Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grim - Das Erbe des Lichts

Grim - Das Erbe des Lichts

Titel: Grim - Das Erbe des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
Vom Netzwerk:
schwaches Kind wäre, sondern der Held, den ich erwartet habe — er hätte trotzdem keine Möglichkeit mehr, seine Macht zu nutzen, weil dieser Dummbeutel von einem Zwerg ihm seine Magiefähigkeit genommen hat.«
    Hortensius warf ihm einen wütenden Blick zu. »Niemand vermag es, einem anderen eine Gabe zu nehmen, die er von Geburt an besitzt«, erwiderte er giftig. »Auch ich nicht. Ich konnte die Magiefähigkeit schwächen, das ist alles. Carvens wahre Kräfte schlummern in ihm als die Glut des Feuers, das Bromdur seinen Ahnen einst schenkte und das in ihm zwar nicht mehr brennt, dessen Asche aber noch immer in schwelender Glut steht. Es gibt Möglichkeiten, dieses Feuer neu zu entfachen. Auch aus diesem Grund habe ich Aldrir aufgesucht. In ihm, dem Verfluchten und Untoten, wohnt dasselbe Feuer, das auch in Carven als schwache Glut schwelt. Aldrir könnte diese Glut mit seinem eigenen Feuer entfachen und Carven so seine Kräfte zurückgeben, die er braucht, um das Schwert Kirgans zu erlangen und es mit Erfolg gegen die Feen zu führen.«
    Grim zog die Brauen zusammen. »Dafür müssten wir ihn erst einmal finden. Aber er ist geflohen. Verflucht, wir brauchen einen Krieger und keinen Kann-Nichts auf der ganzen Linie!«
    Hortensius verschränkte die Arme vor der Brust. »Du kennst Carven nicht«, erwiderte er zornig. »Du bist wie alle Steinköpfe: Du siehst nur, was du sehen willst!«
    »Ich sehe, dass Carven ein Kind ist«, erwiderte Grim dunkel. »Ein Kind, das sich schon einmal von seinem Zorn mitreißen ließ!«
    Hortensius schüttelte voller Verachtung den Kopf. »Carven verfügt über eine Stärke, die jeder Dunkelheit gewachsen ist.« Er wandte den Blick von Grim ab, nur für einen Moment, sah Mia an und fügte hinzu: »Wie manche Menschen.«
    Später wusste Mia nicht mehr, was es gewesen war, das auf einmal die Kälte von ihren Schultern vertrieben hatte: Hortensius' Worte, sein Blick — oder der gleißende Funke in seinen Augen, der in diesem Moment in ihr Innerstes fiel und die Dunkelheit darin mit warmem Licht erhellte. Auf einmal spürte sie eine Verbundenheit mit dem Zwerg, wie sie es selten zuvor erlebt hatte. Es schien ihr, als hätte er ihr ein Geschenk gemacht, für das es keine Worte gab und dem sie nur mit ihren Taten begegnen konnte.
    »Hortensius hat recht«, sagte sie entschlossen und sah Grim an. »Auch du bist wohl kaum vom Tag deiner Geburt an ein Schattenflügler gewesen. Ja — der Krieger des Lichts ist noch ein Kind, und er steht allein vor einer gewaltigen Aufgabe, weil niemand an ihn glaubt. Aber eines steht fest: Ich werde ihn nicht im Stich lassen. Ich will daran glauben, dass mehr in ihm steckt, als wir sehen können — eine Kraft, die Hortensius schon erkannt hat.«
    »Menschen sind schwach«, sagte Grim und schüttelte den Kopf. »Die Hoffnung allein wird keinen Helden aus Carven machen.«
    »Du warst es doch, der einst von Zuversicht geredet hat«, erwiderte Mia. »Hast du unser Gespräch damals im Kolosseum schon vergessen? Ich weiß, dass du an Carven glauben willst, daran, dass Gutes in ihm steckt, dass er stark ist und auf der richtigen Seite steht. Aber gleichzeitig bist du ein Anderwesen, nicht wahr? Deine Zweifel an den Menschen sind groß und jahrhundertealt, und noch dazu bist du kein gewöhnlicher Hybrid! Du trägst eine Zerrissenheit in dir, die du nicht aushältst! Deine menschliche Seite wird der Anderwelt in deinem Inneren immer fremd bleiben, und deswegen lehnst du sie ab, wann immer es dir möglich ist! Ich dachte, du wärst der Königin nicht gefolgt, als sie dich aufforderte, dich auf die Seite der Anderwelt zu stellen, aber das ist nicht wahr.«
    Grim wollte etwas erwidern, aber sie ließ ihn nicht zu Wort kommen. »Warum scheust du dich noch immer, menschliche Gestalt anzunehmen? Weil du Angst davor hast, dich zu meinem Volk zu bekennen, ihm näherzukommen, dich mit ihm auf eine Stufe zu stellen — und dich damit noch viel stärker in die Position zwischen den Welten zu katapultieren! Was, wenn die Menschen versagen, wenn sie tatsächlich so schwach sind, wie dein anderweltliches Ich es fortwährend behauptet? Dann hast du, das Zwischengeschöpf, keine Welt mehr. Deswegen folgst du dem Zweifel des Anderwesens, das du für so lange Zeit gewesen bist. Du ...«
    Da stieß Grim die Luft aus und unterbrach sie. »Ich habe einen Krieger gesucht, und was habe ich gefunden?«
    »Kein Krieger der Welt kann dir deinen Zweifel und deine Zerrissenheit nehmen«,

Weitere Kostenlose Bücher