Grim - Das Siegel des Feuers
und im nächsten Augenblick rasten mehrere schwarze Gestalten durch das Opaion der Kuppel und landeten mit fliegenden Umhängen auf dem marmornen Boden. Mia sah, wie einer der Fremden vortrat. Langsam zog er seine Kapuze vom Kopf. Grim sog die Luft ein.
»Nein«, sagte er, und seine Stimme hatte jeden Klang verloren. »Das darf nicht wahr sein.«
Kapitel 49
eraphin lächelte. Er schritt vor seinen Magiern auf und ab, die sich mit verschränkten Armen hinter ihm aufgebaut hatten. Instinktiv trat Grim zu Mia und legte ihr eine Klaue auf die Schulter.
»Es ist wirklich ganz reizend von euch, dass ihr mir auf so zuvorkommende Weise das gebracht habt, worauf ich all die Zeit gewartet habe«, sagte Seraphin mit widerlich dankbarem Gesichtsausdruck. »Ohne euch hätte ich es ohne Frage niemals gefunden. Zwischenzeitlich wäre es ja beinahe ... nun ja, blutig geendet. Doch dann ist ein alter Bekannter auf der Bildfläche erschienen — und alles wurde gut.« Er warf einen Blick in die Schatten. Pedro trat daraus hervor. Sein Gesicht war regungslos wie zuvor, aber Grim sah die Empfindungen in seinen Augen, die wie ein sich rasend schnell veränderndes Kaleidoskop durcheinanderwirbelten. Er zog die Brauen zusammen. Was, zum Teufel, ging hier vor? Seraphin sah Pedro mit hasserfülltem Blick an. Dann wandte er sich ab, und seine Augen wurden kalt. Er fixierte Mia, die das Zepter so fest umklammerte, dass ihre Knöchel weiß hervortraten. Grim spürte, dass sie zitterte. Seraphin streckte die Hand aus und trat einen Schritt vor. »Gib mir das Zepter.«
Grim wusste, dass er gegen Seraphin keine Chance hatte. Trotzdem schob er Mia hinter sich und stellte sich ihm in den Weg. Doch noch ehe er ein Wort sagen konnte, trat eine Gestalt zwischen sie.
»Lange habe ich auf diesen Augenblick gewartet«, sagte Pedro, denn niemand anderes war es, der nun mit erhobenem Stab vor Seraphin stand und ihn mit kalten Augen musterte.
Seraphin lächelte kalt. »Du willst mich herausfordern, alter Mann?«, zischte er. »Dieser Ort wird dich stärker gemacht haben, ohne Frage — so ist das mit der Verdammnis, nicht wahr? Aber du unterschätzt mich — wie in alten Zeiten.« Er wandte halb den Blick zu seinen Schergen. »Das ist mein Kampf«, sagte er zu ihnen. »Sorgt dafür, dass niemand den Raum verlässt.«
Mit diesen Worten begab er sich in die Mitte des Pantheons und stellte sich in einigem Abstand zu dem Lichtkegel, der wie eine Lanze durch die Öffnung der Kuppel fiel. Pedro wollte ihm folgen, doch Grim hielt ihn zurück.
»Bist du verrückt geworden?«, raunte er. »Seraphin wird dich umbringen!«
Da sah Pedro ihn an, ein trauriges Lächeln spielte um seine Lippen. »In mir ist nicht mehr viel übrig, das er noch nicht getötet hätte.« Er legte Grim die Hand auf die Schulter. Dann wandte er sich um und trat Seraphin gegenüber.
Unterdessen hatten die Magier sich an den Wänden postiert, um einen plötzlichen Ausbruch ihrer Gefangenen zu verhindern. Schweigend verschränkten sie die Arme vor der Brust und beobachteten, wie Pedro seinen Stab in der Hand drehte. Er sah Seraphin an mit diesem Ausdruck in den Augen, der ebenso gut Liebe wie Hass hätte bedeuten können, und Seraphin starrte zurück, das Gesicht wutverzerrt. Grim erschien der Moment wie eine Ewigkeit. Dann stieß Pedro einen Schrei aus und stürzte sich vor. Gleichzeitig brach sein Stab auseinander und gebar ein flammendes Schwert aus weißem und schwarzem Feuer.
Blitzschnell zog Seraphin die Faust durch die Luft, und ein rotes Flammenschwert erwuchs aus seiner Hand. Funken sprühten, als die Klingen aufeinanderprallten, während die Kämpfenden sich zwischen ihren Klingen anstarrten, als könnten sie sich mit bloßen Blicken erdolchen. Einen Augenblick lang rangen sie miteinander. Dann stieß Seraphin Pedro zurück, dass dieser quer durch den Raum flog und über den Köpfen der Magier an der Wand landete. Leichtfüßig stieß er sich ab, als würde die Schwerkraft für ihn nicht gelten, und stürzte auf Seraphin nieder. Sein Schwert hinterließ glühende Narben in der Luft. Seraphin wich seinen Hieben mühelos aus, doch Grim sah, dass Pedros Kräfte nachließen. Schon standen Schweißperlen auf seiner Stirn.
Instinktiv trat Grim einen Schritt nach vorn, doch da griff Mia nach seinem Arm. Sie schüttelte den Kopf, aber ihre Lippen bewegten sich in merkwürdigem Rhythmus, und ihr Blick ging durch ihn hindurch. Grim begriff. Sie wirkte den Bannzauber, mit dem sie
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