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Grim - Das Erbe des Lichts

Grim - Das Erbe des Lichts

Titel: Grim - Das Erbe des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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er, und seine Stimme klang müde.
    Grim nickte düster. »Pedro von Barkabant brachte Unglück über die Welt. Viele Menschen nahmen sich an ihm ein Beispiel und führten Krieg gegen die Anderwelt, so auch der König von Irland, der gegen die Zwerge in die Schlacht zog. Der Orden geriet zwischen die Fronten, und es gelang den Anhängern Morrígans, dem damaligen Krieger des Lichts sein Schwert und einen Blutstropfen abzunehmen. Mit ihnen befreiten sie Morrígan, die Kirgan einst in die Verbannung geschickt hatte, und obwohl der Orden sich ihr und ihren Schergen entgegenstellte, hatten die Ritter ohne das Schwert Kirgans keine Chance. Morrígan tötete sie alle, bis auf ...«
    »... mich«, beendete Hortensius seinen Satz. »Ja, so lautet die Geschichte. Aber nicht alles in ihr ist wahr.«
    Mia sah, dass seine Hände zitterten, er atmete heftig, als er sich mit den Fingern zu der Narbe an seiner Brust fuhr. Mehrfach versuchte er fortzufahren, doch es war, als zöge etwas in seinem Inneren die Worte jedes Mal von seiner Zunge zurück.
    »Zu jener Zeit«, sagte Aldrir schließlich und schaute über die Hügel, als würde er in der Dunkelheit Bilder aus vergangenen Tagen erblicken, »da die Menschen und die Anderwelt sich mehr und mehr entzweiten, erhielt ich Nachricht von Anhängern Morrígans. Sie schlugen mir vor, ihrer Herrin mithilfe meines Blutes und meines Schwertes die Rückkehr in die Welt zu ermöglichen, und boten mir als Gegenleistung die Königswürde über die Grüne Insel an. Die Zwerge, so sagten sie, sollten in Frieden leben, und Morrígan würde mit ihren Feen unter sich bleiben.« Aldrir lachte leise und bitter. »Ich wusste, dass das eine List war — dennoch ging ich scheinbar darauf ein. Denn insgeheim trachtete ich schon lange danach, den machtgierigen König von Irland von seinem Thron zu verbannen und den Krieg mit den Zwergen zu beenden. Doch eines erkannte ich dabei nicht: dass auch ich selbst zu diesem Zeitpunkt bereits von dem Wurm zerfressen war, der sich Gier nennt. Ja ... Es war keine List, mit der Morrígans Anhänger an mein Blut und Schwert gelangten. Ich habe es ihnen freiwillig gegeben. Der letzte bekannte Krieger des Lichts war ein verführbarer Lügner — und kein Held.«
    Mia spürte, wie diese Nachricht etwas in ihr erschütterte. Kirgans Gesicht tauchte vor ihr auf, seine ehrlichen, tapferen Augen und sein Wille, sich dem Bösen entgegenzustellen, ohne Rücksicht auf Nachteile für ihn selbst. Das Geschlecht der Krieger des Lichts war eine Linie der Helden, ein Schlag jener Menschen, die die Welt besser machen konnten entgegen aller Vorurteile, die in der Anderwelt gegenüber ihrem Volk bestanden. Sie hatten ihr Leben gegeben im Kampf für das Gute, die Gerechtigkeit und die Freiheit aller Völker — und nun sollte der letzte Krieger des Lichts alles verraten haben, was Kirgan und seine Nachfahren einst begründeten?
    »Was hattest du vor?«, fragte sie heiser. Aldrir sah sie an, nur für einen kurzen Moment zwar — aber sie erkannte ihn wieder, den schwarzen Fluss, der sie in seiner Verzweiflung mitreißen würde, wenn sie zu lange hineinsah. Aldrir hielt inne, als würde er in ihrem Blick etwas erkennen, das ihn noch trauriger stimmte. Dann wandte er sich ab.
    »Mein Plan war es, Morrígan mithilfe des Schwertes zu bezwingen und mit ihrer Macht den König Irlands zu stürzen, um den Krieg zu beenden und in Frieden herrschen zu können. Ich stachelte die Menschen des Ordens damit auf, dass sie es verdient hätten, endlich mehr zu sein als lausige Ritter, und den Zwergen erzählte ich, dass der blutrünstige Menschenkönig verschwinden würde. Alle folgten sie mir.« Aldrir schüttelte den Kopf, als könnte er es noch immer nicht fassen. »Sie glaubten meinem Schwur, dass ich Morrígan bezwingen könnte. Nur einer weigerte sich, mit mir zu kommen.«
    Carven sah seinen Meister mit großen Augen an. »Ihr wart das, nicht wahr?«, flüsterte er ehrfürchtig.
    Aldrir warf dem Jungen einen Blick zu, ein sanftes Lächeln legte sich auf seine Lippen. »Ja«, erwiderte er an Hortensius' Stelle. »Doch dein Meister folgte uns heimlich. Er sah zu, wie wir auf das Schlachtfeld Taras traten, wie ich Morrígan befreite und es mir zunächst tatsächlich gelang, ihre Kräfte und die ihrer Schergen zu bezwingen. Doch dann ...« Er hielt inne und holte tief Luft. »Dann versprach sie mir ein Leben als Feenherrscher, ein Leben in Unsterblichkeit und ewiger Jugend. Ich zögerte — und diesen

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