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Grim - Das Erbe des Lichts

Grim - Das Erbe des Lichts

Titel: Grim - Das Erbe des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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konnte. Krachend schlugen sie in Straßen und Dächern ein und ließen ganze Häuser in sich zusammenstürzen. Einige Male wich Grim riesigen Schornsteinen aus, doch Alvarhas durchschlug sie mit seinem Körper, als wären sie aus Pappe. Eines war nicht zu übersehen: Der Alb war verdammt wütend.
    Da traf Grim etwas an der Ferse, ein kaum merklicher, haarfeiner Stich wie von einem Insekt. Wütend fuhr er sich an den Fuß und spürte sofort die Macht eines Lähmungszaubers, den Alvarhas in hauchdünnen Nadeln in seinen Körper geschossen hatte. Schon fühlte er die Dunkelheit, die sich wie schwarze Tinte in seinem Inneren ausbreitete. Alvarhas stieß die Faust in den blutroten Himmel und brüllte einen Zauber. Sofort schossen Funken aus den sieben Rissen und trafen seine Faust, um sich dort in einen glühenden Speer zu verwandeln. Grim stieß die Luft aus. Er musste verschwinden, auf der Stelle. Mit aller Kraft errichtete er einen Schild hinter sich und stob davon, so schnell er konnte. Doch schon hörte er das Zischen des Speeres in der Luft, fühlte, wie sein Schutzwall zerbarst — und spürte, wie die Waffe krachend in seinem Rücken einschlug.
    Grim brüllte vor Schmerzen. Der Speer schrammte an der Wirbelsäule vorbei und durchstach seine Lunge. Im nächsten Moment versagten seine Schwingen. Hilflos rief er seine Magie, aber seine Gedanken gehorchten ihm nicht mehr. Der Innenhof des Trinity College flackerte unter ihm im roten Licht des zerfetzten Himmels. Grim riss die Arme vors Gesicht und schlug mit aller Härte auf dem Boden auf. Die Steine fraßen sich in sein Fleisch, während er über sie hinwegschlitterte. Endlich blieb er liegen, doch er konnte den Kopf nicht vom Boden heben. Sein Körper war angefüllt mit kriechender, lähmender Schwärze. Mühsam hielt er die Augen offen und sah, dass Alvarhas mit langen Schritten auf ihn zukam.
    Der Alb schaute verächtlich auf ihn herab, während er einen Zauber in seine Finger schickte, der Grim die Knochen aus dem Leib reißen würde. »Du bist ein Narr«, sagte Alvarhas. »Das wusste ich vom ersten Augenblick an. Du hättest fliehen sollen, als du die Gelegenheit dazu hattest, aber stattdessen beschützt du winselnde Kreaturen wie Menschen vor ihrer Erlösung — was ist der Tod anderes, wenn man eine Existenz wie sie führen muss? Es hätte mehr aus dir werden können, aber letztlich bist du wohl doch nicht mehr als einer von ihnen. Ist es nicht so?«
    Grim öffnete den Mund, aber nichts als ein heiseres Keuchen kam über seine Lippen. Da lächelte Alvarhas in kaltem Triumph, hob die Hand und flüsterte leise: »Sag mir, wo sich der Junge versteckt, und ich verschone dein Leben — wie die Menschen wirst du dich daran klammern, also ist das kein schlechter Tausch, nicht wahr?«
    Grim spürte die Erleichterung darüber, dass die Alben Mia und die anderen noch nicht gefunden hatten, wie eine kühle Brise auf seiner Stirn. Doch er fühlte auch die Hitze des Zaubers, der nur darauf wartete, ihn mit all der Grausamkeit zu töten, die dem Volk der Schattenalben innewohnte. Er presste die Zähne aufeinander. Noch war es nicht vorbei. Mit finsterer Miene starrte er Alvarhas an und schaffte es, ein spöttisches Lächeln auf seine Lippen zu zwingen.
    »Ich lasse mich nicht kaufen«, flüsterte er. »Im Gegensatz zu dir.«
    Er sah, wie sich das Gesicht des Albs mit Wut überzog. Ohne ein weiteres Wort entließ Alvarhas seinen Zauber, der in Form eines schwarzen Wirbels auf Grim zuschoss. Grim sah wie in Zeitlupe, dass der Zauber die Luft in sich aufsog und zu grausamen Stimmen verzerrte, und er sah die Gesichter, die sich durch den schwarzen Trichter nach außen drückten wie gegen Segeltücher. Ihre Münder und Augen waren weit aufgerissen, finsterste Schwärze loderte Grim entgegen und er schauderte, als zerfressene Arme aus dem Wirbel stachen und sich nach ihm ausstreckten. Keuchend krallte er die Klauen in den Boden und meinte plötzlich, Mias Stimme in seinem Kopf zu hören. Im selben Moment riss er die Faust in die Luft und entließ den gesamten Rest seiner Magie. Golden baute sich sein Spiegelzauber vor dem Wirbel auf und schickte ihn gleich darauf zu Alvarhas zurück. Grim sah noch, dass der Alb die Augen aufriss wie ein Kind beim Anblick eines Ungeheuers. Dann wurde er von seinem eigenen Zauber erfasst und unter schrecklichem Brüllen emporgerissen. Die Luft brannte unter der Spur des Wirbels, der über den Hof tanzte. Der Boden schmolz unter der Magie, die

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