Und den Jungen gleich dazu!«
Grim zog die Brauen zusammen. »Da habe ich auch noch ein
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