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Grim

Grim

Titel: Grim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Schwartz
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lausigen Katzenfell. Was bin ich schon – ein armseliger Naley, weiter nichts.« Er holte Atem, und ehe Grim dem Drang nachgeben konnte, ihm zu widersprechen – er wusste selbst nicht, woher diese Regung auf einmal kam – , fuhr er fort: »Leider ist es in diesem Fall wie immer: Die Mächtigen entscheiden, was mit der Welt geschieht. Meine Herrin hat jeden Kampf schon vor langer Zeit aufgegeben, so wie alle Vampire in dieser zeitlosen Stadt. Doch ihr … « Das Licht in seinen Augen flammte auf. »Ihr werdet euch ihnen entgegenstellen, nicht wahr? Und wenn ihr das tut, Jäger, Schattenflügler und Kobold, dann denkt daran: Nicht alle Dämonen sind so wie sie. Es gibt Kinder des Zorns mit Ehre im Leib, einer anderen vielleicht als der euren, aber deswegen ist sie nicht weniger wert. Aus diesem Grund bin ich gekommen – damit ihr es nicht vergesst.«
    Ruhig betrachtete er sie, Grim fühlte den Blick der Katzenaugen auf seiner Haut, und für einen Moment sah er Lheki auf den Hügeln einer Schlacht, am Bug eines Schiffes, den rauen Wind des Meeres im struppigen Fell, und er hörte seine Stimme, dunkel und kraftvoll, wie sie über ein Feld aus Asche strich. Lheki streifte seinen Blick, etwas wie ein Lächeln stahl sich auf sein Gesicht – oder war es ein Flüstern, ein Raunen in einer Sprache, die Grim nicht verstand? Er kam nicht dazu, dem Gedanken nachzugehen, denn da reckte Lheki den Kopf, stolz wie ein Krieger, und verschwand mit einem einzigen Satz.
    Samhur fuhr sich über die Augen, eine ungewöhnliche Geste für den alten Jäger. Dann wandte der Jäger sich dem Eingang zu, hob die Hand mit den Käfern vor seinen Mund und murmelte einen Zauber. Mit wütendem Brummen erhoben die Olgharyen sich in die Luft. Grim konnte hören, dass sie sich gegen Samhurs Willen wehrten, doch gleich darauf überzog ein grünes Flackern ihre Körper, und sie flogen hinein in den Tunnel. Knisternd setzten sie sich auf die Netze, Remis stieß einen heiseren Schrei aus, als ihre Leiber zu weißem Nebel zerbrachen. Doch der Dunst glitt über das Adergeflecht wie Gift und verwandelte es in hellen Sand. Rauschend fiel er zu Boden und bedeckte den blutroten Grund. Wie eine Spur aus Schnee , schoss es Grim durch den Kopf, und er stöhnte. Musste er ausgerechnet jetzt in Vergleichen denken und dann auch noch in solchen, die Unheil bedeuteten? Er hob das Licht des Gnyos höher, aber ehe er den Tunnel betreten konnte, bewegte Samhur die Finger über dem Zauber und verringerte den Schein der Flamme, bis er kaum mehr erhellte als Grims Klauen.
    Lasse deine Feinde nie wissen, über welche Kräfte du gebietest , raunte der Jäger, und Grim nickte kaum merklich. Samhur war ein Krieger, von dem selbst er noch etwas lernen konnte, das war ihm klar, und etwas an der Art, wie der Vampir mit ihm sprach, brachte ihn sogar dazu, sich das einzugestehen. Remis verringerte sein Licht ebenfalls, und gemeinsam folgten sie Samhur in den Tunnel.
    Die Dunkelheit war so dicht, dass Grim trotz aller Anstrengung nicht mehr als die groben Umrisse der Wände und einzelne Felsbrocken erkennen konnte. Er hörte ein Wispern hinter sich, etwas wie ein Atemzug streifte seine Wange, doch als die Finsternis begann, sich von den Wänden zu lösen, fixierte er das Licht in seiner Hand. Er sah sie aus dem Augenwinkel, die Kreaturen mit ihren zerfetzten Gliedern, die ihnen bereits im Schatten des Turms begegnet waren, doch nun konnte er ihr Blut riechen, das vor unendlich langer Zeit in ihren Venen vertrocknet war, und ihre Stimmen waren nicht mehr lockend und verführerisch, sondern rau und voller Zorn. Verdammte waren es, durch gewaltsamen Tod oder einen Fluch an diesen Ort gebunden und auf ewig gefesselt von der alles erdrückenden Finsternis. Remis zitterte auf Grims Schulter, auch er starrte in das Licht. Nur Samhur ging so ruhig durch die Dunkelheit, als würde er im Mondlicht über eine blühende Wiese laufen. Er schien die Gestalten nicht wahrzunehmen, die wie Traumgeschöpfe nach ihnen griffen, und er schrak nicht zusammen, als ein Knistern durch den Tunnel ging, dicht gefolgt von dem Krabbeln unzähliger winziger Leiber. Grim versuchte, seine Phantasie im Zaum zu halten, doch je lauter das Schaben an den Wänden wurde, desto schwerer fiel es ihm, die Bilder in sich klein zu halten. Etwas schnarrte leise, erst weit entfernt, dann dicht an seinem Ohr, und kaum, dass er den Insektenfühler sah, der nach seiner Wange griff, spürte er ihn schon auf seiner Haut. Rasch wich

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