Grim
Raumes und ließ ihn in schwarzrotem Licht erstrahlen, und als er die Augen schloss, brachen Bilder aus den Wunden in seinem Fleisch, die sanft wie Hologramme über seinen Körper strichen. Mia erkannte Himmel und Wolken, Stürme auf nächtlicher Erde und finstere Straßen. Sie wollte sich abwenden, aber sie konnte es nicht. Immer schneller stürmten weitere Bilder auf sie ein, sie wurden zu einem Tunnel aus flackernden Lichtern, und gerade, als heftiger Schwindel nach ihrem Bewusstsein griff, sah sie Samhur durch den Strom der Bilder brechen.
Noch immer hielten die Adern ihn in der Luft, doch er bewegte sich unruhig, als würde er gegen etwas kämpfen. Tiefe Kratzer zogen sich über seine Wange, und als sein Kopf nach hinten flog wie von einem Schlag getroffen, spürte Mia die Wucht des Hiebs so heftig an der Schläfe, dass sie zurückgeschleudert wurde. Als sie auf dem Boden landete, fand sie sich jenseits des Schutzbereichs wieder. Ascheflocken landeten auf ihrem Gesicht, schemenhaft erkannte sie die Hologramme um sich herum – und sah zu ihrem Schrecken, wie sie mit mächtigem Donnern zerbrachen. Blut spritzte aus ihnen hervor, Mia unterdrückte einen Schrei, als sie davon getroffen wurde, doch als sie mit der Hand über ihre Wange fuhr, blieb nichts als Asche an ihr haften. Benommen stand sie auf, sie sah Grim in einiger Entfernung, auch ihn hatte es aus dem Schutzraum befördert, ebenso wie Edwin, der bewusstlos an der gegenüberliegenden Wand lag. Gerade kam Lyskian in dem Oval auf die Beine, er umfasste sie mit seinem Blick, doch ein Ton hing in der Luft, der sie alle innehalten ließ, etwas wie ein unterdrücktes Lachen. Gleich darauf riss Samhur den Kopf in den Nacken, ruckartig und unnatürlich, als würde ihn jemand dazu zwingen, und noch ehe Mia begriffen hatte, was vor sich ging, sperrte er den Mund auf und eine Kreatur schoss daraus hervor, ein Dämon mit dürren, haarigen Gliedern und messerscharfen Klauen.
Kreischend bäumte er sich auf, stierte in die Runde und riss die Arme in die Luft. Der lodernde Glutkreis zersprang in roten Funken, sie stoben in die Asche und zogen weitere Dämonen daraus hervor, drei an der Zahl, über deren grobschlächtige Körper sich Ruß zog wie eine schleimige Haut aus Blut. Brüllende Mäuler und scharfe Zähne rasten auf Mia zu, als die Dämonen die Asche wie ein Meer durchpflügten. Im letzten Moment entging sie dem Donnerschlag eines Angreifers. Grim breitete die Schwingen aus und trennte dem Dämon mit einer Flammensichel den Kopf vom Körper, doch sofort stürzte sich ein weiterer auf ihn. Lyskian sprang aus dem Oval, gemeinsam trieben sie ihn zurück, aber der Dämon schlug mit flammenden Peitschen nach ihnen und brachte den Raum zum Erzittern. Mia umgab sich mit einem Schutzzauber, sie wich den Stacheln aus, die plötzlich aus der Asche des Raumes schossen, und eilte zu Edwin hinüber. Schnell packte sie ihn und zerrte ihn zu dem Schutzbereich, wo Radvina ihn auf den weißen Marmor zog, doch ehe Mia ihm folgen konnte, wurde sie von einer blutigen Klaue gepackt. Sie schlug dem Dämon einen Eiswirbel entgegen, die Rußschicht zerriss und offenbarte ein zerfressenes Gesicht ohne Haut. Starre Totenaugen glotzten sie an. Sie roch den stinkenden Atem, der über seine Lippen kam, und der Schreck raste durch ihre Glieder, als ihr bewusst wurde, dass er in sie einfahren wollte. Mit aller Kraft schlug sie nach ihm, aber ihre Magie zerstob wie feiner Rauch in einem Sturm. Sie keuchte, kurz schob sich der Dämon mit den scharfen Klauen in ihr Blickfeld. Geisterhaft strich er über Samhur hinweg, dessen Haut an seinen Klauen haften blieb und rohes Fleisch zurückließ. Gleich darauf packte ihr Angreifer sie fester, und sie sah ihm wieder ins Gesicht. Gier stand in seinen Augen und Mia hatte gerade verzweifelt einen Sturmzauber in ihre Finger geschickt, als sie die Zeichen auf ihrer Haut aufflammen fühlte. Der Dämon wich zurück – doch es war zu spät. Sein Atem, der sich lähmend auf ihren Körper gelegt hatte, verwandelte sich in rote Flammen, die ihm entgegenschlugen und ihn binnen weniger Augenblicke in loderndes Feuer hüllten. Brüllend ließ er Mia fallen. Sie kroch rückwärts, schon zogen Jaro und Radvina sie in den Schutzbereich, und sie sah zu, wie ihr Angreifer zu einer klebrigen Masse verbrannte. Das Feuer jedoch glitt von ihm fort, rasend schnell umfasste es den Dämon, der Grim und Lyskian zusetzte, und brachte ihm dasselbe Schicksal, und noch ehe Samhur
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