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Grim

Grim

Titel: Grim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Schwartz
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Kronk auf die Stirn presste. Dumpf fühlte er den Khan zusammenfahren. Grim hatte ihm seine Kräfte bis zum Letzten abgesaugt. Mechanisch zog er den Dämon aus Kronks Leib und sperrte ihn in das Gefängnis, doch er wandte nicht ein einziges Mal den Blick von seinem Gefährten ab. Er hatte ihn verloren, hatte sich selbst vergessen in dem Taumel, in den Samhurs Tanz mit den Schatten ihn gezogen hatte.
    Er legte eine Klaue auf Kronks Brust, obgleich er die Kälte, die nun durch dessen Körper zog, kaum ertrug. Wie oft hatten sie Seite an Seite gekämpft, wie oft einander das Leben gerettet, wie oft damit gerechnet, von den Gefahren der Anderwelt dahingerafft zu werden. Immer hatten sie füreinander eingestanden, damals in den Tundren der Nördlichen Welt, in den Wüsten des Finstergrundes, in den Höhlen des Ewigen Schnees und schließlich in der Dunkelheit Prags während der Dämonenaufstände. Grims Kehle zog sich zusammen. Noch immer glomm die Kälte der Flamme in seiner Brust, und er spürte Schmerz darüber, dass er ihren Schleier nicht zerreißen konnte, der ihm die Welt dumpf machte und sie von ihm entfernte. Für einen Moment wurde seine Verzweiflung darüber so übermächtig, dass er nicht widerstand. Er flüsterte einen Zauber, der die Erinnerungen ihrer gemeinsamen Erlebnisse als flackernde Bilder um sie herum aufsteigen ließ, und gab sich der Illusion hin, dass Kronk sie sehen würde – wo auch immer er jetzt war.
    Grim fuhr sich über die Augen, er durfte nicht in Tränen ausbrechen, das würde dem Ganzen die Krone aufsetzen. Doch selten war ihm Selbstdisziplin so schwergefallen wie in diesem Moment. Immer hatte dieser verfluchte Schattenflügler seinen Kopf für ihn hingehalten, und wie hatte er es ihm nun vergolten? Indem er ihn umgebracht hatte! Er war ein Narr, ein halber Mensch, der sich von lockenden Finsternissen verführen ließ, wohl ahnend, dass es ihn ins Unglück stürzen würde und alle um ihn herum erst recht. Er …
    Hör auf zu heulen.
    Er fuhr so heftig zusammen, dass er sich auf die Lippe biss. Kurz lag er wieder auf den Knien vor den Menschenkindern, damals in jenem Dorf jenseits des Donnerflusses, als er sie nicht hatte retten können. Er spürte die Erde an seinen Klauen, fühlte, wie er den Kopf hob – und schaute Kronk an, seinen Major und Vorgesetzten, der er damals gewesen war, einen Gargoyle mit eiskaltem Blick und einer Stimme, die jedes geflüsterte Wort zu einer Waffe formen konnte. Grim schüttelte den Kopf und jetzt sah er, dass Kronk ihn tatsächlich anschaute.
    Du bist ein Schattenflügler, junger Ghrogonier , sagte Kronk nun, und das tiefschwarze Lächeln stahl sich in seine Augen, das zu gleichen Teilen aus Wärme und Spott bestand. Beschäme mich nicht mit deinen Tränen.
    Grim lachte genauso unsicher wie damals. Er kam sich vor wie ein Kind, und es war ihm vollkommen gleichgültig. Dieser verfluchte Bastard von einem Gargoyle war zäher, als er es sich ausgemalt hatte, und noch nie war er so erleichtert darüber gewesen wie in diesem Moment.
    Wortlos half er Kronk auf die Beine. Er hätte ihn gern umarmt, aber er wusste, dass er damit eine Grenze überschritten hätte, die für den alten Gargoyle unumstößlich war. Kurz sahen sie sich an, ein Lächeln flammte über die Züge seines Freundes, das Grim erwiderte. Dann neigte sein Gefährte den Kopf und ging langsam zu den anderen Schattenflüglern hinüber.
    Grim jedoch spürte, dass Samhur zu ihnen herüberschaute, und er wandte sich ihm zu. Noch immer flammten die Bilder durch das Kirchenschiff, es schien, als würde ihr Licht im Blau von Samhurs Augen verschwinden. Etwas wie Erinnerung flammte über sein Gesicht, und Grim hörte den Namen Oreyons, noch ehe er ihn aussprach. Samhur hatte ihn vor dem Abgrund bewahrt, er hatte ihn zurückgeholt aus Kälte und Finsternis, doch ehe Grim etwas hätte sagen können, irgendetwas, um ihm seine Dankbarkeit zu zeigen, wandte der Jäger sich ab und trat auf den Fluchzauber zu.
    Grim hielt den Atem an, als Samhur den silbernen Gegenzauber von Meister Karanov in das Feuer warf, aber die Druckwelle, die gleich darauf die Kugel zerbrach, riss ihn von den Füßen. Die Fenster des Doms zersprangen und dort, wo gerade noch dunkles Grün gelodert hatte, glitt nun ein gleißender Wirbel durch die Luft. Rasch vergrößerte er sich, drang in die Wände des Doms ein, und als Grim sich gefolgt von den anderen auf die Klaue des steinernen Drachen schwang, da sahen sie, wie dieses Licht das

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