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Grim - Das Siegel des Feuers

Grim - Das Siegel des Feuers

Titel: Grim - Das Siegel des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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wusste, wie ihm geschah, schlug Pedro ihm vor die Brust.
    »Verflucht, was ...«, begann er, doch da hob Pedro zwei Finger. Dazwischen klemmte ein schwarzer Moskito. Er hatte ihn gerade noch erwischt, bevor er Grim hätte beißen können.
    Pedro sah ihn ernst an. Dann fuhr er sich an die Stirn, dass brauner Schlamm an seinem Finger haften blieb, und strich Grim beinahe sanft damit über beide Wangen. Grim nahm den Gestank kaum wahr. Für einen Augenblick war er wieder im Tunnel und sah Seraphin zum ersten Mal ins Gesicht. Die Narbe über seinem Auge brannte wie im Feuer.
    Zur Hölle, was ging hier vor? Dieser Kerl hatte Geheimnisse, die nicht nur ihn allein betrafen, das wusste Grim plötzlich. Pedro von Barkabant hatte etwas mit seiner eigenen Vergangenheit zu tun. Auf einmal schlug sein Herz schneller.
    »Wer bist du?«, fragte Grim leise.
    Für einen Moment schmolz die eisige Kruste auf Pedros Gesicht. Doch ehe er etwas hätte sagen können, zerriss ein Schrei die Luft. Instinktiv zog Grim Mia und Remis in den Schatten der Hauswand. Pedro drückte sich neben sie und legte einen Finger an die Lippen.
    Grim hörte das Klatschen bloßer Füße auf Asphalt und das rasselnde Husten und Keuchen eines Menschen. Vorsichtig näherte er sich dem Ende der Gasse und spähte auf den Campo de' Fiori — das Blumenfeld von Rom und die einzige Piazza in der Stadt, an der keine Kirche stand. Die Statue des Philosophen Giordano Bruno, der im Jahr 1600 auf diesem Platz als Ketzer verbrannt worden war, erhob sich im roten Licht der Himmelsflammen. Dunkle Häuser mit zerbrochenen Fenstern umringten ihn, drohend wie riesige Gespenster. Da trat ein Mann aus einer der Straßen. Sein Gesicht war schwarz vor Dreck. Er trug einen zerschlissenen Kittel, seine Füße und Hände waren blutig und die Knie aufgeschlagen. Er sah aus, als wäre er aus einer Folterkammer der Menschen geflohen. Hilflos sah er sich um, offensichtlich suchte er ein Versteck. Doch vor wem war er auf der Flucht? Gerade wollte Grim ihn herüberwinken, als Pedros Hand sich um seine Schulter schloss und sich gleich wieder entfernte.
    Im nächsten Moment hallte das Geräusch von Pferdehufen durch die Straßen. Der Mann auf dem Platz geriet in heillose Verzweiflung. Panisch rannte er auf die Gasse zu, in der Grim stand, doch schon preschten sieben schwarze Pferde auf den Platz. Dunkle Gestalten saßen darauf, in schwarze Fellmäntel gehüllt, deren Kapuzen sie sich tief ins Gesicht gezogen hatten. Die Pferde hielten inne, es geschah mit einer Gleichzeitigkeit, dass Grim mit einem Schlag eiskalt wurde. Im selben Moment schoss eine glühende Peitsche über den Platz und wickelte sich in dem Augenblick um die Kehle des Fliehenden, als dieser Grim in den Schatten erkannte. Niemals würde Grim dieses Gesicht vergessen — das wusste er.
    Mit enormer Wucht wurde der Mann zurückgerissen. Er landete auf dem Rücken und versuchte vergebens, die Peitsche von seinem Hals zu ziehen. Der Reiter, der ihn gefangen hatte, sprang mit geschmeidiger Bewegung vom Pferd. Lautlos trat er auf den Unglücklichen zu, ohne die Peitsche zu lockern. Kurz vor dem Mann blieb er stehen und streifte sich die Kapuze vom Kopf. Grim sog die Luft ein. Es war eine Frau. Sie hatte graue, fast weiße Augen, die aussahen wie mit Raureif überzogen, und langes schwarzes Haar. Ihr Gesicht war jung, doch in ihrem Blick lag ein Alter, das ihn an die Erzählungen über die Ersten Drachen und die Uralten denken ließ — jene Wesen, die den Göttern noch ins Angesicht geschaut hatten, ehe sie auf die Erde gekommen waren. Langsam näherten sich die Reiter, bis sie im Halbkreis um den Gefangenen herumstanden.
    »Diesen Leckerbissen wollen wir uns doch nicht entgehen lassen, nicht wahr?«, rief die Frau mit dunkler Stimme.
    Mit gleichgültiger Handbewegung winkte sie die Pferde näher. Sie beugten sich über den winselnden Mann — und gruben ihre Zähne in sein Fleisch.
    Grim fuhr zurück. Diese Gäule waren Kreaturen der Hölle und ihre Reiter nicht weniger! Da wandte die Frau den Kopf und ließ den Blick über die umliegenden Gassen schweifen. Grim drückte sich in den Schatten. »Ich hab's gewusst«, murmelte er. »Pedro, du Hundesohn! Du hast uns geradewegs in ihre Arme geführt. Wir hätten dir niemals vertrauen sollen, du bist ...« Er wandte den Kopf und verstummte.
    Pedro von Barkabant war verschwunden.

Kapitel 46

    ia atmete nicht. Wie gebannt starrte sie die Frau mit den Eisaugen an, die regungslos in ihre

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