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Grim - Das Siegel des Feuers

Grim - Das Siegel des Feuers

Titel: Grim - Das Siegel des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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einzutippen, die umgehend surrende Geräusche von sich gab.
    »Zweimal schnurgerade nach Ghrogonia, Hauptstadt der Ewigkeit und so weiter und so fort«, plapperte sie freundlich. »Bitte hier den Daumen drauf und hier hineinsehen.« Sie deutete auf eine metallene Fläche und eine höhenverstellbare Kugel auf einem silbernen Gestell. Seufzend beugte Grim sich vor, spürte den Pieks in seinem Daumen und ließ den Irisscanner über sein Auge laufen. Der gläserne Gargoyle, in der Tat. Aber so musste es eben sein, wenn Ghrogonia sicher sein und niemand außer erwählten Gästen und Anwohnern Zutritt haben sollte. Die Gargoyledame schaute auf ihren Bildschirm, lächelte und reichte Grim und Karphyr zwei funkelnde Steine, die mit schmatzendem Geräusch aus der Maschine geschossen waren.
    Grim folgte dem Drachen zum Rand der Höhle. Dort ließen sie die Steine in einen Schlitz in der Wand fallen, woraufhin sich ein Spalt öffnete und den Blick auf eine steinerne Kugel freigab, die wie eine schwerelose Gondel in der Luft schwebte und sich lautlos an einer Seite öffnete. Grim schob sich hinter Karphyr in die Kammer, setzte sich auf einen der steinernen Sitze und wartete, bis die Kugel sich schloss und in Bewegung setzte. Erst langsam, dann immer schneller schoss sie durch einen endlos langen Tunnel dahin. Nur ab und an zuckten Lichter durch das winzige Fenster, doch Grim hatte ohnehin keinen Blick dafür. Dunkle Vorahnungen ließen ihn die Brauen zusammenziehen.
    »Also, das Kostüm«, begann er, weil es ihm keine Ruhe ließ, und unterbrach damit einen Monolog des Drachen über Zierkürbisse, dem er überhaupt nicht zugehört hatte.
    Karphyr nickte eifrig. »Du wirst allerliebst aussehen, mein Bester, ganz allerliebst!«, rief er und schlug lachend die Hände zusammen.
    Noch ehe Grim etwas hätte erwidern können, stoppte die Kugel — wie immer so plötzlich, dass er von seinem Sitz rutschte und sich die Schulter stieß. Seufzend rappelte er sich auf und schwang sich aus der Kugel.
    Unter ihnen lag Ghrogonia, die Stadt der Schatten in ihrem Meer aus Schluchten. Grim atmete ein. Es war ungeheuerlich, wie die Stadt mit den Jahrhunderten gewachsen war.
    Grim sauste neben Karphyr auf einer der Luftstraßen über eine breite, belebte Promenade. Rechts und links von ihnen ragten Prachtbauten der Gargoyles auf — viele wohnten gar nicht darin, sondern wollten sie nur besitzen, etwas, das Grim nie verstehen würde —, überall flogen steinerne Kugeln durch die Luft, und Flugwesen jeder Art verbreiteten einen mörderischen Lärm. Sie erreichten den Goldenen Berg, genauer gesagt, die unscheinbare Hütte, unter der sich der Goldene Berg befand — Karphyrs Zuhause, wo er die unzähligen Schätze der Menschheit bewachte, die er und seine Vorfahren angehäuft hatten, und von dem nur seine engsten Freunde wussten. Sie verabschiedeten sich, und Grim genoss es, jegliche Kürbisthemen vorläufig aus seinen Gehirnwindungen vertreiben zu können.
    Er durchquerte den Wald der Cylaster, winzige Funkenwesen, die in Stresssituationen auf ihre hundertfache Größe anschwellen und wahre Feuersbrünste verursachen konnten, und holte tief Atem, als er den pechschwarzen Dorn sah, der in der Mitte Ghrogonias aufragte — Vranis Xor, der Sitz des Gargoylekönigs. Das Ewige Feuer, ein mächtiger Schutzzauber, der alle sieben Mondzyklen durch den Senat und den König erneuert wurde, umhüllte den Turm wie eine dünne Schicht aus tanzenden schwarzen Flammen. Nicht weit davon entfernt ragte eine gewaltige Basilika auf. Sie hatte Ähnlichkeit mit einem gewissen Zuckerhutbau des oberweltlichen Paris, doch auf ihrer höchsten Kuppel prangte ein riesiger Gargoyle — pechschwarz wie sie selbst, mit geöffneten Schwingen und finsterem Blick. Er trug ein Schwert, und um seine Brust flatterte eine Schärpe, auf der in dicken Lettern zu lesen war: OGP — Oberste Gargoyle Polizei. Grim stöhnte. Als wenn diese alberne Statue nicht schon schlimm genug wäre — wie war Mourier nur auf die Idee gekommen, dass eine Schärpe um die Brust mehr Würde vermitteln könnte als das Vereinslogo eines Kegelclubs?
    Mit finsterer Miene landete er auf der Faust der Statue, ging die wenigen Schritte bis ins Innere des gewaltigen Körpers und erhob sich umgehend wieder in die Luft. Er befand sich in einem Höhlensystem und hatte eigentlich nur ein Ziel: so schnell wie möglich wieder zu verschwinden. Er wollte mit niemandem sprechen, wollte keinen Blick auf die gargoylschen

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