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Grim - Das Erbe des Lichts

Grim - Das Erbe des Lichts

Titel: Grim - Das Erbe des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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sie zu Asche wurden und sich in die Luft erhoben. Auch Hortensius wurde von dem Wind erreicht. Noch einmal lächelte der Zwerg. Dann stob der Wind ihm ins Gesicht und trug seinen Körper als Asche davon. Aldrir griff nach ihm, doch nichts als feine schwarze Flocken blieben an seinen Händen haften. Die Asche wehte um sie herum, Mia sah, dass aus ihr die Gemäuer der Gruft wurden, die sie kurz darauf wieder umschlossen.
    »Ich verbannte mich selbst in die Finsternis der untoten Existenz«, flüsterte Aldrir kaum hörbar. »Ich hatte es nicht verdient, den Weg derer zu gehen, die vor mir den Titel des Kriegers des Lichts trugen.« Lautlos kam er auf die Beine und trat zu Hortensius. »Du hast mein Andenken bewahrt. Du hast deinen Schwur gehalten.«
    Hortensius nickte kaum merklich. »Du hast gezeigt, wozu ihr Menschen fähig seid. Du hast den Orden in den Untergang getrieben, weil du dich selbst überschätzt und deine Gier nicht erkannt hast. Auf den ersten Blick waren deine Motive edel, doch Morrígan hat hinter die Fassade gesehen. Sie hat erkannt, dass die Gier dich bereits zerfressen hatte, nur deshalb fielen ihre schwarzen Worte auf fruchtbaren Grund. Nur deshalb hatte sie mit ihren Verführungskünsten Erfolg.«
    Aldrir schwankte und ließ sich auf die Knie nieder. »Vielleicht wird es dir eines Tages gelingen, mir zu vergeben«, sagte er, ohne den Zwerg anzusehen. »Ich selbst werde das niemals erreichen. Dessen kannst du gewiss sein.«
    Die Stille, die nun folgte, drängte sich mit drückender Schwere um Mias Brustkorb.
Hoffnung,
hörte sie auf einmal die Stimme Folpurs in ihrem Kopf.
Wie kannst du als Mensch dieses Wort in den Mund nehmen? Du weißt nicht, was es bedeutet.
Und dann, fast im gleichen Moment, sah sie Jakob vor sich, verzweifelt und halb gebrochen und doch mit diesem Funkeln in den Augen, das ihr deutlich sagte:
Du bist eine Hartidin. Wenn du die Hoffnung verlierst, Mia, wird die Welt der Menschen niemals von der Anderwelt erfahren, sie wird sich selbst nicht kennenlernen, und sie wird sich vernichten — ohne überhaupt zu wissen, was sie verloren hat.
Sie fuhr sich mit der Hand an ihre Brust, dorthin, wo die Scherbe tief in ihrem Fleisch steckte. Es war ein eiskalter Schmerz, der sie durchzog.
    »Ihr Menschen«, sagte Hortensius mit rauer Stimme. »Ihr zeichnet euch dadurch aus, dass ihr zwei Seiten habt: eine helle und eine dunkle. Du hast dich für die dunkle Seite entschieden und alles verraten, was uns einst verbunden hat. Und dennoch ...« Er holte tief Atem. »Dennoch konnte ich dich nie hassen, nicht für einen Augenblick in all den Jahren. Du bist mein Freund, das bist du immer gewesen. Und das wirst du immer sein, mit allem Licht, das du in dir trägst — und aller Dunkelheit.«
    Da hob Aldrir den Kopf und legte Hortensius die rechte Hand auf die Schulter. Der Zwerg zögerte für einen Moment. Dann erwiderte er die Geste. Mia hielt den Atem an. Wie ein Standbild wirkten die beiden, wie ein Leitstern auf dem Weg zu einer freien, einer vereinten Welt.
    Dann wandte Aldrir den Blick ab. Langsam erhob er sich und schritt auf einen seiner finsteren Gänge zu, als wollte er sie ohne ein weiteres Wort verlassen. Langsam schaute er sich um, ein Lächeln huschte über seine Lippen. »Ich habe den Orden in den Untergang geführt«, sagte er leise. »Und ich werde es sein, der ihn zu neuem Leben erweckt. Folgen wir der Spur meines Blutes. Sie wird uns zu dem führen, den ihr sucht. Ich werde meinen Nachfahren finden, wie es sich für einen Krieger des Lichts gehört. Vielleicht kann er der Dunkelheit mit größerer Entschlossenheit begegnen als ich in meinen letzten Tagen.«

Kapitel 27

    er Gang schien kein Ende zu nehmen. Vor Ewigkeiten waren sie dieser zerfledderten Vogelscheuche von einem Krieger des Lichts in die Finsternis gefolgt, und seitdem umdrängten sie gewaltige Steinquader von allen Seiten wie die Pforten der Verdammnis. Grim musste den Kopf einziehen, und selbst jetzt, da er Menschengestalt angenommen hatte, war er für derartige Mäusegänge einfach zu groß. Sein Nacken schmerzte, als hätte er Mühlsteine geschleppt, und die beklemmende Stille, die ihn umspülte, drückte seine Stimmung noch zusätzlich.
    Doch schlimmer als all das war, Aldrir, dieser schlechte Scherz von einem Krieger, der in Wahrheit nichts war als ein machthungriger, verführbarer Mensch. Von Anfang an hatte Grim ein ungutes Gefühl bei der Sache gehabt, alle Hoffnung auf einen Menschen zu setzen, den sie

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