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Grim - Das Siegel des Feuers

Grim - Das Siegel des Feuers

Titel: Grim - Das Siegel des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gesa Schwartz
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kaltes Licht in die Nacht. Unter ihr floss der Verkehr in funkelnden Lichtern durch die Straßen, und rings um sie herum verlief ein steinernes Geländer. Sie musste Luft holen. Das war tatsächlich der Turm Saint Jacques. Die Figur des Heiligen Jakobus des Älteren erhob sich auf der Turmspitze, und die vier geflügelten Symbole der Evangelisten schmückten als helle Statuen die Brüstung: ein Mensch versinnbildlichte Matthäus, ein Löwe Markus, ein Stier Lukas und ein Adler Johannes. Mia ließ den Blick über ihre Gesichter schweifen — und erschrak. Dort auf der Brüstung saß ein gewaltiger Schatten. Er war schwärzer als die Nacht, die ihn umgab, ein Engel aus Finsternis. Ein Knie hatte er an seinen Körper gezogen und seine Klauen mit den scharfen Krallen gelassen darauf abgelegt. Seine gewaltigen Schwingen ragten hinter ihm auf wie Engelsflügel, und dichtes dunkles Haar fiel auf seine Schultern hinab. Da wandte er sich um und sah sie an. Sie kannte ihn, das wusste sie sofort. Es war der Gargoyle, der Jakob und sie in der Menge bei der Hinrichtung gesehen hatte. Und doch schien es ihr, als sähe sie sein Gesicht zum ersten Mal. Stolz lag auf seinen Zügen, eine kühle Erhabenheit, wie sie sie von den Gesichtern antiker Statuen kannte. Ein Ausdruck wie wütender Trotz, ein kindlich-nachdenklicher Schatten flammte in seinen Augen, mit denen er auf die Welt schaute, als wollte er ihr jeden Moment ins Gesicht spucken. Dieses Gesicht, das wusste sie, wäre vollkommen gewesen, wenn nicht die Narbe über das rechte Auge gelaufen wäre, ein schmaler Schnitt längs über das Lid bis hinab zur Wange.
    »Als hätte man ihn verwundet, während er schlief, murmelte Mia leise und verzog gleich darauf das Gesicht. Sie war schließlich nicht hier herauf gekommen, um in merkwürdige Schwärmereien auszubrechen.
    Der Gargoyle war offensichtlich nicht gerade begeistert von ihrem Auftauchen. Er ließ die Klauen sinken, langsam, als wollte er sie an jede seiner Bewegungen gewöhnen, schwang die Beine auf den Turm und erhob sich. Er war so groß, dass seine Schwingen den Mond verdeckten. Langsam trat er auf sie zu.
    »Was willst du hier?«, grollte er mit einer Stimme, die ihr die Haare nach hinten strich.
    Für einen Moment hätte sie sich am liebsten umgedreht und wäre wieder im Fahrstuhl verschwunden. Dann stieß sie die Luft aus, so verächtlich sie konnte.
    »Das frage ich mich auch«, gab sie zurück. »Ich dachte, dass hier oben jemand wäre, der mir das Leben gerettet hat. Aber da habe ich mich wohl geirrt.«
    Mit dieser Reaktion hatte ihr Gegenüber offensichtlich nicht gerechnet. Seine Züge verfinsterten sich, als hätte er auf eine schlechte Nuss gebissen.
    »Nein«, sagte er ein wenig leiser. »Du hast dich nicht geirrt. Auf dem Friedhof hast du Magie gewirkt, starke Magie, die dich deine gesamte Kraft gekostet hat. Deswegen bist du ohnmächtig geworden. Ich habe dich hierher gebracht, damit du in Sicherheit bist.« Er hielt inne.
    Falls er jetzt ein Dankeschön erwartete, konnte er lange warten! Mia presste entschlossen die Zähne aufeinander und schwieg.
    Leise stieß er die Luft aus und sagte dann: »Mein Name ist Grim.«
    »Das ist mir vollkommen egal«, erwiderte sie und schob das Kinn vor. »Ich will sofort wissen, warum ich hier festgehalten werde.«
    »Wenn ich dich nicht gerettet hätte«, grollte er, und sie konnte hören, dass er ungehalten war, »wärest du jetzt tot, klar?«
    Mia spürte die Wut in ihren Wangen. »Klar«, rief sie und trat einen Schritt auf ihn zu. »Ich wurde von Ungeheuern verfolgt, und deswegen verschleppst du mich in diese unterirdische Gruft und legst mich in ein staubiges Himmelbett! Das ist ja fast wie im Märchen.«
    Grim schnaubte durch die Nase. »Im Märchen wäre keiner so undankbar gewesen, so viel steht fest!«
    Sie verschränkte die Arme vor der Brust. »Ach nein?«, fragte sie spöttisch. »Dann sind wir wohl im falschen Genre gelandet, was?«
    Da rauschte etwas Grünes vor ihr Gesicht und wedelte mit leuchtenden Händen durch die Luft. »Schluss jetzt!«, rief Remis aufgebracht und schaute von einem zum anderen. »Ihr müsst zusammenarbeiten, begreift das doch! Ihr seid beide in diese Geschichte verwickelt!« Er warf Grim einen Blick zu. »Sag es ihr.«
    Der Gargoyle sah sie an, es war ein kurzer Blick voller Gegenwehr. Dann wandte er sich ab und trat an den Rand des Turms. »Dein Bruder«, hörte sie seine Stimme, »hat etwas von einem sehr alten Gargoyle bekommen, von

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