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Grim - Das Siegel des Feuers

Grim - Das Siegel des Feuers

Titel: Grim - Das Siegel des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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schnaubte ärgerlich. »Du bringst Schande über das Blut der Völker, die du in dir trägst!«, donnerte er. »Selbst das Blut der Menschen, jener verachtenswerten Kreaturen, ist rein und edel im Gegensatz zu dem deinen! Willst du dein Leben in dieser Schande beschließen, oder kehrst du dich ab von dem Weg, den die Finsternis dir zu Füßen gelegt hat?«
    Der Hybrid stieß verächtlich die Luft aus und spuckte in weitem Bogen direkt vor Thorons Thron. Grim stockte der Atem. Der Kerl war wahnsinnig. Thoron würde ihm bei lebendigem Leib die Haut abziehen, wenn er sich nicht zusammenriss! Gierig wartete die Menge auf einen zweiten Einsatz des Donnerstabes, doch dieses Mal schlug der stämmige Gargoyle dem Hybriden auf Thorons Befehl mit der Faust ins Gesicht. Grim konnte das Herausbrechen zweier Zähne hören, doch der Angeklagte wich kaum von der Stelle. Mit blutenden Lippen starrte er den König an, und etwas wie Spott stahl sich auf sein Gesicht. Grim sah, wie Thoron die rechte Hand in die Armlehne seines Throns krallte. Einen Augenblick lang traten die Adern dick und schwarz unter der kalkweißen Haut hervor. Dann entspannte sich der König.
    »Entspricht es der Wahrheit«, begann er beinahe gleichmütig, »dass du dich vor drei Tagen um kurz nach Mitternacht hinter der Waldtherme versteckt und Senator Phor Kramas auf seinem Heimweg überfallen und getötet hast?«
    Da ließ der Hybrid erstmals seine Stimme hören, und im Gegensatz zu seinem hassverzerrten Gesicht war sie hell, beinahe zart, mit einem heiseren Unterton der Wut. »Ja, allerdings, und ich würde es jederzeit wieder tun!«
    Grim hielt den Atem an. Ein Raunen ging durch die Menge, wieder flogen Steine auf die Bühne, doch keiner traf den Angeklagten. Thoron wandte sich nicht von ihm ab. Sein Blick glühte vor Kälte, doch der Hybrid schien sich nicht darum zu kümmern.
Furchtlos,
ging es Grim durch den Kopf, und es schien ihm, als hätte er dieses Wort seit Urzeiten nicht mehr gedacht.
Er ist furchtlos.
    »Was ist mit den anderen Morden?«, fragte Thoron scharf.
    Der Hybrid spuckte einen seiner Zähne auf die Empore. »Die hätte ich auch begangen, wenn ich gekonnt hätte!« Er sprach laut und deutlich. Jedes seiner Worte schlug der Menge ins Gesicht. »Die haben mich ja überhaupt erst auf die Idee gebracht! Endlich hatte mal jemand den Mumm dazu, euch zu zeigen, dass ihr nicht so unangreifbar seid, wie ihr denkt!« Er reckte den Kopf zur Menge, so weit er konnte. »He, wenn du zuhörst, wer auch immer du bist: meine Hochachtung!« Dann wandte er sich wieder Thoron zu und ließ seinen Blick über jeden Einzelnen der OGP schweifen. Grim konnte ein Schaudern nicht unterdrücken, als er in diese Augen sah. »Und euch habe ich auch noch was zu sagen: Ghrogonia ist die Stadt aller! Sie gehört uns ebenso wie euch, auch wenn ihr uns am liebsten dort seht, wo ich jetzt stehe: dicht beim Henkerbeil! Aber es gibt mehr von meiner Art! Ich habe euch Angst gemacht, nicht wahr? Dieses Gefühl werdet ihr nicht vergessen. Und da draußen — da draußen ist etwas, das viel schlimmer ist als ich!«
    Wieder begann die Menge zu toben, aber in die Schreie und Pfiffe der Schaulustigen hatte sich etwas Dämpfendes geschlichen, wie ein Kissen, das die Luft abdrückt: Angst.
    Thoron hob die Hand. Langsam wurde es ruhiger. »Aus der Kleinheit deines Wesens heraus musst du uns hassen«, sagte er gerade laut genug, dass jeder auf dem Platz es hören konnte. »Doch besinne dich! Bereue, was du getan hast, sei anderen deines Schlages ein Vorbild zum Guten, und dir wird vergeben werden, in dieser Welt oder der nächsten.«
    Der Hybrid sah ihn an, als hätte Thoron gerade einen Witz erzählt und die Pointe vermasselt. Für einen Moment stand er regungslos. Dann ging ein Zucken durch seinen Körper, ein krampfhaftes Rütteln, und schließlich riss er den Mund auf und lachte wie wahnsinnig. Grim spürte, wie dieses Lachen etwas in ihm erschütterte, und er fühlte, wie Kronk neben ihm die Muskeln anspannte, als würde er dasselbe empfinden: haltloses Erstaunen. Da sprang Thoron auf und streckte den Arm mit dem Zepter nach dem Hybriden aus.
    »Wie jeder deiner Art bist du eine Unaussprechlichkeit«, wütete er. »Ein Geschwür im Gedärm deiner Mutter, die besser wie jede ihresgleichen in der Gosse umgekommen wäre, als dich auf die Welt zu schleudern! Ich werde dich von deinem Hass erlösen!«
    Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, schoss ein blauer Lichtstrahl aus seiner Hand.

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