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Grim - Das Siegel des Feuers

Grim - Das Siegel des Feuers

Titel: Grim - Das Siegel des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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gottverdammten Dämonenwelt? Du kannst dich nicht einfach so davonstehlen. Dafür ist es längst zu spät.«
    Sie sah ihn an, sah das Erstaunen, das sich als sanfter Schleier über sein Gesicht legte. Dann neigte er den Kopf und nickte unmerklich. Ein kalter Windhauch fuhr ihr in den Nacken. Kam es ihr nur so vor, oder war das Licht im Zimmer dunkler geworden? Grim hob den Blick, seine Augen waren pechschwarz geworden. Es waren die Augen eines Wesens, das mehr war als Gargoyle oder Mensch, mehr als alles, was sie kannte. Zum ersten Mal erahnte sie sein wahres Alter. Ein Schatten trat in seinen Blick, als er seine Klaue in ihren Nacken legte. Mit einer winzigen Drehung seines Handgelenks hätte er ihr das Genick brechen können. Sie schloss die Augen, sie wollte nicht daran denken, was sie unterschied, auch nicht daran, was er war — an nichts, gar nichts mehr wollte sie denken.
    Sein Atem strich sanft über ihr Gesicht, und im nächsten Moment spürte sie seine Lippen auf ihren. Zart wie ein Flüstern war sein Kuss, wie ein Schleier, der sich vor einer geheimnisvollen Welt gesenkt hatte und nur manchmal einen Blick darauf erlaubte. Sie spürte seine Arme um ihren Körper, er hielt sie, als hätte er Angst, sie zu zerbrechen. Da verwandelte sich die Dunkelheit um sie herum in ein Meer aus schwarzen Sternen. Sie verlor den Boden unter sich, die Finsternis umtoste sie mit tausend Stimmen, sie riss an ihrem Haar und wirbelte sie wie ein Blatt durch den Sturm. Mia klammerte sich an Grim, sie spürte die Kälte seiner Lippen, die Wärme, die aus ihrem Körper in den seinen strömte, und die Dunkelheit, die in ihr wuchs und sie unendlich müde machte.
    Da löste Grim sich von ihr und lehnte ihr Gesicht an seine Brust. Leise wie das Schlagen von Kirchturmglocken in der Ferne drang etwas durch die Stille. Es dauerte eine Weile, bis sie erkannte, dass es sein Herz war, das sie da hörte. Langsam kehrte die Wärme in ihren Körper zurück. Grim hielt sie fest inmitten der wirbelnden Sterne, und als sie ihn ansah, lächelte er. Doch noch etwas lag in seinem Blick, und sie fröstelte, als sie es erkannte: Es war Furcht. Sie streckte die Hand nach seiner Wange aus, doch Grim fuhr zurück, und die Finsternis um sie herum zerriss.
    Benommen fand sie sich in Grims Armen wieder. Sie öffnete die Augen, für einen Moment verschwamm sein Gesicht. Dann erkannte sie, dass er sie ansah. Die graue Farbe wich von seinem Körper, und das tiefe Schwarz seiner Haut kehrte zurück. Sanft strich er ihr über die Wange. »Du hast mich gerettet«, sagte er leise. »Und du hast recht. Angst und Zweifel sind schlechte Gefährten.« Sie fühlte seinen Atem auf ihren Lippen, als er sich vorbeugte und ihr Gesicht in beide Klauen nahm. »Du ...«
    Weiter kam er nicht. Mit einem Knall brach die Balkontür aus ihrem Rahmen, und drei Gestalten in langen Fellmänteln sprangen ins Zimmer. Mia schrie auf, als sie die Frau mit den Eisaugen erkannte.
    »Sieh an«, sagte diese beinahe sanft. »Das Fleisch von Liebenden ist besonders saftig.« Mit einem Ruck riss sie die Arme vor. Mia fühlte einen heftigen Schlag am Kopf. Dann wurde ihr schwarz vor Augen.

Kapitel 47

    as Denken fiel Grim schwer. Zum ersten Mal in seinem Leben erfuhr er, wie es sich anfühlte, wenn eine Harpyie ihre Klauen in seinen Rücken bohrte. Es war nicht besonders angenehm. Außerdem spürte er die Wirkung des schwarzen Pfeils. Das Gift lähmte seine Magie, er konnte nicht einmal ein winziges Flämmchen wirken. Er war nichts mehr als ein Koloss aus Stein. Neben ihm ritt die Frau mit dem Fellmantel auf einem der Untiere. Mia hing bewusstlos in ihren Armen, und Remis segelte wie ein grünes Taschentuch hinter der Harpyie her. Er baumelte, an Händen und Füßen gefesselt, an einem langen Strick, den die Frau an ihrem Gürtel befestigt hatte.
    Grim sah die Ruinen Roms unter sich dahinrasen. Der Tiber wälzte sich als blutig-schwarzes Ungeheuer durch die Nacht, die Gebäude lagen in Dunkelheit. Nach einer Weile wurde Grim von einem roten Lichtstrahl getroffen. Er brauchte einen Moment, bis er erkannte, dass es der Petersdom war, von dessen Kuppel aus rote und grüne Lichter in die Nacht geworfen wurden, als wäre er eine riesige Diskothek der Menschen. Doch als sie näher kamen, wurde Grim klar, dass dieser Dom weder mit seinem Abbild in der Menschenwelt noch mit einem Ort der Vergnügungen die geringste Ähnlichkeit hatte. Der Petersplatz war mit menschlichen Knochen übersät, und an dem

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