Grim
gefragt, einfältiger Hybrid? Warum schaut er dich an mit den Augen … eines Menschen?
Er lachte noch einmal, und ehe Grim etwas hätte erwidern können, packte er ihn im Nacken. Grim spürte schon den Blitzschlag, der in den Fingern des Dämons zuckte, als ein grüner Pfeil von rechts heranschoss und Kronk in den Hals traf. Grim sah Remis mit seiner Zwille nur aus dem Augenwinkel, doch er zögerte nicht. Blitzschnell rammte er Kronk den Ellbogen in den Magen und befreite sich aus dessen Griff. Noch immer pulste die Macht des Bannzaubers durch seine Glieder, eilig wich er vor dem Dämon zurück, doch noch ehe dieser zum Schlag ausholen konnte, fegte eine glühende Hitzewelle über sie hinweg und schleuderte Grim zu Boden. Mühsam kam er auf die Beine und sah, dass Sherezar hoch in der Luft schwebte. Der Sand hatte sich in tobende Glut verwandelt, die vor dem Altar wild aufbrandete. Samhur war nicht mehr als ein kauernder Schatten inmitten des Feuers.
Erinnere dich, Jäger meines Volkes, rief der Dämon und lachte laut. Ich war es, der deinen Clan zerriss und ihre Leiber zerfetzte, als wären sie aus Papier! Ich erinnere mich an das Haar des Jünglings, braun war es und weich, und an die Augen der blonden Frau, ich verschlang sie mit Genuss! Und ich höre noch immer ihre Stimmen, oh, sie waren mir Labsal in den Jahrhunderten meiner Pein!
Er riss die Arme hoch, und Todesschreie durchzogen die Kirche, so markerschütternd, dass Grim zusammenfuhr. Er wich einem Schlag Kronks aus, sein Herz raste in seiner Brust, als er im Zickzack vor dem Gargoyle floh. Der Bannzauber ließ den Raum vor ihm tanzen, doch er würde nicht noch einmal in die Klauen des Dämons geraten, so viel stand fest. Er … Ein mächtiges Grollen zerriss seinen Gedanken. Es schien aus dem Dom selbst zu kommen und war wie das Atemholen des steinernen Drachen nach langem Schlaf. Samhur richtete sich auf. Pechschwarz war seine Gestalt inmitten der roten Glut, doch er schwankte nicht, und als er die Arme ausbreitete, entfachten sich seine Hände in schwarzem Feuer. Schlangenleiber glitten unter seiner Haut entlang, sie stießen ihre Zähne durch sein Fleisch und wurden zu sich windenden Schatten, die sich von innen gegen Samhurs Gesicht drängten. Grim erkannte sie wieder, die Schemen all jener, die der Jäger vernichtet hatte, und als sie mit leisem Knistern aus dessen Körper glitten, erlosch die Glut Sherezars unter ihren Klauen. Wie Samhurs eigener Schatten strömten sie durch das Kirchenschiff und formten, ohne sich ganz von ihm zu lösen, seine Umrisse – den Flug seines Mantels und die Faust mit dem Schwert darin, und sie verwandelten sich in dämonische Ungeheuer. Eiskalt streiften sie Grims Gesicht, und er fühlte die Macht, die von ihnen ausströmte und die Luft mit zügelloser Kraft schwängerte. Doch er sah sie nicht an. Sein Blick hing an Samhur, regungslos schaute der Jäger zu ihm herüber, und die Glut seiner Augen entfachte sich in tosendem Schwarz. Grim kannte das Feuer, das nun mit lauter Stimme nach ihm rief. Er hatte es immer wieder gefühlt, wenn er Samhur angesehen hatte. Doch nun, da der Jäger seine Schatten durch den Dom schickte, nun, da sie Sherezar mit messerscharfen Klauen angriffen und die Schattenflügler in Schach hielten, nun, da Samhur den Kopf zurücklegte und schrie, da entfachte sich das Brennen in seiner Brust zu gleißendem Feuer, und er hörte den Schrei des Jägers in seinem eigenen Inneren widerklingen.
Er schlug Kronk die Faust ins Gesicht, der quer durch den Raum flog und gegen eine Säule krachte. Und er sah zu, wie Samhur sich auf Sherezar stürzte, so schnell, dass der Jäger nicht mehr war als ein Schatten mit einem fratzenhaften, halb wahnsinnigen Gesicht. Er packte den Schädel des Dämons, das Diamantfeuer schoss so gewaltsam in dessen Körper, dass es aus den Augen heraussprühte. Außer sich riss Samhur die Schlangen entzwei, dass blutige Leiber auf den Steinen und Bänken landeten, und er spie Sherezar einen mächtigen Schattenstrom entgegen, der ihm das Fleisch in Fetzen vom Körper riss.
Grim wusste, dass er erschrocken sein musste angesichts dieses Bildes, doch stattdessen hörte er nichts als Samhurs Stimme in seinem Kopf, die in ihrem Rausch das Gift des Phoenix anrief, so dass sich die Splitter in ihm erhoben und jeden klaren Gedanken zerrissen. Dunkel war das Brüllen, das nun in ihm aufbrandete, er sah das Meer aus Feuer in sich, und als Samhur dem Dämon den Kopf vom Körper riss und
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