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Grim

Grim

Titel: Grim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Schwartz
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den Kopf, seine Augen waren grün wie Fluchfeuer geworden, und mit einem Schrei, der jedes andere Geräusch übertönte, riss er die Arme in die Luft. Flammen stoben aus seinen Händen, in einem gleißenden Schleier fegten sie durch den Raum, hüllten die Marionetten ein – und ließen sie verbrannt zu Boden fallen.
    Gleich darauf brach die Starre von Mias Körper. Keuchend griff sie sich an die Kehle, sie lag am Boden und um sie herum, die Augen starr auf sie gerichtet, saßen die Marionetten, als hätten sie nie etwas anderes getan. Lyskian half ihr auf die Beine, die Kälte seiner Finger nahm den Schmerz von ihr und ließ sie Atem holen.
    »Verflucht, was … «, begann Grim, doch ehe er seinen Satz beenden konnte, fegte eisiger Wind ins Zimmer. Die Eingangstür des Hauses stand offen.
    Die Nacht empfing Mia mit frostigen Klauen, als sie hinter den anderen auf die Straße lief und Samhur durch die Gassen folgte. Nicht weit von ihnen entfernt stürmte er auf die Moldau zu, dunkel und schemenhaft wie ein tanzender Schatten. Kaum, dass er das Ufer erreicht hatte, ging ein Rauschen durch die Luft. Heftiger Wind stob Mia ins Gesicht, riss an ihren Haaren und zwang sie dazu, die Augen zu schließen. Sie spürte das Beben im Boden, hörte das Knistern mächtiger Blitze und nahm einen Duft wahr, der wie eine Mischung aus Schwefel und verbrannten Steinen roch.
    Kurz ließ der Sturm nach, und das Erste, was Mia sah, war Grims Gesicht. Fassungslos starrte er zur Moldau hinab, grüne und rote Lichter tanzten über seine Haut. Mia folgte seinem Blick – und traute ihren Augen nicht.

Kapitel 21
    Die Moldau war verschwunden. An ihrer Stelle lag ein an-derer Fluss, ein Strom aus grünen und roten Funken, die sich mit den Wellen vermengten und ineinanderflossen wie Nordlichter am Himmel. Ein Tunnel grub sich durch die Fluten, an dessen Ende das schwache Glühen des Portals lag, durch das Samhur verschwunden war. Eilig preschte Lyskian zum Fluss hinab, silberne Flammen glitten aus seinen Fingern und hüllten den Tunnel in flackernden Schein. Ein Stöhnen erklang, als der Zauber das Portal erreichte und es funkensprühend am Einsturz hinderte.
    »Schnell!«, brüllte Lyskian gegen den Sturm an. »Wir werden Samhur nie mehr finden, wenn wir seine Spur jetzt verlieren!«
    Grim breitete die Schwingen aus, hielt auf das Ufer zu und landete neben Lyskian, der mit ausgebreiteten Armen vor dem Tunnel stand und seinen Zauber aufrecht hielt. »Das Portal flackert schon, wir müssen uns beeilen!«
    AtemloskamenauchMiaunddieHartidenebenihmzumStehen.
    »Das ist doch kompletter Wahnsinn!«, rief Radvina außer sich. »Keine zehn Pferde bringen mich dazu, in diesen Tunnel zu gehen, niemals!«
    Grim hatte schon Luft geholt, um der hysterischen Schnepfe die Meinung zu sagen, doch da legte Mia ihr die Hand auf die Schulter. »Versteckt euch auf dem Friedhof«, sagte sie eindringlich. »Wir werden euch holen, sobald wir Samhur gefunden haben.«
    »Kommt nicht infrage.« Jaro verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich habe lange genug im Dunkeln gehockt und mich vor der Welt versteckt. Damit ist es jetzt vorbei. Ich … «
    Grim packte ihn so schnell an der Kehle, dass er den Schreck in Jaros Augen sehen konnte. Der Herzschlag des Hartiden donnerte durch seine Finger, doch er hörte Lyskian hinter sich unter der Macht des Zaubers stöhnen und achtete kaum darauf. »Willst du sterben?«, grollte er un d zog Jaro so dicht zu sich heran, dass sein Atem dessen Wan gen streifte. »Willst du wissen, wie es sich anfühlt, von magischen Feuern verbrannt zu werden, von Flammen aus Eis und tausend Flüchen, die uns Samhur entgegenschleudern wird, weil er nicht mehr ganz richtig ist im Kopf? Willst du zusehen, wie dieser verdammte Jäger dir jeden Knochen einzeln aus dem Leib reißt, ehe er ihn für eins seiner Rituale missbraucht?« Er wartete, bis Jaros Maske zerbrach und Furc ht in seine Augen trat, eine Furcht, fü r die er sich schämte und gegen die er doch vollkommen machtlos war. »Du bist ein Hartid, der seine Kräfte nicht kennt«, fuhr Grim fort. »Und du trägst große Wut in dir. Mir steht nicht der Sinn nach Psychogequatsche, daher sage ich dir nur eins: Ich dulde nicht, dass du auch nur einen hier in Gefahr bringst – auch dich selbst nicht! Du wirst mit den anderen auf uns warten, du wirst tun, was du kannst, um sie zu beschützen, und wenn du weiter an unserer Seite bleiben willst – und ich rate dir dringend dazu, sollte dir dein Leben

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