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Grim - Das Siegel des Feuers

Grim - Das Siegel des Feuers

Titel: Grim - Das Siegel des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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zu können.
    Grims Gesicht verfinsterte sich. »Steinblut«, murmelte er. »Wir müssen uns beeilen.«
    Mia schoss der Schreck in die Glieder. Also waren doch Gargoyles unterwegs — aber was suchten sie in der Oberwelt? Vermutlich waren es Traumsammler oder Erinnerungslöscher, vielleicht sogar Schattenflügler, die bis heute in der Anderwelt für Ordnung sorgten. So oder so wären sie sicher überrascht, auf einmal einen Gargoyle, einen Menschen und einen Kobold zu treffen — in trauter Dreisamkeit, noch dazu frisch aus der Zukunft. Sie schlich hinter Grim durch die Gassen und sah kurz darauf die Schatten, die über die Straßen flogen. Doch sie schienen kein genaues Ziel zu haben. Vielmehr kam es Mia so vor, als suchten sie etwas — oder jemanden.
    So schnell sie konnten, folgten sie der goldenen Linie durch die verwinkelten Gassen und erreichten schließlich ein heruntergekommenes Haus. Im Inneren flackerte warmes rotes Licht. Mia schaute noch einmal auf die Karte. Langsam erlosch die goldene Linie. Sie hatten ihr Ziel erreicht. Ihr Mund war staubtrocken, als sie die Tür berührte.
    Grim hielt sie zurück. »Da ist jemand«, flüsterte er. Im nächsten Moment wurde die Tür einen Spaltbreit geöffnet.
    Ein misstrauisches Augenpaar musterte sie eingehend, dann wurde die Tür aufgerissen. Vor ihnen stand ein Mann von etwa dreißig Jahren. Er trug eine leinene Kutte, aber die Art, wie er das Schwert in seiner Hand hielt, zeigte, dass er kein Mönch war. Seine Augen waren dunkel wie bei einem Bären, und sein braunes Haar war lockig und voll. Sein Blick ruhte auf der Karte in Mias Händen. »Du bist gekommen«, sagte er, und Mia begriff erst nach einem Moment, dass er auf Fyrenisch mit ihr sprach. Instinktiv verstand sie die Worte — ebenso wie sie gelernt hatte, die Karte zu lesen. Dann fiel sein Blick auf Grim, und in sein Gesicht trat heillose Angst. Er packte sein Schwert und wollte es auf Grim richten, doch Mia hob die Hände.
    »Er ist ein Freund«, sagte sie schnell und fühlte, wie sich die Worte von ganz allein in Fyrenisch verwandelten. »Ohne ihn wäre ich niemals so weit gekommen. Nicht alle Gargoyles sind böse in der Zukunft.«
    Der Mann zögerte einen Moment. Dann ließ er sein Schwert sinken. »Eine merkwürdige Truppe seid ihr«, sagte er mit einem Blick auf Remis und winkte sie herein. Ein Lächeln lag auf seinem Gesicht, als er die Tür hinter ihnen schloss. Er schob einen schweren Stuhl davor und deutete auf die hölzernen Schemel, die um ein kleines Feuer herumstanden. Mia setzte sich zögernd, Remis flog auf ihr Knie. Grim warf den klapprigen Schemeln einen Blick zu und blieb stehen.
    »Ich habe diese Karte von meinem Bruder bekommen«, fing Mia an. »Unsere Welt wird von Bösem bedroht, und wir brauchen das Zepter, um das Unheil abzuwenden. Wir vermuteten es im Pantheon, doch da war es nicht, und stattdessen sind wir hierher geschickt worden.«
    Der Mann nickte. »Wir haben es vor den Gargoyles in Sicherheit gebracht«, sagte er. Mia hörte, dass er in großer Eile sprach. Immer wieder schaute er zu dem winzigen Fenster, das zur Straße wies. »Doch jetzt haben sie unsere Spur gefunden. Sie sind uns auf den Fersen. Deswegen haben wir uns entschlossen, das Zepter zu zerstören, da keiner von uns weiß, ob er gefangen wird — nicht ohne jedoch ein Portal zum Fluss der Zeit zu erschaffen, durch das der Träger der Karte reisen kann, um das Zepter zu erhalten.« Er sprang auf und trat zu einer hölzernen Truhe. Mit beiden Händen zog er einen in helles Leinen gewickelten Gegenstand daraus hervor. Er setzte sich, als würde ihm plötzlich schwindlig. Seine Hände zitterten, doch auf seinen Lippen lag ein dankbares Lächeln, als er Mia den Gegenstand überreichte. »In wenigen Augenblicken hätte ich es zerstört.«
    Mia spürte ein Kribbeln in den Fingern, als sie das Zepter an sich nahm. Sie fühlte seine geschwungene Form, doch als sie das Tuch zurückschlagen wollte, hob der Mann die Hand. »Nein«, sagte er bittend. »Nicht hier. Ihr müsst ...«
    Da polterte etwas gegen die Tür. Sofort sprang der Mann auf. In seinem Blick stand nackte Angst. Er deutete auf eine winzige Tür neben dem Kamin. »Geht!«, flüsterte er.
    Mia kam auf die Beine. »Wir können dich doch nicht deinem Schicksal überlassen«, sagte sie kaum hörbar. »Wir müssen ...«
    Da ergriff er ihre Hände, und für einen Moment meinte sie, in Jakobs Augen zu sehen. »Ihr müsst fliehen«, sagte er eindringlich. »Ihr dürft

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