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Grim - Das Erbe des Lichts

Grim - Das Erbe des Lichts

Titel: Grim - Das Erbe des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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sind dafür verantwortlich, wie die Welt geworden ist — Ihr seid es auch! Aber Ihr sitzt lieber in Eurem für alles Fremde verschlossenen Reich, sitzt da wie ein ... wie ein Toter!« Der König fuhr zusammen, aber Carven achtete nicht darauf. »Wie könnt Ihr wütend darüber sein, dass die Welt sich nicht ändert, wenn
Ihr
sie nicht ändert? Nicht alle Menschen sind so, wie ihr denkt. Nicht alle Menschen sind zu Hause in der Welt der Menschen.«
    Die Stille war wie ein Funke kurz vor seinem Entfachen. Der König stand regungslos, dann fuhr er sich mit der Hand über die Augen, und zum ersten Mal erschien er Grim tatsächlich wie ein König der Zwerge — alt, gebrochen, aber stark in der kühlen Dunkelheit, die er in sich trug — stärker als alles Licht der Oberwelt.
    »Die Menschen haben uns vergessen«, sagte er leise, und auf einmal klang seine Stimme ganz warm. »Aber nicht alle. Ist es das, was du mir sagen willst, mein Junge?«
    Carven nickte kaum merklich. Noch immer stand er vor Hortensius, der ihn mit großen Augen betrachtete, und entspannte langsam seine Fäuste.
    »Um das Schwert Kirgans zu erlangen«, sagte der König langsam, »müsstest du dich einer Prüfung unseres Rates unterziehen — einer Prüfung, die beweisen wird, ob du der Macht des Schwertes würdig bist.«
    Carven biss die Zähne zusammen. »Ich bin bereit dazu«, sagte er entschlossen.
    Der König lächelte ein wenig, und für einen Moment glaubte Grim, dass Carven sein Ziel erreicht hatte. Doch dann schüttelte der Zwergenherrscher den Kopf.
    »Ich spüre Licht in dir«, sagte er leise. »Und Schatten. Du bist noch nicht bereit für eine Macht wie diese. Ich werde dir die Prüfung nicht gestatten.«
    Grim spürte, wie ihm das Blut aus dem Kopf wich. Er wollte etwas erwidern, irgendetwas, das den König umstimmen würde, doch er stand da wie erstarrt und sah Carven an. Der Junge rührte sich nicht, aber der Glanz, den Grim gerade noch an ihm bemerkt hatte und der ihn größer hatte erscheinen lassen, fiel mit den Worten des Königs von ihm ab wie eine Schicht aus Flammen, bis wieder nicht mehr als der schmächtige Junge vor ihnen stand. Grim sah in die schattenschwangeren Augen Carvens, und er fühlte wieder dessen Zorn, als er seinen Stiefvater getötet hatte, wie Gift in seinen Adern.
    Da schob Hortensius Carven beiseite. Grim erschrak, als er das Gesicht des Zwergs sah. Schneeweiß war es, und seine Augen flackerten in schwarzem Licht. »Ich bürge für ihn«, sagte Hortensius mit schwerer Stimme.
    Der König fuhr herum, Erstaunen flammte über sein Gesicht. »Weißt du, was du da sagst?«, fragte er kaum hörbar.
    Grim hielt den Atem an, als Hortensius sich ihm zuwandte — nur für einen winzigen Moment, und doch spürte Grim, dass die Worte des Zwergs auch und vor allem an ihn gerichtet waren. »Eines Tages«, sagte Hortensius leise, »wird Carven seine Stärke beweisen. Und dann werdet Ihr feststellen, dass Blindheit Euch geschlagen hat und dass in Wahrheit Ihr schwach wart.«
    König Lir betrachtete ihn reglos. »Mit deiner Bürgschaft zwingst du mich, die Prüfung stattfinden zu lassen. Sollte der Junge sich als würdig erweisen, gehört das Schwert Kirgans ihm, doch wenn er versagt ...« Er hielt inne.
    »Dann«, fuhr Hortensius an seiner Stelle fort, »wird es mein Blut sein, das er vergießt. Das ist mir bewusst. Und ich wiederhole meine Worte: Ich bürge für den Jungen. Ich bürge für ihn mit meinem Leben.«

Kapitel 42

    ia rannte, so schnell sie konnte. Noch hatten die Feen ihre Flucht nicht bemerkt, denn sie gaben sich dem Schauspiel der flackernden Lichter hin, die das Schloss umzüngelten und es in einen Wirbel aus Farben hüllten, und ahnten nicht, dass dies nicht der Zauber der Königin war, der die Grenze einreißen würde. Doch es war nur eine Frage von wenigen Augenblicken, bis sie begreifen würden, dass sich an seiner Stelle der Bannzauber Theryons auf sie legte, der sie mit der Macht aller Feenorte der Welt im Schloss gefangen hielt. Und wenn die Feen das erkannt hätten, würden sie die jagen, die dafür verantwortlich waren, und keine Gnade zeigen.
    Atemlos raste Mia den Gang hinab, der sie hinunter in die Verliese führte. Theryon lief ihr voraus, Jakob folgte ihr mit eiligen Schritten. Sein Atem ging schnell, doch ein mächtiger Heilungszauber des Feenkriegers hatte ihm einen Großteil seiner Kräfte zurückgegeben. Theryon hatte mehrere Schutzwälle hinter ihnen errichtet, um den Feen eine Verfolgung

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