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Grim - Das Erbe des Lichts

Grim - Das Erbe des Lichts

Titel: Grim - Das Erbe des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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ein blau schimmernder Schild vor Grims Gesicht — ein Zauber, der Koboldauge genannt wurde, da er es demjenigen, der hindurchsah, ermöglichte, die Welt mit den Augen eines Kobolds zu sehen. Grim schaute durch den Zauber, doch abgesehen von einer leicht bläulichen Tönung der Umgebung konnte er nichts Bemerkenswertes feststellen.
    »Ich sehe überhaupt nichts«, murmelte er. »Was ...«
    »Ja, ja«, fiel Remis ihm ins Wort, und Grim hörte, dass der Kobold ungehalten war. »Etwas Geduld, bitte! Ich bin eine Superspürnase, kein Supermagier, kapiert? Es ist nicht so einfach, den Schleier zu lüften, der die Magie verbirgt, die wir suchen — sonst hätten wir sie schon längst aufgespürt, und zwar ganz ohne einen Pakt mit dem Teufel.«
    Grim beobachtete, wie Remis so stark die Augen zusammenkniff, dass sein Gesicht aussah wie eine Rosine, und konzentriert einen Zauber murmelte. Im nächsten Moment fühlte er einen leichten Magiestrom von dem Kobold ausgehen, schaute erneut durch den Zauberschild — und holte erschrocken Atem.
    Die Luft über dem alten Haus stand in magischen Flammen. Fäden aus schwarz-goldenem Licht strömten aus den Nischen zwischen Fenstern und Mauerwerk wie die Tentakel und Nesselfäden einer gewaltigen Seeanemone, verloren sich zu den Enden hin in der Luft und umwoben das Gebäude als ein pulsierendes Geflecht aus Licht und Magie.
    Der Koboldzauber vor Grims Augen begann zu flackern und zerbrach mit leisem Klirren. Gleich darauf war die Magie für ihn nicht mehr sichtbar. Er trat näher an das Haus heran und legte eine Klaue gegen das Glas der Tür. Dahinter lag schwärzeste Dunkelheit, und er spürte kein lebendiges Wesen auf der anderen Seite. Doch er nahm eine kalte Schwingung wahr, wie das Zittern eines Grashalms über nackter Haut. Magie von der Art, wie er sie bei dem Fremden gespürt hatte — aber tausendfach so stark. Warum zum Teufel noch eins, gab es hier eine derartig mächtige Ansammlung dieser fremden Magie?
    Er murmelte einen Zauber, um die Tür zu öffnen — und fuhr erschrocken zurück. Ein heftiger Stich durchzog seine Klaue, etwas Warmes rann an seiner Handfläche hinab. Blut. Im selben Augenblick begann die Laterne über ihm zu flackern und erstrahlte in grünem Licht.
    Seufzend murmelte Grim einen Heilungszauber. Er hätte wissen müssen, dass die Blutsauger ihre Häuser mit perfiden Abwehrmechanismen ausgestattet hatten. Er hörte den Vampir nicht, der in diesem Moment hinter ihn trat, aber er fühlte seine Nähe wie den kühlen Hauch des Meerwindes in der Nacht.
    »Du solltest es besser wissen«, sagte eine sanfte, dunkle Stimme über seine Schulter. »Setze niemals einen Fuß ins Reich der Vampire, ohne von ihnen eingeladen worden zu sein.«
    »Lyskian«, sagte Grim und wandte sich um.
    Direkt vor ihm stand, in einen langen, dunklen Mantel gehüllt, der Prinz der Vampire. Seine rechte Hand ruhte auf einem Spazierstock — diese Absonderlichkeit hatte Lyskian sich nie abgewöhnt —, die linke hatte er auf dem Rücken verschränkt. Seine hellen Haare fielen auf seine Schultern hinab, und sein vornehmes, immer von leichtem Spott überzogenes Gesicht ließ ein Lächeln erahnen. Grim hatte keine Probleme damit zu begreifen, warum die Menschen Lyskian reihenweise verfielen, und er erinnerte sich dunkel daran, wie Mia seinen Freund bei ihrer ersten Begegnung angesehen hatte. Der Vampir verstärkte sein Lächeln, als hätte er Grims Gedanken gelesen, und legte ihm zur Begrüßung die Hand auf den Arm.
    »Wie ich hörte, führt euch eure Suche nach dem Mörder in mein Reich«, sagte er und schaute in die Dunkelheit im Inneren des Gebäudes.
    Grim nickte. »Das Haus pulsiert unter einer gewaltigen Ansammlung von Magie derselben Art, wie der Mörder sie gewirkt hat. Möglicherweise hat er die Bewohner des Hauses getötet. Ich ...«
    Da hob Lyskian die Hand. Wortlos trat er vor, legte drei Finger seiner linken Hand an die Hauswand und schloss die Augen. Grim spürte einen Hauch von Magie wie einen leichten Regenschauer über seine Haut jagen. Lyskians Lider zuckten, dann entspannte sich sein Gesicht.
    »Den Bewohnern des Hauses geht es gut«, sagte er gleichmütig und öffnete die Augen. »Sie wissen nichts von ungewöhnlichen Vorfällen.«
    Grim zog die Brauen zusammen und warf Remis einen Blick zu, der neugierig in der Luft auf und ab schwirrte. Lyskian lächelte geheimnisvoll und legte seine Hand auf den Türklopfer. Sofort ging ein silberner Schimmer durch das Metall, dicht

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