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Grim - Das Erbe des Lichts

Grim - Das Erbe des Lichts

Titel: Grim - Das Erbe des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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der Feen — wenn wir es nicht verhindern.«
    »Also müssen wir so schnell wie möglich das Schwert holen«, sagte Carven ernst. »Und gleichzeitig müssen wir Jakob befreien und verhindern, dass sich der Zauber der Königin vollendet. Und die Menschen Dublins können wir auch nicht einfach ihrem Schicksal überlassen.«
    Theryon hob den Blick und schaute von einem zum anderen. »Es gibt eine Möglichkeit, die Pläne der Feen zu vereiteln. Doch dafür müssen wir uns in die Höhle des Löwen wagen — in das Schloss der Königin.«
    Langsam holte Mia Atem und sah Grim an. Er erwiderte ihren Blick, und es schien ihr, als läse er ihre Gedanken. Ein Seufzen drang aus seiner Kehle, dann nickte er.
    »Wir werden uns aufteilen«, grollte er leise. »Mia und Theryon werden sich den Plänen der Königin entgegenstellen. Und wir anderen — wir werden das Schwert Kirgans erlangen, so schnell wir nur können.«

Kapitel 33

    as Land unter ihnen war ein schweres schwarzes Tuch, das sich auf Wälder und Straßen, Städte, Flüsse und Felder gelegt hatte. Kein Lichtschein drang durch die Schneeflocken, die langsam darauf niederfielen, und Grim und Asmael blieb als einzige Orientierung der Sternenhimmel, der immer wieder durch die aufbrechende Wolkendecke schimmerte.
    Seit Ewigkeiten waren sie nun bereits unterwegs. Grim konnte nicht so schnell fliegen, wie er es gern getan hätte, denn Carven zitterte auf Asmaels Rücken schon jetzt vor Kälte. Hortensius hatte ihn in seinen dicken Mantel gewickelt und diesen mit mehreren magischen Wärmeschichten umgeben, doch der schneidende Wind peitschte ihnen unbarmherzig entgegen und verstand sich darauf, jeden noch so feinen Riss im Gewebe zu finden, um Carven die Wärme aus dem Leib zu ziehen. Auch Hortensius schien schon auf angenehmere Art gereist zu sein als auf dem Rücken eines Hippogryphen. Raureif hing in seinem Bart, und seine Wangen waren vor Kälte knallrot geworden. Remis klapperte auf Grims Schulter mit den Zähnen. Die Haare des Kobolds waren steif gefroren, ab und zu nieste er herzhaft. Grim seufzte leise. Er konnte sich wahrhaft Schöneres vorstellen, als in Eiseskälte durch Wolken aus Koboldspucke zu fliegen. Aber noch immer waren die Alpen nichts als ferne Wünsche am Horizont.
    Wenn man der Sage trauen konnte, lag Laurins Rosengarten in den Dolomiten, und Hortensius hatte dieses Gerücht bestätigt. Unruhig ließ Grim seinen Blick durch die Nacht gleiten. Ihm stand nicht der Sinn danach, Ewigkeiten für den Flug zu verschwenden, während Mia auf der Grünen Insel in größter Gefahr schwebte. Ihr Gesicht tauchte vor ihm auf, der Schmerz in ihrem Blick, als sie Jakob in den Fängen der Schneekönigin gesehen hatte, und dann die Kälte auf ihren Zügen bei ihrem Abschied. Ihr Streit lag über ihnen wie eine finstere Wolke. Grim erinnerte sich an die Worte, die er Mia an den Kopf geworfen hatte. Sie schmeckten auf einmal bitter auf seiner Zunge. Dennoch bereute er sie nicht, und vielleicht war es gut, dass sie für eine Weile getrennte Wege gingen. Ein leiser Schmerz zog durch seine Brust, und als er erkannte, dass sie ihm schon jetzt fehlte, stieß er ärgerlich die Luft aus. Remis warf ihm einen erstaunten Blick zu. Grim wusste, dass der Kobold in diesem Moment die Augenbrauen bis zum Haaransatz hochzog und wissend vor sich hin nickte.
    »Seht«, sagte Grim schnell, ehe Remis eine Bemerkung machen konnte, die ihn dazu gezwungen hätte, den Kobold von seiner Schulter ins Schneetreiben zu schnippen. Er deutete auf die dunklen Wipfel der Bäume, die gerade unter ihnen auftauchten.
    Remis stieß einen Laut der Verzückung aus. Unter ihnen lag der L'hur Bhraka, der Schwarzwald in der Sprache der Menschen — Remis' Geburtsstätte und ein Ort der Mythen und dunklen Legenden. Grim hatte Geschichten über diesen Wald gehört, Erzählungen von gefährlichen Riesen, die im uralten Fels des Gebirges ihre Heimat hatten und nicht nur menschlichen Wanderern auflauerten, von Gestaltwandlern, die in den undurchdringlichen Hainen Schutz fanden vor sterblichen Augen, und von den goldenen Blumen, die mitunter am Rand des Weges wuchsen und jeden, der sie fand, sicher durch die Finsternis geleiteten. Sie waren Grußworte des Königs des Waldes, der niemals einem Sterblichen und nur selten einem Anderwesen leibhaftig erschien, eines Herrschers, der mehr Traumgestalt als Legende war. Larvyn war sein Name, der König der Elfen. Grim erinnerte sich gut daran, wie er Mia einmal von diesem

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