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Grim - Das Erbe des Lichts

Grim - Das Erbe des Lichts

Titel: Grim - Das Erbe des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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über Jakobs Lippen, und Mia wiederholte Zeile um Zeile. Sie verstand die Sprache des Zaubers nicht, aber sie fühlte den Luftstrom, der nach wenigen Worten aus dem Spiegel zu ihr drang und sich rasch in einen heftigen Sturm verwandelte. Ihre Haare flatterten im Wind, und sie sah Jakob, der sich gegen den Sturm stemmte. Langsam streckte er die Hand aus, als würde er gegen sich selbst ankämpfen mit dieser Geste, und legte sie von innen gegen den Spiegel. Mia tat es ihm gleich, bis ihre Hände nur noch durch das Glas voneinander getrennt waren.
    Mit stockendem Atem wiederholte Mia die letzten Worte des Zaubers, als ein stechender Schmerz ihre Hand durchfuhr. Erschrocken zog sie sie zurück und schaute auf ein Rinnsal aus Blut, das ihren Arm hinunterlief. Ein Blutstropfen glitt am Spiegel hinab. Mia sah Jakob an, der regungslos dastand und auf das Blut schaute. Nun, da er den Blick hob, verzog er seinen Mund zu einem Lächeln — und dieses Lächeln war so kalt und grausam, dass Mia zurückwich. Nebel drang von allen Seiten auf Jakob zu und verschluckte ihn, ein Nebel, der aus dem Spiegel heraustrat wie eine Gestalt aus Zwielicht. Mia fühlte, wie etwas Eiskaltes über die Wunde an ihrer Hand leckte, sie schrie, doch ihr Schrei drang nicht mehr über ihre Lippen. Der Nebel umhüllte sie, und aus seinen Schatten schob sich eine Gestalt, eine Frau ganz in Weiß gekleidet mit langen Haaren und grausamen Augen aus Dunkelheit. Für einen Moment glaubte Mia, ihr Gesicht schon einmal gesehen zu haben, doch ihre Gedanken waren wie gelähmt, und sie erinnerte sich nicht. Hilflos starrte sie die Fremde an, die mit regloser Miene zu ihr herüberschaute. Auf ihrem Kopf saß eine Krone, und ihre Haut war so durchscheinend, wie Mia es bisher nur bei Theryon, dem Feenkrieger, gesehen hatte.
    Vor ihr stand eine Fee, das wusste sie plötzlich, und diese schaute mit spöttischem Lächeln auf sie herab. Die Fee streckte die Hand nach ihr aus, und obwohl sie Mia nicht berührte, strömte lähmende Kälte über Mias Körper und zog sie in die Höhe. Sie starrte der Fee in die Augen, in denen schwarze Nachttücher wie in einem Sturmwind flatterten, sie hörte ein Flüstern, es kroch über die eisblauen Lippen der Fremden. Mia fühlte das Wort, das durch die kristallene Luft aus dem Mund der Fee drang, über graue Nebelbahnen auf ihre eigenen Lippen zuflog und sich schwer und kühl auf ihre Zunge legte. Mit einem leichten Nicken zwang die Fee sie, das Wort wieder zu entlassen. Heiser brachte Mia es über die Lippen und fühlte sofort, wie das Fieber seine ganze Kraft entfaltete. Wie ein Strom aus Feuer schoss es in ihren Kopf Sie spürte, wie ihre Beine einknickten und sie mit dem Kopf auf den Boden schlug.
    Wellen aus Flammen rasten durch ihre Adern, ihre Wangen brannten vor Hitze, während sie die Augen kaum offen halten konnte. Wieder schickte die Fremde Worte in Mias Mund und zwang sie, diese auszusprechen. Bald schon würde Mia die letzten Worte des Todeszaubers über die Lippen bringen, dann würde sie sterben, das fühlte sie. Mit letzter Kraft schloss sie die Augen und errichtete eine Mauer in ihrem Inneren, einen Schutzwall, den die Fremde nicht durchdringen konnte. Schon spürte sie den Zorn der Fee, die mit stärkeren Zaubern versuchte, Mias Zunge erneut unter Kontrolle zu bringen.
    Mia fühlte, wie ihr Schutzzauber ihre letzte Kraft verzehrte. Sie war schon einmal an den Rand des Todes gekommen, sie würde erneut dorthin reisen — und darüber hinaus, wenn das nötig war, um nicht als wertloses Insekt zu sterben. Sie spürte, wie sich etwas in ihr zusammenzog, ein Schmerz in ihrer Brust, und sie sah die Mauer brechen. Schon schmeckte sie das letzte Wort auf der Zunge.
    Grim, dachte sie,
ich habe nicht aufgegeben. Ich habe gekämpft bis zum Schluss.
    Sie spürte, wie ihr Mund sich öffnete, sie wollte schreien, wenigstens das. Doch statt ihrer eigenen Stimme hörte sie ein Brüllen von solcher Tiefe, dass es klang, als würden Gebirge auseinanderbrechen. Der Nebel um sie herum zerriss, sie öffnete die Augen. Sie lag auf dem Boden von Jakobs Wohnung, die weiß gekleidete Fee war verschwunden. Blind starrte der Spiegel in den Raum.
    Da wurde Mia aufgehoben, sie fühlte die warme, steinerne Brust an ihrer Wange und hörte den Herzschlag, den sie mehr liebte als alles andere auf der Welt. Grim. Sie spürte, wie er das Fenster aufstieß, seine Schwingen ausbreitete und sich mit ihr in die Nacht erhob. Für einen Augenblick ließ sie

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