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Grim - Das Erbe des Lichts

Grim - Das Erbe des Lichts

Titel: Grim - Das Erbe des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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zuführten.
Yphraghur.
Grim holte tief Atem, er fühlte den Namen auf seinen Lippen und wusste, dass er noch nie zuvor eine solche Stadt gesehen hatte.
    Zuerst nahm er kaum etwas anderes wahr als das gleißend helle Licht des grünen Adamantkristalls, aus dem sie errichtet worden war, und die haarfeine Felsspitze, auf der sie ruhte. Wie eine gewaltige Fackel loderte die Stadt in der glühenden Finsternis der Höhle, und erst nach einem Augenblick erkannte Grim, dass sie aussah wie eine halb geöffnete Faust. Unzählige Gebäude aus jeder Art von Gestein zogen sich an ihren Fingern empor und bildeten die Hand wie übereinandergestapelte Kartons. Und dort auf der Fläche der Hand — wie der Kern einer Flamme in der Dunkelheit — erhob sich Falkantros: der Königssitz der Zwerge.
    Grim hatte in Büchern von der Größe dieses Palastes gelesen, er hatte Märchen und Geschichten über seine Pracht gehört und durch Lieder von seiner Schönheit erfahren. Er hatte sich fest vorgenommen, nicht beeindruckt zu sein, doch nun, da er Falkantros vor sich sah, konnte er nicht anders, als ehrfurchtsvoll die Luft einzusaugen.
    Das Gebäude hatte die Form einer Burg mit filigranen Zinnen und Erkern, doch in seiner Mitte ragte ein Turm auf, dessen schwarzer Stein von funkelndem Adamantkristall durchbrochen wurde und den Blick freigab auf glutrote Lava, die sich im Inneren des Turms wie eine Lebensader auf und ab wälzte und die gesamte Höhle in flackerndes Licht tauchte. Feine Lavaflüsse strömten aus zwei Öffnungen über dem Eingangsportal und stürzten in ein gewaltiges Becken unterhalb der Burg, in dem die Lava zu einem See aus Flammen wurde. Mächtige Säulen hielten die Burg über dem See, der sie umgab, und Grim erkannte die unzähligen glaslosen Fenster, die Falkantros durchzogen wie ein Meer aus Augen. Silbrige Lichter brachen durch die Fenster wie Sonnenstrahlen durch das Laubwerk eines Waldes, fielen auf die rote Glut des Sees und hüllten Falkantros in ein geheimnisvolles Licht. Rings um die Burg glitten Vögel dahin, gewaltige Falken, deren heisere Schreie hin und wieder durch die Luft zogen, und auf der Spitze des Turms wehte in den Luftströmen eine Fahne mit dem Wappen des Königs: Es zeigte eine halb geöffnete Faust, und darin saß, den Kopf mit den goldenen Augen leicht geneigt, ein schneeweißer Falke. Grim wandte den Blick nicht ab, während er hinter Hortensius und Carven durch den kristallenen Tunnel schritt, der direkt auf den Königssitz der Zwerge zuführte. Er spürte die Magie, die sie wie auf einem Laufband besonders schnell vorwärtskommen ließ. Als sie das Ende des Tunnels erreichten, erhoben sich die Gebäude der Stadt, die von Weitem noch ausgesehen hatten wie Streichholzschachteln, hoheitsvoll zu beiden Seiten Falkantros'. Rings um den flammenden See verkauften Zwerge auf einem farbenfrohen Markt verschiedene Waren, und Grim fühlte sich von den ersten Blicken getroffen, deren spontane Neugier umgehend von abweisender Kühle überdeckt wurde.
    »Wir sollten uns beeilen«, murmelte Hortensius über die Schulter. »Die Bewohner dieser Stadt haben keinen Sinn für Fremde wie uns.«
    Grim unterließ es, den Zwerg darauf hinzuweisen, dass er sich gerade in eine Wir-Gruppe mit einem Hybriden gesteckt hatte, und folgte ihm auf die Brücke, die den See überquerte. Er spürte sofort die Hitze der Lava an seinen Wangen, auch wenn die Flammen offensichtlich von Magie gedämmt wurden, und lenkte seinen Blick auf die gewaltigen Statuen zweier Zwerge, die sich rechts und links neben dem Eingangsportal des Turms erhoben. Sie hielten eine Axt und einen Hammer über den Köpfen und starrten ihm mit pechschwarzen Edelsteinaugen entgegen. Für einen Moment meinte er, ein Funkeln in ihren Blicken zu bemerken, doch er spürte deutlich die Kälte des Steins, die kein Leben in sich trug.
    Neben ihm pfiff Hortensius durch die Zähne. Umgehend schob sich das steinerne Tor der Burg auf und gab den Blick frei auf einen prächtigen Innenhof aus Adamantkristall, in dem in regelmäßigen Abständen bewaffnete Zwerge in Uniformen standen. Regungslos ließen sie es zu, dass Grim, Hortensius und Carven mit Remis über den Hof liefen, doch Grim spürte ihre Blicke wie Feuer auf seiner Haut, und er konnte sich nicht gegen das Gefühl der Beklemmung wehren, das ihn ergriff, als er die Treppe zum Portal des Lavaturms emporstieg und Hortensius kurz mit einem der Wächter neben dem schmiedeeisernen Tor sprach, ehe dieser den Weg

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