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Grim

Grim

Titel: Grim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Schwartz
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Faust verbrannte zu Asche. Ohne die Miene zu verziehen, schüttelte der Jäger die Überreste von seiner Hand.
    »Untotes Blut bekommt den Kindern des Zorns nicht«, murmelte er. Dann sah er Grim und Remis an. »Leider gilt das nicht für euer Blut. Es könnte eine mehr als schmerzhafte Sache für euch werden, diesen Tunnel zu durchqueren.«
    Remis starrte fassungslos auf seine verbrannte Schulter. Mit zitternden Lippen sprach er einen Heilungszauber und schaute angstvoll auf die übrigen Tentakel, die nun ebenfalls zu zucken begannen und sich wieder zusammenschlossen. »Es muss einen anderen Weg geben«, flüsterte er. »Diese Dinger sind ja gemeingefährlich, sie werden uns angreifen und … «
    » … sie werden euch töten.«
    Nicht nur Remis drehte sich um, als die Stimme hinter ihnen erklang. Auch Grim schrak heftig zusammen. Nur Samhur rührte sich nicht. Erst, als Lheki, der schräg über ihnen auf dem Vorsprung des Tunnels saß, den Kopf neigte, sah er zu dem Kater hinauf.
    »Nun«, fuhr der Dämon fort, »oder jedenfalls einen von euch. Die anderen werden sie entweder an den Rand des Todes treiben oder ihnen zumindest ausgesprochen heftige Schmerzen zufügen, denn ihre Stacheln haben Widerhaken, die kleine Stückchen aus dem Fleisch ihrer Opfer reißen.«
    Grim schaute instinktiv auf Samhurs Hand und bemerkte die sich schließenden Wunden. Er hatte schon den Mund geöffnet, um etwas zu erwidern, als Lheki mit nachlässiger Geste etwas zu ihnen hinabschnippte. Klackernd landeten sechs schwarze Steine zwischen den Zähnen und Knochensplittern. Samhur bückte sich so schnell, dass Grim ihn nur schemenhaft wahrnahm, und bewegte die Steine gleich darauf in seiner Hand. Zögernd flog Remis näher und Grim erkannte die borstigen Insektenbeine und die tastenden Fühler, die aus den schwarzen Körpern wuchsen. Weißer Nebel sonderte sich von ihnen ab, er fraß sich in Samhurs Haut, doch dieser schien es nicht zu spüren.
    »Olgharyen«, murmelte er und sah Lheki mit sichtbarem Erstaunen an.
    »Was hast du denn gedacht, Jäger?«, fragte der Kater mit genüsslichem Spott auf seinem Gesicht. »Dass ich euch Brotkrumen gebe, die ihr auf den Weg streuen könnt in der Hoffnung, wieder herauszufinden aus den Tunneln der Schatten?« Er stieß ein Fauchen aus, das wie ein Lachen klang, und deutete mit dem Kopf auf die Dämonensteine in Samhurs Hand. »Sie mögen nicht lange am Leben bleiben, wenn man sie von ihrem See entfernt, aber ihr Volk ist immer schon da gewesen, vor den Tagen des Ersten Frosts, vor den Vampiren, selbst vor den Gargoyles, wenn man den Sagen glaubt. Sie sind wie die Schildkröten: In ihren Körpern ist genug uralte Macht, um euch nützlich zu sein auf eurem Weg.« Für einen Moment schlich sich etwas Sanftes in seinen Blick, als er die Olgharyen betrachtete. Dann riss er sich los und schaute Samhur direkt an. »Aber eines rate ich Euch«, sagte er. »Ehrt ihr Opfer, so wie ich es tun würde.«
    Der Jäger erwiderte seinen Blick, und erstmals spiegelte sich weder Herablassung noch Zorn auf seinen Zügen. Er nickte und deutete eine Verbeugung an, und Grim ging jede Wette ein, dass er sich jeden Moment umdrehen und Lheki davonziehen lassen würde, ohne die Frage zu stellen, die ihm selbst schon auf der Zunge lag. In der Tat wandte er sich dem Eingang zu, doch da sah Grim zu dem Dämon hinauf.
    »Warum hilfst du uns?«, fragte er und bemerkte das Lächeln, das kurz über Lhekis Barthaare strich.
    »Ich bin ein Dämon«, sagte der Kater nicht ohne Stolz. »Ich bin ein Kind des Zorns, ein Erstgeborener der Schatten, ich kenne die Kälte des Geistes ebenso wie den Exzess und ich fürchte mich nicht vor der Unendlichkeit aller Welten. In früheren Zeiten wäre ich Verus möglicherweise gefolgt. Vielleicht hätte ich mich verführen lassen von seinen Worten, von seinen Taten oder von dem Zustand der Welt, der so wenig erträglich ist für ein Geschöpf wie mich, ebenso, wie er nicht erträglich sein sollte für alle Kreaturen, die denken und atmen und lieben können.« Er schaute Grim an, als hätte dieser etwas gesagt, und schüttelte langsam den Kopf. »Du weißt wenig von meinem Volk«, sagte er dann. »Du ahnst nicht, wozu wir fähig sind. Doch ich sage dir: Verus und seine Schergen sind verabscheuungswürdig. Sie sind nicht das, wofür die Car’lay Ythem stehen sollten, wir könnten mehr, so viel mehr sein als das. Ich würde liebend gern selbst gegen sie kämpfen, aber ich stecke nicht umsonst in diesem

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