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Grim - Das Erbe des Lichts

Grim - Das Erbe des Lichts

Titel: Grim - Das Erbe des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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er sich in die Dunkelheit fallen ließ. Gleich darauf wurde die Wut in ihm übermächtig, sie durchflutete seinen Körper und riss jede andere Empfindung, jeden klaren Gedanken mit sich. Tränen schossen ihm in die Augen. Er löste sich von dem Anblick seiner Schwester, und langsam, unendlich langsam wandte er sich um. Er fühlte wie in Zeitlupe, dass er den Arm hob. Etwas Heißes schoss durch seine Adern, ein Brüllen entwich seiner Kehle wie der Schrei eines sterbenden Tieres. Im nächsten Moment brach Feuer aus seiner Hand und schlug krachend in die Brust des Mannes ein. Grim roch verbranntes Fleisch, er hörte das Brechen der Rippen. Doch alles, was er sah, war das Erstaunen im Blick des Mannes, als er ihn anschaute. Langsam wie ein gefällter Baum sank er auf die Knie und war tot, ehe sein Kopf auf dem Boden aufkam.
    Grim wich zurück, bis er mit dem Rücken gegen die Wand stieß. Er fühlte sich vollkommen taub, abgesehen von dem Schrei in seinem Inneren, der wider- und widerhallte, und die Dunkelheit, in die er sich gestürzt hatte, lichtete sich nur langsam. Seine Mutter kam auf die Beine, kreischend warf sie sich auf den Mann und fing an zu heulen. Abrupt riss sie den Kopf hoch, starrte Grim an und sprang so schnell auf ihn zu, sodass er nicht zurückweichen konnte.
    »Teufelsbrut«, zischte sie, dass ihr alkoholgetränkter Speichel sein Gesicht traf. »Du Dämon von einem Sohn!«
    Grim atmete nicht mehr, denn in diesem Moment erkannte er sein Gesicht im Spiegel ihrer Pupillen — das Gesicht des Kriegers des Lichts. Er war ungefähr acht Jahre alt und hatte pechschwarzes Haar, das ihm in allen Richtungen vom Kopf abstand. Seine Augen jedoch waren von ungewöhnlich klarem Blau und standen in merkwürdigem Kontrast zu seiner bronzefarbenen Haut und den dunklen Haaren.
    »Carven«, flüsterte Grim und fand sich im nächsten Augenblick in seinem eigenen Körper wieder. Atemlos kam er auf die Beine, ebenso wie die anderen. Sie alle starrten den Jungen an, der zusammengesunken und mit tränenbefleckten Wangen in einer Ecke der Gruft saß.
    »Du«, grollte Grim und hob ungläubig die rechte Klaue. »Du bist der Krieger des Lichts?« Er warf Hortensius einen Blick zu. »Und du wusstest davon?«
    Der Zwerg war wachsbleich hinter seinem Bart. Nicht eine Sekunde lang ließ er Carven aus den Augen. »Nach dem Untergang des Ordens bin ich in der Welt der Menschen geblieben«, sagte er mit heiserer Stimme. »Ich ertrug es nicht, unter den Zwergen zu leben — meinen Brüdern, die ich belügen musste, obgleich Ehrlichkeit eines der obersten Gesetze meines Volkes ist. Die Menschen wussten nicht, wer oder was ich bin. Sie hielten mich für eine kleinwüchsige Ausgabe ihrer eigenen Spezies, sie haben eben ein ziemlich gewöhnliches Gehirn in Anbetracht ihrer außergewöhnlichen Größe, da kann man nichts anderes erwarten. Sie stellten mir keine unbequemen Fragen, sie ließen mich in Ruhe. Doch der wahre Grund für mein Leben in der Oberwelt waren immer die Krieger des Lichts.«
    Er schwankte und musste sich an der Wand der Gruft festhalten. Carven starrte ihn an, Grim schien es, als würde der Junge nur noch aus Augen bestehen.
    »Ich brachte Aldrirs Nachfahren in die Menschenwelt«, fuhr Hortensius fort. »Ich sorgte dafür, dass sie in liebevollen Familien aufwuchsen. Ich beobachtete sie, ich wurde Zeuge, wie sie wiederum Nachfahren bekamen, und so begleitete ich Generation um Generation von Kriegern des Lichts. Keiner von ihnen fiel der Anderwelt jemals auf, denn ...« Er stockte. »Ich habe ihre Magiefähigkeit geschwächt, indem ich das Feuer Bromdurs in ihnen dämpfte. Große Macht birgt große Gefahr in den Händen eines Menschen, das habe ich erfahren. Niemals wieder sollte ein Krieger des Lichts seine Macht entfalten — und sie möglicherweise missbrauchen. Aus diesem Grund habe ich Aldrirs Nachfahren die Fähigkeit genommen, ihre Magie voll zu entfalten — was nötig wäre, um das Schwert Kirgans zu finden und seine Kraft zu nutzen. Mitunter jedoch flammte ihre Magie dennoch in ganzer Stärke auf und suchte sich über meinen Bann hinaus ihren Weg — wie bei Carven in dieser einen Nacht. Kurz nach diesem Vorfall lief er davon, und ich fand ihn, wie ich es euch beschrieben habe ... bettelnd und frierend. Ich führte ihn in die Anderwelt ein und erzählte ihm, dass er ein Wechselbalg sei. Seitdem hat er seine Magie nie wieder in solcher Stärke genutzt.« Hortensius holte Atem. Grim wusste, dass der Zwerg den

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