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Grim - Das Erbe des Lichts

Grim - Das Erbe des Lichts

Titel: Grim - Das Erbe des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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die auch heute noch in jeder seiner Bewegungen fühlbar war. Die Schneekönigin fiel rücklings zu Boden, Theryon entriss ihr das Zepter. Mit voller Stimme brüllte er einen Zauber, das Licht des Artefakts flammte auf und errichtete eine Grenze in der Dunkelheit der Nacht, die den Schein der Nordlichter sammelte und sich den Sturm untertan machte. Schon riss er am Körper der Königin, sie schrie auf, als dunkle Worte aus Theryons Mund quollen. Hasserfüllt wollte sie sich auf ihn stürzen, doch da wurde sie vom Sturm erfasst, ebenso wie ihre Krieger. Tosend trieb er sie durch die Lichter der Grenze, bis sämtliche Feen aus der Welt der Menschen verschwunden waren — bis auf eine.
    Grim schaute Theryon an, der auf der kargen Ebene stand, die Rüstung vom Sturm zerrissen, und einen Bannzauber auf das Zepter legte. Die Farben der Grenze verwischten, der Mond strahlte in rotem Licht, während die letzten Flammen des Feuers erloschen, die die Ebene verkohlt hatten. Da wandte Theryon den Blick. Grim spürte, wie die Illusion um ihn herum verblasste, und doch: Das Bild der trostlosen Ebene brannte sich so überdeutlich in sein Bewusstsein, dass er erst durch den Sturz auf den Boden merkte, dass er in den Raum mit den Folianten zurückgekehrt war. Es war die Ebene, die Theryon in seinen Augen trug.
    Remis schüttelte den Kopf. »Das ...«, begann er, aber offensichtlich fehlten ihm die Worte.
    »Die Schneekönigin wollte die Menschheit vernichten«, murmelte Grim nachdenklich. »Damals wurde sie daran gehindert — nun ist sie zurückgekehrt, um ihren Plan zu vollenden.«
    Remis zuckte mit den Schultern. »Sie kann nicht mit zweihundert Feen und Alben die Menschheit auslöschen. Diese Kreaturen mögen mächtig sein, aber ...«
    Grim starrte ihn an, die Erkenntnis flutete ihn wie eisiges Wasser. »Sie braucht die Feenmagie«, raunte er. »Nur so kann sie ihre Kräfte vollends entfalten. Und sie braucht eine Armee — ein Heer wie damals.«
    »Aber alle anderen Feen sind in ihrer eigenen Welt«, erwiderte Remis. »Ich dachte immer, die Feen selbst hätten sie unüberwindbar gemacht. Nun war es also Theryon. Er hat die Grenze mit der Macht des Gargoyle-Zepters errichtet und anschließend einen Bann auf das Artefakt gelegt, damit sie mit ihm niemals wieder eingerissen werden kann. Es gibt keine Waffe, die es mit dem Zepter aufnehmen könnte, außer ...«
    Remis' Augen wurden groß wie Untertassen. Jede Farbe wich aus seinem Gesicht, japsend holte er Atem. »Der Fortgang der Feen aus dieser Welt ist lange her«, flüsterte er kaum hörbar. »Damals konnte Theryon nicht wissen, dass es noch ein Artefakt gibt — ein Artefakt mit derselben Kraft wie das Machtinstrument der Gargoyles.«
    Mit einem Satz sprang Grim auf die Füße. Schnell klammerte Remis sich an seiner Schulter fest, ehe Grim in rasender Geschwindigkeit aus dem Raum stürzte. »Das Zepter der Menschen«, grollte er, als er sich in die Nacht Ghrogonias warf. »Das ist alles, was die Schneekönigin braucht, um die Grenze einzureißen und ihre Pläne umzusetzen.«
    Und dieses Artefakt wurde gerade in diesem Moment auf Mias Ausstellung den Menschen präsentiert.

Kapitel 14

    ie Hall Napoleon war ein Meer aus Lichtern. An den Seiten der Treppe brannten Kerzen, ebenso auf den Stufen, den Theken und Informationsschaltern und rings um das Podest, auf dem ein Mikrofon auf einen Redner wartete. Die Gäste hatten sich an ebenfalls mit Kerzen versehenen Stehtischen zusammengefunden, deren Decken bis zum Boden reichten, und unterhielten sich leise bei einem Glas Sekt.
    Mia ließ den Blick von der Empore, auf welche die Treppe führte, durch den Saal gleiten, und spürte für einen Moment so etwas wie Befriedigung. Monatelang hatte sie auf diesen Abend hingearbeitet, hatte Artefakte gesammelt, Ideen für Werbung und Marketing entwickelt und unzählige Gespräche mit besorgten Anderwesen geführt, die Zweifel daran hegten, ob die Menschen tatsächlich mit anderweltlichen Artefakten in Kontakt kommen sollten. Mia holte tief Luft. Sie hatte es geschafft. Schon jetzt war die Eingangshalle des Louvre sehr gut besucht, und immer noch kamen neue Gäste. Ihr lief ein Schauer über den Rücken, als sie in die Halle hinabschaute, die wie ein funkelnder Kristall wirkte. Noch vor Kurzem war sie geduckt und in Todesangst hindurchgelaufen, und keiner der Menschen dort unten ahnte auch nur etwas davon. Mehr noch: Vielleicht würden sie niemals davon erfahren, auch nicht von den

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