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Grim - Das Erbe des Lichts

Grim - Das Erbe des Lichts

Titel: Grim - Das Erbe des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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still.
    Grim hatte aufgehört zu atmen, und nun, da er die Luft in seine Lunge sog, musste er die Zähne zusammenpressen, um nicht zu schreien. Er spürte die Wut, die unter seinen Lidern loderte, und als er die Augen aufriss und die Königin der Feen ansah, meinte er für einen Augenblick, dass sie das Feuer auf ihrer Haut spüren musste. Doch sie stand einfach da, stand da mit dem toten Menschen in ihren Armen, löste langsam ihre Lippen von den seinen und ließ ihn zu Boden sinken.
    Sie wischte sich den Mund mit dem Ärmel ihres Kleides ab, und Grim erschauderte. Wie hatte er glauben können, Schönheit in diesem Wesen zu sehen — die Königin war nicht mehr als ein triebhaftes Tier. Da hob sie den Kopf, als hätte sie seine Gedanken gehört, schaute in seine Richtung, nein, mehr als das: Sie schaute ihn direkt an. Ein Lächeln glitt über ihre Lippen, grausam und kalt, ein Lächeln, das nur für ihn bestimmt war und ihm eines ganz deutlich sagte:
Und das ist erst der Anfang.
    Dann hob sie die Hand, deutete in Grims Richtung und rief mit einer Stimme, die klang wie das Brechen einer meterdicken Eisschicht: »Fremde haben uns belauscht! Ergreift sie!«
    Lyskian riss Grim auf die Beine, Remis klammerte sich an seinen Ärmel, und kaum, dass sie gemeinsam den Gang hinaufeilten, spürte Grim hinter sich bereits die Kraft der Zauber, die ihnen folgten. Etwas traf ihn an der Schulter und ließ ihn aufschreien, doch kurz darauf hatten sie das Ende des Tunnels erreicht. Atemlos stürzten sie in den Saal der toten Menschen, ehe Lyskian sich mit ausgebreiteten Armen vor dem Spalt in der Wand aufbaute. Seine Lippen zitterten, als er den Zauber sprach, der den Riss schloss. Grim hörte die Alben auf der anderen Seite, sammelte seine Magie und legte sieben Bannzauber auf den gerade geschlossenen Spalt.
    »Verflucht!«, keuchte er, als sie Kronk und den anderen Schattenflüglern entgegenstolperten. »Was hat das zu bedeuten? Warum sind die Feen in die Welt zurückgekehrt? Die Schattenalben haben sie durch die Zwischenwelt getragen, doch wer hat die Alben in die Welt der Menschen gerufen? Die Feenkönigin kann es nicht gewesen sein, sie hat die Feenwelt erst jetzt verlassen. Offenbar haben die Alben einen Verbündeten in dieser Welt. Doch wen? Und, zur Hölle noch eins ...« Er packte Lyskian an der Kehle. »Wie kommt es, dass du die Magie der Dämonen beherrschst?«
    Der Vampir stieß ihn zurück. »Weiß der Teufel, wovon du sprichst«, erwiderte er und maß Grim für einen Augenblick mit schwarz verhangenem Blick, ehe er das Restaurant verließ und die Straße hinabeilte. Grim folgte ihm und schüttelte den Kopf.
    »Genug davon, Lyskian. Es reicht, dass du mich davon abgehalten hast, diesem Jungen das Leben zu retten. Du ...«
    Der Vampir verzog das Gesicht zu einem Lächeln. »Ich hielt dich davon ab, deinem eigenen Tod zu begegnen«, erwiderte er, aber Grim ging nicht darauf ein.
    »Du hast mich dort unten nicht mit vampirischer Kraft bezwungen — es war die Macht der Dämonen, mit der du mich gebannt hast. Wie kommt es, dass du diese Magie beherrschst?«
    Lyskian sah ihn mit dunklen, undurchdringlichen Augen an. »Vielleicht wirst du es eines Tages erfahren.«
    Gerade wollte Grim etwas erwidern, als sein Pieper ihn zusammenfahren ließ. Ungeduldig las er die Nachricht und spürte, wie ihm das Blut aus dem Kopf wich. »Ich muss gehen«, grollte er. Lyskian öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch Grim hob abwehrend die Klaue und stürzte sich ohne Abschiedswort in die Nacht.
    Remis gelang es nur mit Mühe, ihn einzuholen. »Verdammt, Grim, was ist los? Kannst du nicht ...«
    Doch Grim achtete nicht auf ihn. »Mia«, flüsterte er. »Die Alben haben sie gefunden.«

Kapitel 10

    chwankend blieb Mia stehen und stützte sich an einer Hausecke ab. Ihr Atem ging stoßweise, und ihr Herz schlug so schnell in ihrer Brust, dass sie meinte, sein Echo müsste von den umliegenden Häusern widerhallen. Gerade hatte Grim ihr eine Nachricht geschickt und sie aufgefordert, zu seinem Turm zu gehen und dort zu bleiben, bis er bei ihr war. Dort würde sie in Sicherheit sein, doch obwohl der Turm Saint Jacques nicht weit entfernt lag, kostete es sie enorme Anstrengung, ihren Weg fortzusetzen. Ihre Magie war fast vollständig verbraucht, und die Kälte, die Alvarhas in ihren Körper geschickt hatte, raubte ihr die Kraft. Das Pflaster der Straße drehte sich vor ihrem Blick, die fallenden Schneeflocken verstärkten ihren Schwindel, und ihr

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