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Grim - Das Erbe des Lichts

Grim - Das Erbe des Lichts

Titel: Grim - Das Erbe des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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Helm mit Wangen- und Augenschutz nachgezeichnet, der ihr Antlitz umfasste wie ein kostbares Juwel.
    Da flammte der Himmel auf. Grüne und blaue Nordlichter entzündeten sich am Firmament und warfen ihren Schein auf die Rüstungen der Feen. In öligen Schleiern zogen sie darüber hin und verwandelten das Heer in ein Mosaik aus gebrochenen Farben. Die Schneekönigin schloss kurz die Augen, vollkommen regungslos saß sie da, als wollte sie sich wappnen für das, was sie gleich darauf sehen würde. Es war ein Bild stiller Anmut, gepaart mit einer Unruhe, die wie ein flackernder Schatten hinter den Lidern der Königin vorüberzog. Dann hob sie den Blick, die Feen taten es ihr gleich, und als Grim die Lichter genauer betrachtete, die dort oben den Himmel zum Brennen brachten, erkannte er Gestalten darin, wunderschöne, tanzende Figuren mit durchscheinender Haut und rätselhaften Augen. Es waren Feen in kostbaren Gewändern, die mit den Lichtern in den Himmel aufstiegen und dort tanzten, als würden sie fliegen in der sternklaren Nacht. Sie wurden kleiner, ihre Konturen verwischten, bis Grim klar wurde, dass sie die Welt verlassen hatten, dass sie an einen anderen Ort gereist waren. Sie waren in die Feenwelt gegangen.
    Sein Blick fiel auf die Königin, die noch immer die Lichter betrachtete, und er sah etwas wie Wehmut in ihren Augen, das ihr Gesicht ganz weich machte. Für einen Augenblick konnte er nicht mehr begreifen, wie er sie als kalt oder abweisend hatte empfinden können. Für diesen Moment hatte er das Gefühl, noch niemals etwas so Schönes gesehen zu haben wie ihr Gesicht.
    »Mein Volk flieht«, flüsterte sie. Fast meinte er, ihre Gedanken durch den Sturmwind hören zu können:
Die Menschen haben es vertrieben.
Und da, als sie den Blick auf die Häuser im Tal richtete, wusste Grim, dass sie gekommen war, um die Menschen zu töten. Der Schreck ließ ihn schwanken, Remis atmete hektisch ein. Gerade hob die Königin den Arm, um ihr Heer weiterzuführen, als Grim ein Rauschen in der Luft hörte — das Schlagen von mächtigen Schwingen. Die Feen wandten die Köpfe, und da brach ein Greif durch den Nebel, weiß wie der Schnee unter ihm. Ein Raunen ging durch die Reihen, als der Greif direkt vor der Königin landete. Zwei Feen sprangen von seinem Rücken, Schneeflocken stoben in weißen Wolken unter ihren Füßen auf.
    Grim sog die Luft ein, als er Theryon erkannte. Er trug eine schwarze Rüstung mit silbernen Beschlägen — es sah aus, als trüge er den Nachthimmel am Körper, während ein weiter Umhang seine Arme bedeckte. Sein Begleiter war eine Frau mit langen dunklen Haaren. Auch sie trug eine Rüstung, und ihr zartes, schmales Gesicht wirkte zerbrechlich in dem schwarzen Glanz ihres Harnischs. Doch in ihren Augen, die pechschwarz waren wie ihr Haar, lag ein Kampfgeist, den Grim bis auf den Hügel hinauf spüren konnte wie eine Welle aus Licht. Er hatte diese Frau schon einmal gesehen. Sie war es, die in dem Lichtkegel als geisterhaftes Wesen in Theryons Nähe war — es war Aradis. Angespannt sah Grim, wie Theryon auf das weiße Ross der Schneekönigin zuschritt und kurz davor stehen blieb. Seine Begleiterin hielt sich hinter ihm, während die Königin beide mit kaltem Blick maß. Hochmütig legte sie den Kopf ein wenig zurück.
    »Das darfst du nicht tun!«, rief Theryon, und seine Stimme klang warm und kraftvoll über die Ebene. »Du darfst die Menschen nicht vernichten!«
    Mit einem Satz sprang die Schneekönigin von ihrem Pferd. Ein dunkler Schatten schob sich unter ihrer Haut zu ihren Augen, Zorn flackerte über ihr ansonsten regloses Gesicht.
    »Die Menschen!«, zischte sie. »Ihretwegen verkommt die Welt zu einer leblosen Wüste, in der niemand mehr existieren kann außer ihnen selbst! Du hast es gesehen — du hast die Qualen deines Bruders erlebt!«
    Und als hätte ihre Stimme den Befehl dazu gegeben, flammte ein Bild am Himmel auf. Es war, als hätten die Worte der Königin es sichtbar gemacht. Grim sah ein Krankenzimmer, ein riesiges Bett stand unter einem Fenster, hinter dem Schneeflocken fielen, als wollten sie die Welt unter sich begraben. Grim sah ein Feenkind in dem Bett liegen, es war ein Junge von vielleicht zwölf Jahren, sein farbloses Haar klebte an seiner fiebernassen Stirn, und seine Haut war so durchscheinend, dass Grim die geschwollenen Adern darunter sehen konnte. Er spürte die Kälte des Feldes nicht mehr, sondern roch nun den bedrückenden, kalten Hauch des Todes, der über den

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