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Grim - Das Erbe des Lichts

Grim - Das Erbe des Lichts

Titel: Grim - Das Erbe des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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Bäume fingen Feuer, Ruß und Asche flogen durch die Luft wie bei einem gewaltigen Brand. Dann brach der Wirbel auseinander, Funken und Rauchschwaden sprühten in die Nacht und dort, wo der Wirbel verschwunden war, lag Alvarhas. Sein Körper war verkohlt, unheimlich starrte sein totes Auge in den brennenden Himmel, über den plötzlich ein heller Silberstreif hinwegglitt. Er kam direkt auf Grim zu.
    Grim konnte sich nicht erinnern, bei Asmaels Anblick jemals ein Gefühl wie in diesem Moment gehabt zu haben. Mia sprang von seinem Rücken und lief auf Grim zu. Sorge stand in ihrem Blick, als sie einen Heilungszauber in seinen Körper schickte und ihn prüfend und eindringlich ansah wie bei ihrer ersten Begegnung. Grim griff nach ihrer Hand, während der Zauber ihm seine Kräfte zurückgab, und er dachte nur noch einen törichten Gedanken, den er vor allem in letzter Zeit mit aller Kraft verdrängt hatte, nur um jetzt bereitwillig die Waffen vor ihm zu strecken.
Mia ist da,
dachte er tief in seinem Inneren.
Alles wird gut werden, wenn sie nur da ist.
    Nicht mehr als ein unscheinbarer, flackernder Schatten war es, der ihn den Blick wenden ließ — und der ihn umgehend in die Wirklichkeit zurückholte. Angestrengt kam er auf die Beine und packte Mia am Arm.
    »Lauf«, raunte Grim atemlos. »Lauft«

Kapitel 46

    ia fuhr herum und wusste, dass sie dieses Bild niemals vergessen würde: Zwischen den brennenden Mauern des Innenhofs, inmitten fliegender Asche und Ruß, erhob sich Alvarhas' verkohlter Körper aus den Trümmern. Sein Gesicht war von den Flammen zerfressen worden, und auch wenn sich jetzt neues Fleisch bildete und rasch von zarter Haut überzogen wurde, war es, als würde Mia in diesem Moment in Alvarhas' wahres Gesicht schauen: ein Gesicht ohne Menschlichkeit und Reue mit einem toten Auge, das weder Mitleid noch Gnade kannte.
    Noch während sich die zerfetzte Kleidung wieder um seine Glieder legte, entließ er ein donnerndes und wahnsinniges Lachen aus seiner Lunge. Dunkle Schatten zogen über den Himmel. Es waren Schattenalben, die — gerufen von Alvarhas' Lachen — wie brandende Sturmwellen aus dem Himmel herabstürzten, um sie zu töten.
    »Zur Alten Bibliothek!«, rief Hortensius von Asmaels Rücken und deutete auf ein Gebäude am Rand des Innenhofs. »Schnell!«
    Der Hippogryph schoss an ihnen vorbei und riss Mia aus ihrer Starre. Eilig kletterte sie auf Grims Rücken, der sich vorwarf und dicht über den Boden dahinraste. Alvarhas lachte noch immer, seine Stimme zerbrach in Mias Kopf zu schneidenden Scherben, die sich von innen gegen ihre Schläfen drückten.
    Asmael bäumte sich vor einem Fenster im Obergeschoss der Bibliothek auf, riss es mit einem einzigen Tritt ein und verschwand im Inneren des Gebäudes. Flammende Pfeile schossen an Mias Gesicht vorbei, krachend schlugen sie im Fensterrahmen ein, als sie die Alte Bibliothek erreichten.
    Grim landete im kühlen Schatten des Gebäudes, schnell sprang Mia von seinem Rücken. Sie befanden sich im Long Room, dem Hauptsaal der Bibliothek. Unter gewöhnlichen Umständen wäre Mia der Atem stehen geblieben beim Anblick der breiten, holzgewölbten Halle mit den unzähligen Büchern, deren Regale sich über mehrere Ebenen erstreckten. Doch jetzt nahm sie nur den alten, leicht staubigen Geruch wahr — und hörte die Schreie der Alben, die ihnen folgten.
    »Weiter! Beeilt euch!« Hortensius rannte vorneweg, Mia hörte seine Füße wie Hammerschläge auf dem Boden.
    »Was hast du vor?«, grollte Grim, während die Fenster hinter ihnen unter den Geschossen der Alben splitterten. Feuerbälle schlugen gegen die Regale, schon fingen die ersten Bücher Feuer. »Wir sollten uns nicht in einem Gebäude verschanzen, wir haben sowieso keine Chance gegen sie!«
    Hortensius blieb abrupt stehen und fiel auf die Knie. Mit eiligen Bewegungen tastete er den Boden ab, dann kam er wieder auf die Füße. »Du sagst es«, flüsterte er. »Wir haben keine Chance. Nicht ohne die Macht der Altvorderen.«
    Im nächsten Moment sprang er hoch in die Luft, zog die Beine an den Körper und landete krachend auf dem Stück Boden, das er gerade untersucht hatte. Mia hörte das Splittern von Holz und sah, wie Alvarhas und seine Schergen durch die Fenster der Bibliothek brachen. Da stieß Asmael einen Schrei aus und preschte in vollem Galopp auf ihre Verfolger zu. Mia sah noch die Flammen, die in blauem Feuer aus seinen Augen schossen und die Zauber der Alben abfingen. Dann sprang Hortensius

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