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Grim

Grim

Titel: Grim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Schwartz
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ungewohntes Geräusch, und Grim war erstaunt, dass sein Lachen warm klang und beinahe menschlich, doch als er sich umwandte, stand der Vampir in regloser Kälte vor dem Altar und streifte den Schatten des Kreuzes von seinen Schultern, als wäre er ein zerlumpter Mantel. »Stellt euch nur diese Auferstehung vor«, sagte er und lächelte kühl. »Das Bein oben rechts vom Kronleuchter holt sich die Hüfte unter dem Fenster, der Schädel dort in der Ecke hüpft herüber und springt von Wirbel zu Wirbel.« Er ging durch den Raum und klopfte mit dem Absatz leise gegen den Boden. »Ein lustiger Totentanz wäre das geworden. Doch selbst die Menschen hatten mit dieser Vorstellung Probleme. Daher ließen sich die reichen Stadtbürger im Fußboden begraben, und zwar im Ganzen. Für die Ausschmückungen wurden die Knochen der Armen und Namenlosen benutzt.«
    »Wie heutzutage«, stellte Jaro fest und schnippte abfällig mit dem Finger gegen einen Schädel. »Warum sind wir hier?« Er fragte das betont gleichgültig, doch als Samhur ihn ansah, erstarrte er in seiner Bewegung.
    »Niemals wird der Tag kommen, an dem ich einem Menschen die Kraft seines Glaubens erkläre«, erwiderte der Jäger kalt. »Doch so viel sage ich dir, blinder Seher: Es gibt nicht viele Orte dieser Art auf der Welt, Orte, an denen die Finsternis in gleißendem Licht erstrahlt und alle Bosheit fernhält, die diese Helligkeit nicht erträgt.« Er deutete auf den Platz neben der Treppe. »Ihr solltet euch ausruhen. Wir werden unseren Weg kommende Nacht fortsetzen.«
    Radvina gab einen Schreckenslaut von sich, so dass Edwin zusammenfuhr.
    »Ich wüsste nicht, aus welchem Grund wir zwischen Leichenteilen übernachten sollten«, erwiderte Grim dunkel. »Ohnehin wird es Zeit, dass … «
    »… ihr euch hinsetzt«, unterbrach ihn Samhur so beiläufig wie arrogant. »Ihr habt mich um Hilfe gebeten und die werdet ihr bekommen, aber ich bin nicht dafür zuständig, euch von eurer grenzenlosen Naivität zu befreien. Verus Crendilas Dhor ist ein Lhot des neunten Kreises, ein uralter Dämon, der unter den gegebenen Umständen jeden von euch mit einem Fingerzeig vernichten könnte, wenn es ihm beliebte. Auch für mich bedarf es größerer Vorbereitung, um mich ihm entgegenstellen zu können.«
    Grim schnaubte, doch ein Blick Lyskians hielt ihn davon ab, das Gespräch fortzusetzen. Mit finsterer Miene ließ er sich neben Mia an der Wand nieder und seufzte tief. Nicht, dass er etwas gegen diesen Ort hatte, aber in Anbetracht von Radvinas Gesichtsausdruck rechnete er damit, dass sie jeden Moment in Ohnmacht fallen würde. Und wer würde sie hinaustragen und sich dabei den Mantel vollspeicheln lassen? Er schaute zu Lyskian hinüber, der umgehend den Kopf schüttelte.
    Du bist der Menschenfreund von uns beiden , sagte der Vampir und lächelte.
    Doch Radvina riss sich augenscheinlich zusammen. Kreidebleich hockte sie sich neben Edwin und beobachtete Samhur, der den Raum durchschritt.
    »Ihr sprecht von Verus, als würdet Ihr ihn kennen«, sagte Mia respektvoll.
    Für einen Moment schwieg der Jäger, und Grim meinte schon, dass er Mias Worte überhören würde. Doch dann hob Samhur den Blick. »Nein, junges Sturmkind«, erwiderte er. »Doch ich kenne die Geheimen Schriften des Corax, die sich mit ihm beschäftigen. In lang vergangener Zeit lebte er am Hof von Sethos II . als Achai – als ruhender Dämon, der eine Symbiose mit den Menschen eingegangen war und ihnen diente. Den größten Herrschern verhalf er zu Macht und Reichtum, ohne je eine Gegenleistung dafür zu verlangen, doch eines Tages brach sich sein wahres Wesen Bahn. Er tötete einen Sohn des Pharaos und setzte den halben Hof dabei in Brand. Dann verließ er die Wüste und kehrte niemals an diesen Ort zurück. Stattdessen durchschritt er die Felder aus Asche, lauschte den flüsternden Winden auf den Ebenen des Zorns und begann, die Menschen für seine Zwecke zu missbrauchen. Er flüsterte ihnen Dinge ein, die seine Gier befriedigten, und trieb sie zu Taten, die seine Lust stillten – so, wie alle Dämonen es tun.«
    Grim nickte kaum merklich. Er kannte einige Bruchstücke aus Verus’ Vergangenheit, doch dass der Dämon am Hof von Sethos II . gedient hatte, war ihm neu. »Dann hat er die Maske des Bhaal schon damals gekannt«, murmelte er. »Und schließlich hat er sie in seine Gewalt gebracht. Von dem Zepter der Menschen einmal ganz zu schweigen.«
    Samhur war zwischen die vier Pfeiler getreten und schaute mit

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