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Grim - Das Erbe des Lichts

Grim - Das Erbe des Lichts

Titel: Grim - Das Erbe des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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Zwecke, und er hat sie erfüllt. Bald wird es vorbei sein, das elende Leben, das in ihm steckt — ist es nicht so?« Sie sah Nahyd an, und in diesem Moment ging ein Glimmen durch dessen Blick, eine Gier, die Übelkeit auf Mias Zunge schickte.
Sie nähren sich von Menschenfleisch.
Mia biss sich so heftig auf die Lippe, dass es wehtat.
    »In der kommenden Nacht werde ich ein Fest zu seinen Ehren geben«, fuhr die Königin fort. »Die Grenze wird fallen, und das Heer der Feen wird über die Welt der Menschen fegen wie ein Sturm aus giftigem Nebel! Und wir, die wir hier stehen, werden nach Balle Ätha Cliath ziehen, nach Dublin, wie die Menschen es nennen. Ja, mit dieser Stadt wollen wir beginnen — und dann bekommen die Menschen, was sie verdienen!« Sie ließ den Jubel aufbranden, ehe sie erneut das Wort ergriff »Doch mein menschlicher Freund hat erreicht, was er wollte, oder nicht? Er ist in seine Welt zurückgekehrt. Er hat sogar den Menschen gesehen, nach dem er sich am meisten gesehnt hat, jenen Menschen, für den er den ganzen langen Weg durch mein Reich bis zu meinem Thron aus Eis gegangen ist. Seine Schwester ...«
    Mia fuhr zurück, auf einmal hatte der Wind nach ihrem Gesicht gegriffen wie die Hand der Schneekönigin in diesem Moment nach Jakobs Wange.
    Sie strich darüber hin und umfasste sein Kinn, um ihn zu zwingen, sie anzusehen. »Ich werde mich bei dir bedanken«, flüsterte sie, und Mia spürte, wie ihr Tränen über die Wangen liefen — nicht wegen den Worten der Schneekönigin, sondern wegen Jakobs fühllosem Blick, der ihr so fremd war. Was hatten diese verfluchten Feen mit ihm gemacht?
    »Irgendwo da draußen ist deine Schwester«, flüsterte die Königin. Ein Schleier glitt durch Jakobs Augen, und dahinter lag eine Schwärze, die Mia beinahe noch mehr ängstigte als die Leere zuvor. »Und eines schwöre ich euch — auch bei ihr werde ich mich bedanken, auf meine ganz persönliche Weise.«
    Da stieß Jakob einen Schrei aus, ein unmenschliches, tiefes Brüllen. Er stürzte sich vor, doch schon hatte Nahyd ihn mühelos zu Boden geworfen. Mia hörte, wie sich ein Bannzauber in Jakobs Fleisch schnitt. Sie kam auf die Beine, sie musste etwas tun, irgendetwas. Doch ehe sie genügend Halt für einen Zauber gefunden hatte, umfasste Grim ihren Körper, breitete die Schwingen aus und trug sie hoch hinauf in die Luft.
    Mia weinte an seiner Brust, während er mit ihr davonflog, fort von Tara und der Schneekönigin und fort von Jakob. Die Gestalt ihres Bruders stand so leibhaftig vor ihr, als würde sie ihn noch immer auf dem Balkon der Königin sehen. Nahyd würde ihn vernichten, wenn sie ihn nicht rettete, er würde ... Sie unterbrach den Gedanken, sie ertrug ihn nicht.
    Leise hörte sie die Flügelschläge Asmaels hinter sich und sah zu, wie Grim auf einem verlassenen Feld landete. Schwankend ließ sie sich auf der kalten Erde nieder. Grim setzte sich neben sie, sein Blick ruhte auf ihrem Gesicht, aber sie fühlte es kaum. Sie sah nur Jakob vor sich und hörte seinen hilflosen, unmenschlichen Schrei.
    Asmael landete neben ihnen, und Theryon, Hortensius und Carven sprangen von seinem Rücken. Remis schwirrte zu Grims Schulter, auch er warf Mia besorgte Blicke zu. Schweigend setzten die anderen sich zu ihnen. Mia spürte die Stille, die sich mit albtraumhafter Hitze über sie legen wollte, und hob den Kopf.
    »Ich werde Jakob holen«, sagte sie, und noch während sie die Worte aussprach, wusste sie, dass sie genau das tun würde. Sie würde Jakob nicht seinem Schicksal überlassen, auch wenn sie keine Chance gegen die Schneekönigin und ihren verfluchten Höchsten Krieger hatte — sie musste ihren Bruder retten.
    Grim sah sie an, sie erwartete Ablehnung in seinem Blick oder Spott — aber sie fand nichts als Sorge in seinen Augen. Langsam nickte er. »Ich weiß«, sagte er beinahe sanft und für einen Moment hätte sie gern die Hand ausgestreckt und seine Klaue berührt. Doch er wandte sich bereits ab, und sein Blick wurde kalt, als er fortfuhr: »Kommende Nacht wird sich der Zauber der Königin vollenden. Dann werden die Feen die Welt der Menschen in den Untergang treiben. Dublin wird ein Beispiel dessen sein, was zeitgleich überall auf der Welt passieren wird: Die Menschheit wird vernichtet werden. Und vorher werden die Feen Jakob töten, wenn sie niemand daran hindert. Das werden wir nicht zulassen.«
    Hortensius nickte ernst. »Aber die Zeit drängt«, murmelte er. »Die kommende Nacht wird die Nacht

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