Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Grim - Das Erbe des Lichts

Grim - Das Erbe des Lichts

Titel: Grim - Das Erbe des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
Vom Netzwerk:
und brachte die Luft zum Erstarren. Es wurde kalt, so kalt, dass Mias Atem gefror und ihre Zähne aufeinanderschlugen. Frostige Luftzüge streiften ihren Körper, wie Schwerthiebe zischten sie an ihren Wangen vorbei, und da, mit schweren, todbringenden Klauen, legte sich eine Hand auf ihre Schulter.
    Mit einem Schrei warf sie sich herum und errichtete einen Schutzschild um Josi, ihre Mutter und sich selbst. Er flirrte in silbernem Licht, während sie sich bemühte, in der Dunkelheit etwas zu erkennen. Die Schritte waren langsamer geworden, mit grausamer Gleichmäßigkeit kamen sie näher. Für einen Moment flackerte die Dunkelheit am Ende des Ganges — dann trat der Fremde aus den Schatten.
    Er hatte seine abgerissenen Kleider abgelegt und trug nun eine Uniform aus schwarzem Leder. Schwere Stiefel reichten ihm fast bis zum Knie, und sein mit feinen Stichen verzierter Mantel war von Raureif überzogen. In den Händen hielt er ein Rapier aus grün schimmerndem schwarzen Metall. Lautlos traten seine Schergen hinter ihm aus der Dunkelheit. Auch sie trugen schwarze Uniformen — und auch ihnen fehlte das linke Auge.
    Ein amüsiertes Lächeln lag auf den Lippen des Fremden, während sein Blick Mia in einem Wechselspiel aus Licht und Schatten gefangen hielt. Mit grausamen Fingern zog die Erkenntnis über Mias Stirn: Dieser Kerl war kein Ghul, Dämon oder fahrender Händler, und er war auch nicht zufällig im Gewühl der Flimmergassen aufgetaucht. Er hatte sie gesucht. Er hatte sie verfolgt. Und jetzt — jetzt hatte er sie gefunden.
    Sie schob sich mit ihrer Mutter und Josi rückwärts. Sie spürte den magischen Schild, den ihre Verfolger um das Gebäude legten, sie wusste, dass es keine Flüchtmöglichkeit mehr gab — zumindest nicht auf gewöhnlichem Weg. Sie konnte keinen Kampf riskieren, ohne ihre Mutter und Josi in Gefahr zu bringen, doch sie wusste, dass die Gargoyles bereits auf dem Weg zu ihr waren. Sie holte Atem, die eisige Luft ergoss sich wie ein Strom aus Gift in ihre Lunge.
    »Wer seid ihr, und was wollt ihr von mir?«, rief sie so laut sie konnte. Sie musste Zeit gewinnen, bis die Schattenflügler sie erreicht hatten.
    Der Fremde verstärkte sein Lächeln. Für einen Augenblick betrachtete er sie schweigend. Sie spürte, wie sein Blick über ihren Körper glitt. Dann setzte er sich in Bewegung. Seine Schritte knirschten auf dem Boden, als würde er Eis zum Zerbrechen bringen. Mia spürte, wie ihre Mutter ihren Arm umklammerte, während Josi zischend Atem holte.
    Dicht vor ihr blieb der Fremde stehen, legte die freie Hand vor die Brust und verneigte sich leicht.
    »Alvarhas von Markar«, sagte er sanft. »Das ist mein Name. Ich müsste ihn dir nicht nennen, wertloses Menschenkind, doch ...« Er hielt inne und hob sein Rapier. Mit leisem Zischen durchdrang es Mias Schutzwall und näherte sich ihrer Kehle, bis es sich eiskalt an ihre Wange legte. »Doch du sollst wissen, wer dein Jäger ist — jetzt, da du es mir mithilfe des Wunschglases ermöglicht hast, in diesen Hochsicherheitstrakt zu gelangen, ohne dass ich mich länger als unbedingt nötig mit den Steinköpfen herumschlagen musste.«
    Kaum merklich zog er etwas hinter seinem Rücken hervor. Mia stockte der Atem, als sie das Wunschglas in seinen Händen erkannte. Risse zogen sich darüber hin. Mit einem Knirschen zerbrach es in tausend Scherben, die sich in grauen Nebel auflösten, doch Mia bemerkte es kaum. Alvarhas war durch den magischen Spiegel in den Louvre gelangt — und er hatte die Gargoyles getötet, die im Ausstellungsraum die Artefakte bewacht hatten. Atemlos tastete sie nach ihrem Pieper und sandte einen Notruf an die übrigen Schattenflügler, die in den unterschiedlichen Trakten des Museums patrouillierten, ohne sich von Alvarhas abzuwenden. Sie spürte seinen Blick aus tödlicher Gier auf ihrer Haut. »Wer bist du?«, fragte sie und stellte zu ihrer Befriedigung fest, dass ihre Stimme ruhig und entschlossen klang und ihre Angst nicht erkennen ließ.
    Alvarhas lächelte kühl. Die Klinge seiner Waffe strich über ihre Wange und ihren Hals hinab. »Ein Traum, geboren aus den Sehnsüchten der Nacht, geweiht im Blut der Ewigkeit, durch Schlachten und Tränen der Zeit gewandert, um dich zu finden — dich und dein ... Herz.«
    Ein brennend kalter Schmerz durchzog ihren Körper, als seine Waffe sich auf ihren Brustkorb richtete. Sie spürte die eisigen Flammen, die schwarz und zuckend über die Klinge liefen, und sah, dass Alvarhas einen

Weitere Kostenlose Bücher