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Grim - Das Erbe des Lichts

Grim - Das Erbe des Lichts

Titel: Grim - Das Erbe des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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verbannen, dass sie klein sind und wertlos und dass wir ihnen das Leben aus dem Leib ziehen können, wenn wir es nur wollen — mit einem einzigen Blick! Denn wir, meine Freunde, sind das Volk der Dämmerung! Dies ist unser Herrschaftssitz, und ihr wisst, welche Kräfte in diesem Schloss ruhen! Mit ihnen werde ich die Grenze zur Welt unseres Volkes zermalmen — Stück für Stück!«
    Als hätten ihre Worte den Befehl dazu gegeben, bildete sich in diesem Moment auf der Spitze des größten Turms eine gläserne Kuppel. Ein rotes Glimmen brach aus ihrem Inneren, in lautlosen Wellen schickte es pulsierendes Licht in die Nacht. Grim wusste, dass es das Licht des Schicksalssteins war, und er musste unwillkürlich an das Schlagen eines gewaltigen Herzens denken. Er hörte die dunklen Worte des Zaubers, den die Königin sprach, sah, wie die Magie in die Kuppel eindrang und das Licht für einen Augenblick heller erstrahlen ließ, ehe es sich blutrot verfärbte. Unheilschwanger pulste der Schein zu Grim herüber.
    »Längst schon wäre die Grenze gefallen«, rief die Königin mit vor Zorn funkelnden Augen, »wenn meine Pläne nicht durchkreuzt worden wären!« Sie hielt kurz inne, ihr Schweigen raste wie ein schmerzhafter elektrischer Impuls über Grims Haut, ehe sie fortfuhr: »Doch nun wird der Lia Fáil die Kraft all jener Orte wecken, die einst die unsrigen waren. Er wird die Macht der Feenorte dieser Welt freisetzen, sobald mein Zauber sich vollendet hat! Morgen Nacht wird er die Grenze auf der ganzen Welt mit Rissen übersäen — und dann wird sie beginnen: die Vernichtung der Menschheit!«
    Jubel brach aus, die Stimmen der Feen fuhren Grim als kalte Schauer über den Rücken. Er spürte den schwarzen Blick der Königin unheilvoll auf seiner Haut, und er hatte das Gefühl, dass sie ihn direkt ansah.
    »Niemand wird mich aufhalten«, flüsterte sie, und ihre Worte drangen Grim durch Mark und Bein, denn er wusste, dass sie ein Versprechen waren. »Dafür ist es zu spät.«
    Grim sah die Königin lächeln, es war ein Lächeln von tödlicher Grausamkeit. Für einen Moment verfärbten sich ihre Lippen schwarz, die Geräusche um ihn herum verstummten, er sah das Schloss nicht mehr, die Feen, die Alben — er sah nur noch ihr Gesicht, und er hörte deutlich ihre Worte, als sie ihre Gedanken in alle Richtungen schickte:
Ich werde den Krieger des Lichts finden und jeden töten, der uns voneinander trennt.
    Grim schauderte, er wollte sich abwenden, aber der Blick der Königin hielt ihn fest, als würde sie ihn tatsächlich sehen. Sie verstärkte ihr Lächeln, es war, als bohrte sie ihm einen Dolch direkt ins Herz. Dann riss sie den Kopf in den Nacken, hob die Arme in die Luft und lachte. Wieder spürte Grim die Ströme aus Magie unter der Erde in wildem und beängstigendem Feuer. Er fühlte die Worte der Königin auf seiner Stirn ebenso wie sein eigenes Blut, das unter ihrem Zauber anfing zu glühen, und als die Magie im Erdinneren sich in Bewegung setzte, musste er sich die Nägel ins Fleisch bohren, um dem Ruf der Königin nicht zu folgen. Atemlos krallte er sich in den Grabstein, der vor ihm lag, hörte das Brüllen der Magie in den Hügeln von Tara und fühlte, wie sie sich dröhnend ihren Weg bahnte. Mit einem gewaltigen Knall brach sie aus der Erde und schoss als funkensprühender schwarzer Blitz direkt auf die Königin zu.
    Mit kaltem Lachen umfasste diese die Magie mit ihrem Blick, stieß die Arme nach vorn, teilte den Blitz und lenkte ihn mit einem Schrei in den Himmel, wo er krachend einschlug. Grim fühlte, wie ihm die Luft aus der Lunge gepresst wurde bei diesem Geräusch. Die Königin ballte die Fäuste, er sah die Flammen, die aus ihren Augen loderten. Dann riss sie die Arme auseinander — und der Himmel brach entzwei.
    Ein gewaltiger Riss klaffte im Firmament der Nacht über dem Schloss der Königin. Glutrotes Licht ergoss sich daraus auf die Hügel Taras und brannte auf Grims steinerner Haut. Schreckensstarr sah er die Schemen, die sich erst nebelhaft, dann immer deutlicher aus dem Riss schoben. Es waren Gestalten in Rüstungen, berittene Krieger — Feen. Grim hörte, wie der Grabstein unter seinem Griff zerbrach, doch er fühlte es kaum. Er spürte die Schritte der Feen, die über die Bahnen aus rotem Licht durch den Riss traten, den ihre Herrin in die Grenze zwischen den Welten gerissen hatte — die Schritte der Armee, die gekommen war, um die Menschen zu vernichten.

Kapitel 32

    ia spürte ihren Herzschlag

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