Grim - Das Erbe des Lichts
geworden, sein Blick richtete sich unverwandt auf die vor Schmerzen brüllenden Alben. Grim streckte seine Schwingen, Mia sah das Blut, das aus der Wunde an seiner Schulter lief, und sie hörte den Heilungszauber, der leise über seine Lippen kam.
»So ist das also«, flüsterte Hortensius kaum hörbar und riss den Blick von der Szene in seinem einstigen Heim los. »Mich rettet ihr, weil ich euch nützlich sein kann, aber Carven ist nur ein Knirps, bei dem es niemanden stört, wenn er in Flammen und Magie den Tod findet, was?« Er starrte Grim mit solcher Wut an, dass dieser ein Stück zurückwich. Mia sah die Schwärze in Grims Augen, die unverhohlenen Zorn ausdrückte, und sie hörte das Knacken seiner Gelenke, als er die Klauen ballte. »Typisch für euch«, zischte der Zwerg. »Ihr ...«
Da packte Grim ihn am Kragen. »Eins wollte ich schon immer gern mal wissen«, grollte er, und seine Stimme klang gefährlich rau durch die Schreie der Alben. »Wie viel haltet ihr Zwerge eigentlich aus?«
Hortensius verzog das Gesicht zu einer Grimasse. »Mehr als du, so viel ist ...«
»Gut«, erwiderte Grim, ohne ihn aussprechen zu lassen. Dann grinste er düster, hob Hortensius über die Außenmauer — und ließ ihn fallen.
Mia stieß einen Schrei aus, doch schon fuhr Grim herum und stürzte sich ein zweites Mal in den Rauch. Krachend durchschlug er die Küchenwerkbank, unter die Carven geflüchtet war, und trug den Jungen hinaus aus den Flammen. Vorsichtig setzte er Carven bei Mia ab, doch gerade als er neben ihnen landen wollte, zerriss ein markerschütternder Schrei die Luft. Mia zog Carven in die Knie, doch Grim wurde von dem mächtigen Eiszauber getroffen, den Alvarhas in seine Richtung geworfen hatte, und landete rücklings auf der Straße.
Mit wutverzerrtem Gesicht raste Alvarhas mitsamt dem Netz in die Luft, die einzelnen Schnüre schnitten tief in sein Fleisch, doch dann zerrissen sie mit zischendem Laut und schlugen durch die Luft wie die Leiber geköpfter Schlangen. Mia riss Carven mit sich von der Hauswand, atemlos landete sie neben Hortensius, der gerade wieder auf die Beine gekommen war. Sie sah noch, wie Alvarhas Grim hinterherstürzte, der die Schwingen ausbreitete und die Straße hinabjagte. Dann spürte sie heftiges Flügelschlagen in der Luft.
Im nächsten Moment landete Asmael neben ihr. Theryon saß auf seinem Rücken und zog sie zu sich hinauf, doch während Carven eilig hinter ihr auf den Hippogryphen kletterte, verschränkte Hortensius die Arme vor der Brust.
»Ihr werdet sterben, wenn Ihr nicht mit uns kommt«, sagte Mia eindringlich. »Die Alben ...«
Weiterer Worte bedurfte es nicht, denn plötzlich stürzten zwei der Alben aus dem Haus und schleuderten Hitzewellen in ihre Richtung. Hortensius warf die Arme in die Luft, ergriff Theryons Hand und konnte sich gerade noch auf Asmaels Rücken ziehen, ehe sie sich in die Luft erhoben.
Mia sah die Detonationen, die Grim und Alvarhas auf ihrem Weg durch die Liberties hinterließen, ebenso wie die Flammen mächtiger Zauber. Menschen waren aus ihren Häusern gekommen, fassungslos standen sie auf der Straße und starrten auf die flackernden Lichter über den Dächern ihres Viertels. Gerade war Grim auf einer breiteren Straße gelandet, und Alvarhas stand vor ihm wie ein Schurke in einem Western.
Mia hörte, wie Theryon Asmael antrieb, während sie selbst einen Zauber in ihre rechte Hand schickte. Da sprang Alvarhas vor. Mit einem Schrei schlug er Grim einen Hitzezauber vor die Brust — und katapultierte ihn direkt durch das riesige Tor der Guinness-Brauerei, vor dem sie gestanden hatten. Krachend landete Grim auf dem Rücken, und Alvarhas riss die Faust in die Luft, doch in diesem Moment hatte Asmael ihn erreicht. Der Hippogryph legte sich schräg in den Wind, Carven und Hortensius krallten sich an seinem Leib fest, während Mia mit einer Hand nach Theryons Arm griff und sich dem Erdboden entgegenlehnte. In heftiger Bewegung stieß sie die Faust vor, silbern schoss eine Peitsche aus Flammen aus ihren Fingern und umwickelte Alvarhas' Körper. Ein ganzes Stück weit zerrte sie ihn übers Pflaster, vorbei an erschrocken schreienden Menschen, bis Asmael sich in die Nacht erhob. Mia spürte, wie der Alb am anderen Ende der Flammenpeitsche gegen eine Hauswand prallte, dann löste sie den Zauber auf und zog sich zurück auf Asmaels Rücken. Erschöpft fuhr sie sich über die Stirn und sah erleichtert, dass Grim mit schnellen Schwingenschlägen zu ihnen
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