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Grim

Grim

Titel: Grim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Schwartz
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Worte nicht, zu alt war ihre Sprache, zu verschlungen ihr Gesang, und doch fühlte er den Drang, ihnen zu folgen, in ihrer Glut zu baden und mit ihnen zu tanzen, als hätte er sein Leben lang auf ihren Ruf gewartet, als könnten sie jede Unruhe, jedes Brennen aus seinem Leib reißen und …
    Wütend ballte er die Klauen und zerriss seinen Gedanken. Er war kein Dämon, den man auf diese Weise umgarnen konnte, zum Teufel noch eins! Er kannte die Tricks der Car’lay Ythem, er hatte zu viele Zauber dieser Art gesehen, um ihren Lockungen zu erliegen. Mochte dieser Höllenspruch mächtiger sein als alle anderen zuvor – Verus würde ihn nicht damit in die Knie zwingen!
    Er zog Mia an sich, als er die Schwingen ausbreitete und über einen breiten Riss hinwegsetzte, doch ehe er auf der anderen Seite landen konnte, ging ein Donnern durch die Erde, dicht gefolgt vom ohrenbetäubenden Dröhnen infernalischer Schreie. Der Spalt unter ihm brach auseinander und verschlang eine halbe Häuserzeile. Dann schlugen Flammen aus dem Abgrund, im letzten Moment erreichte Grim Samhur und die anderen in einem Häusereingang – und mit einem Brüllen, das seinen Mantel flattern ließ wie in einem Sturm, brachen die Dämonen Ghrogonias an die Oberfläche.
    Grim erkannte sie ohne jeden Zweifel. Zu viele von ihnen hatte er selbst in ihre diamantenen Kerker gesperrt, zu viele für Verhöre und Beschwörungen kurzzeitig aus selbigen entlassen und unzählige Nächte mit ihnen in gesicherten Räumen verbracht. Ja, er erinnerte sich an jeden Einzelnen von ihnen, und doch stockte ihm der Atem, nun, da er sie in Freiheit wiedersah. Waren ihre Leiber kurz nach ihrer Flucht noch geisterhaft und zerrissen gewesen, hatten sie sich inzwischen sichtlich von den Qualen der Gefangenschaft erholt. Grim erkannte feuerspeiende Phy, Holokliten, die Tiere befallen und sie in grausige Monstren verwandelt hatten, und mächtige Khan, die entfesselt durch die Flammenschleier des Zaubers rasten, dass Funken in die Nacht stoben, und ihre Kräfte durch dessen Macht vermehrten. Ein Iphryr in Gestalt eines schwarzen Stieres pflügte mit seinen Hörnern durch das Kopfsteinpflaster einer Straße, blutig glänzende Dornen schossen aus den Rissen und gruben sich in die Fassaden der Häuser wie in Fleisch, und mehrere Phy mit nackten Leibern und Teufelsfratzen sprangen über die Dächer und schleuderten Ziegel mit bloßem Fingerzeig in die Luft. Die Dämonen Ghrogonias, über Jahrhunderte in Gefangenschaft der Gargoyles gehalten, waren gerufen worden, sie waren gekommen – und sie würden zu alter Stärke auferstehen, schon bald. Ihre Stimmen vermischten sich mit den uralten Flüchen, und eines wusste Grim ohne jeden Zweifel: Noch niemals zuvor hatte er ein Bild wie dieses gesehen, ein Bild der Grausamkeit, der Freiheit und der Macht.
    Wie von Sinnen griffen die Phy nach den Schornsteinen, doch kaum, dass sie begannen, sie auf die Straßen zu schleudern, zerriss der Knall einer Flammenpeitsche die Luft. Funken sprühten über die Dächer, und Grim sah einen Gargoyle, der in einiger Entfernung dahinraste und die Phy mit einer Peitsche zum Innehalten zwang. Ein Schmerz durchzuckte Grim bei diesem Anblick, und für eine Sekunde nahm er den Duft der Nördlichen Steppe wahr, schmeckte den Rauch der Feuer auf seiner Zunge und fühlte die Dunkelheit der Katakomben Prags, die wie damals über seine Wangen zog, als er mit diesem Schattenflügler dort hinabgestiegen war. Kronk war es, der nun unter einem fremden Willen stand, sein Freund und Gefährte, der gemeinsam mit den mächtigsten Schattenflüglern Ghrogonias in den Klauen der Dämonen lag und ihren Befehlen folgen musste. Auch Walli, Pyros und Vladik zwangen die Dämonen mit gleißenden Zaubern zur Ruhe, und als Kronk den Blick wandte und aus wachsbleichen Augen in Grims Richtung stierte, war dieser kurz davor, hinaufzufliegen und ihm den verfluchten Dämon aus dem Leib zu prügeln. Im letzten Moment packte ihn jemand am Arm, die Kälte schoss so plötzlich durch seine Glieder, dass er den Blick von den Schattenflüglern losriss und Samhur ins Gesicht sah. Der Jäger hielt ihn mit eiserner Hand umfasst, seine Augen waren nicht mehr als zwei Scherben aus blauem Glas und sein schneidender Blick lag auf Grim, als könnte er Stein und Fleisch durchglühen. Grim wandte sich nicht ab, als der Vampir seinen Zorn mit seiner Kälte ausbrannte, doch sein Herz raste, als er die Glut der Finsternis auf seiner Haut spürte, die aus Samhurs

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