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Grim - Das Siegel des Feuers

Grim - Das Siegel des Feuers

Titel: Grim - Das Siegel des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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nicht eingreifen, sonst verändert ihr die Zeit. Ich danke euch dafür, dass ihr gekommen seid, ihr habt keine Ahnung, wie sehr! Aber ihr müsst von hier verschwinden! Flieht!«
    Wieder polterte es gegen die Tür. Der Mann ließ Mias Hände los. Er sah sie noch einmal an. Dann wurde sein Gesicht hart, und er trat zur Tür. Grim zog Mia mit sich. Lautlos verließen sie das Zimmer und fanden sich in einem winzigen Raum ohne Fenster wieder. Auf der Karte erschienen blasse Buchstaben, aber Mia wusste auch so, was sie zu tun hatte.
    »Haphrator Hen«, flüsterte sie.
    Im selben Moment splitterte die Tür. Mia hielt den Atem an, sie sah, wie Grim sich kampfbereit machte. Die Zeichen der Karte erhoben sich zum zweiten Mal in die Luft, erhellten das Zimmer und schossen in einem gewaltigen Blitz zu Boden. Mia hörte den Mann schreien, aber in seiner Stimme lag keine Furcht mehr. Sie hörte, wie er kämpfte — wie er von einem Gargoyle gepackt und zu Boden geschleudert wurde — und wie sein Genick brach.
    Die goldenen Ringe flammten in der Dunkelheit. Schritte kamen auf die winzige Tür zu, schwere, steinerne Schritte. Grim packte Mia am Arm und zog sie ins Licht. Dieses Mal verloren sie sich nicht. Mia hielt das Zepter fest umklammert, und Grim ließ sie nicht los. Wieder bekam sie keine Luft, und wieder wurde kurz darauf alles schwarz. Grim fing ihren Sturz ab. Sie fanden sich im Pantheon wieder. Mia roch den Duft der erloschenen Kerzen. Sie waren zurück im Riss der Vrataten.
    Mit zitternden Händen legte sie das Zepter vor sich auf den Boden. Grim und Remis hockten sich neben sie, und auch Pedro trat aus den Schatten. Grim warf ihm einen Blick zu, offensichtlich hatte er vor, ihn wegzuschicken. Doch dann schien er es sich anders zu überlegen. Er schwieg und wandte sich ab. Mit klopfendem Herzen schlug Mia das Tuch zurück. Vor ihnen lag das Zepter der Yartholdo. Sein Stab bestand aus zwei ineinander verschlungenen Kristallstreben, die teilweise von dunklem Stein überzogen wurden, und auf seiner Spitze saß ein funkelnder Diamant. Ein rotes Flimmern pochte in seiner Mitte wie das Schlagen eines Herzens. Vorsichtig nahm Mia es in die Hand. Es war überraschend schwer und eiskalt.
    »Menschen sind dafür gestorben«, sagte sie leise. »Dieser Mann ... Habt ihr seine Augen gesehen? Er hat keine Zweifel gehabt. Er hat für das Bild einer freien, einer geeinten Welt sein Leben gegeben. Und ich kenne nicht einmal seinen Namen.«
    Grim betrachtete das Zepter mit einem Ausdruck, den Mia nicht deuten konnte. »Ohne ihn hätten wir jetzt nichts gegen Seraphin in der Hand, so viel steht fest.«
    Mia sah ihn an. Auf einmal erschienen ihr seine Augen kalt. »Und was ist danach?«, fragte sie kaum hörbar.
    Sie sah, wie er die Zähne aufeinanderpresste, als er sich abwandte. Langsam erhob er sich und ging in dem dämmrigen Raum auf und ab. »Du willst den Zauber des Vergessens brechen, nicht wahr?« Seine Stimme hallte laut von den Wänden wider.
    Mia nickte, obwohl seine Worte nicht wie eine Frage geklungen hatten. »Unsere Welten müssen nicht getrennt sein. Es gab mal eine andere Zeit — eine Zeit ohne Blutvergießen und ohne Kriege.«
    Grim stieß die Luft aus. »Bis die Menschen alles zerstört haben, was einmal zwischen unseren Völkern bestand! Durch ihre Schuld ist mein Volk beinahe ausgelöscht worden — durch
seine
Schuld!« Er hob die Klaue und deutete auf Pedro, der sich fast vollständig in die Schatten zurückgezogen hatte. Schweigend sah er Grim an. Es war unmöglich zu erraten, was er dachte.
    Mia kam auf die Beine und legte eine Hand auf Grims Arm. »Nicht alle Menschen sind so, wie er es einmal war. Im Kolosseum hast du es selbst gesagt! Es gibt Menschen, die die Welt verändern können. Aber mein Vater ist gestorben, weil er keinen Platz finden konnte in dieser zerrissenen Welt, und Jakob hat sich umgebracht, weil er die Möglichkeit von Freiheit und Vertrauen nicht aufgeben wollte. Und was ist mit mir? Ich riskiere mein Leben, um die Gargoyles vor Sklaverei und Vernichtung zu bewahren! Glaubst du nicht, dass sich ihre Einstellung zu den Menschen ändert, wenn sie davon erfahren? Moira hat uns vertraut! Sie ...«
    Grim riss seinen Arm zurück. »Sie wusste, dass ich die Karte vernichtet hätte, wenn sie mir davon erzählt hätte — deswegen hat sie es nicht getan. Moira war krank, sie hatte ...«
    Mia holte Atem, sie spürte ihr Herz im ganzen Körper. »Sie hatte Hoffnung«, rief sie.
    Ein Flackern ging durch

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