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Grim - Das Erbe des Lichts

Grim - Das Erbe des Lichts

Titel: Grim - Das Erbe des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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leise. Verus würde außerordentlich erfreut sein, ihn zu sehen.
    »Ich bin bereit«, sagte Grim und spürte, dass sein Herz auf einmal schneller schlug. Dämonen waren gefährlich, das wusste er, umso mehr, wenn sie Hass auf jemanden verspürten. Und wenn es einen Dämon gab, der ihn wirklich und abgrundtief verabscheute, dann war es Verus Crendilas Dhor.
    Kaum hatte er seine Zustimmung gegeben, griff Vraternius nach dem Fleisch in der Glasglocke. Die Alchemisten sprangen mit überraschender Schnelligkeit von ihren Sesseln und katapultierten sie samt Tisch zurück an die Decke. Eilig liefen zwei von ihnen zu einem der Regale, schoben es zur Seite und griffen in einen versteckten Mauerspalt dahinter. Mit einem faustgroßen Gegenstand, der in helle Seide gehüllt war, kamen sie zurück. Ehrfürchtig überreichten sie ihn Vraternius, der mit schwungvoller Geste die Seide zurückzog.
    Grim fuhr zurück, als er den Diamanten erblickte. »Ihr habt ihn ohne Erlaubnis aus den Gefängnissen des Königs entwendet«, grollte er. »Seid ihr wahnsinnig? Nicht nur, dass es gefährlich ist — darüber hinaus ist es auch verboten.«
    »Seit wann kümmerst du dich um Regeln, die dir im Weg stehen?«, fragte Vraternius mit erhobenen Brauen. »Ich dachte, es ginge darum, einen Mörder zu fangen. Wenn dieser Dämon unsere einzige Chance ist — und davon gehe ich nach unseren Recherchen aus —, sollten wir uns daranmachen, ihn zu befragen, und nicht unnötig Zeit vergeuden mit Regeln und Gesetzen.«
    Die Flammen des Diamantfeuers flackerten in rotem Licht und brachen sich an den rußgeschwärzten Wänden des Saals in tausend Farben. Für einen Moment meinte Grim, ein heiseres Lachen im Inneren des Diamanten wahrzunehmen, und er konnte sich nicht gegen den Schauer wehren, der mit eisigen Fingern über seinen Rücken strich. Entschlossen räusperte er sich. »Fangt an.«
    Sofort begannen die Alchemisten, mit einem leise gemurmelten Zauber den Boden von den Kreidespuren zu reinigen. Gleich darauf zeichneten sie in akribischer Sorgfalt Kreise, verschlungene Zeichen und Zahlen in schwarzer und weißer Farbe auf den Schiefergrund. Schließlich nahm Vraternius ein rotes Stück Kreide, malte einen etwa zwei Meter breiten Kreis, den er mit jeweils einem weiteren Kreis in Schwarz und einem in Weiß umrandete. Dann klopfte er unter beständigem Murmeln auf den Boden außerhalb der Kreise, der sich daraufhin rasch bläulich verfärbte. Grim konnte sich einer gewissen Faszination nicht erwehren, als er zusah, wie der Boden sich unter seinen Füßen mit glitzernden Lichtern überzog. Nur der Bereich innerhalb der Kreise war noch genauso schiefergrau wie zuvor.
    Jetzt trat Vraternius in den innersten Kreis und legte den Diamanten vorsichtig ab, ehe er sich neben Grim stellte. Dreimal schnippte er mit den Fingern und entfachte Flammen auf den gezeichneten Linien der Kreise. In Rot, Schwarz und Weiß erhoben sie sich prasselnd in die Luft und reichten Vraternius rasch bis zur Brust.
    Schweigend forderte der Gnom Grim auf, einige Schritte zurückzutreten. Dann stellten sich die Alchemisten um den äußeren Kreis auf und breiteten die Arme aus. Gleichzeitig sprachen sie eine Formel, woraufhin gleißend helles Licht aus ihren Fingern strömte und den Kreis ihrer Körper schloss. Sie verfielen in einen Singsang, der Grim auf seltsame Weise berührte. Er war schon einige Male bei kleineren Beschwörungen dabei gewesen — hauptsächlich hatte es sich dabei um Dschinns und Geister gehandelt —, und jedes Mal hatten die Stimmen der Alchemisten ihn mit ihren verschlungenen Worten verzaubert. Fast schien es ihm, als würden sie ihn selbst in das Innere des Kreises rufen, als würden ihre Worte ihn anziehen wie die Sirenen die Seeleute der Menschen, die sich ihretwegen in die Arme des Todes warfen.
    Schließlich verstummten die Magier. Grim konnte sehen, dass das Licht innerhalb des Diamanten sich gewandelt hatte. Es schimmerte in einem glühenden, funkensprühenden Gold — in der Farbe von Verus. Jetzt galt es, den Dämon freizulassen. Schon sprach Vraternius die Formel, die Alchemisten wiederholten sie in einem klangvollen Kanon, der immer schneller wurde, bis der Diamant plötzlich mit einem gewaltigen Knall auseinanderbrach.
    Ein ohrenbetäubender Schrei zerriss die Luft, es war ein Brüllen aus tausend wahnsinnigen Mäulern. Grim presste sich die Klauen an die Ohren und spürte den Schrei dennoch in sich eindringen wie ein Messer, das durch weiche

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