Grim
schwarzes Blut in die Luft schoss, da stürzte Grim sich mitten hinein in Glut und Finsternis. Er achtete nicht darauf, wie Samhurs Gesicht kurz zu dem Antlitz Sherezars wurde, er fühlte nur den Rausch, der durch seine eigenen Adern peitschte, und als er herumfuhr und Kronk am Kragen packte, da erlosch der Frost des Schwarzen Zaubers in seinen Flammen.
Gleißend schoss die Magie durch seine Adern, getrieben vom Brüllen der Flamme, und als er die Kraft des Diamanten in den Khan sandte, spürte er dessen Schmerz. Übermächtig pulste die Qual des Dämons durch Grims Schläfen, doch er ließ nicht von ihm ab. Er stürzte sich in dessen Dunkelheit, zerriss den Schmerz zwischen seinen Klauen und jagte durch die Gedanken des Dämons dahin, unantastbar, als wären es seine eigenen. Er fühlte die Macht dieses Khans in seinen Adern, war ein Löwe mit brennender Mähne, eine Sphinx in den Himmeln Ägyptens, lange bevor auch nur ein Krieg der Menschen dieses Land gefunden hatte, und er glitt hinein in die Wüste, die auf dem Grund des Dämons lag. Jedes Sandkorn war ein Gedanke des Khans, jeder Windhauch eine Erinnerung, und Grim durchdrang sie alle, er formte sie neu, dass der Dämon in seinen Klauen vor Entsetzen schrie. Er rief die Wolken über sich, dass sie die Nacht in Donner und Sturm zerfetzten. Blitze zuckten über das Firmament, Grim schleuderte sie zur Erde hinab, und das Brennen in ihm versank in Kälte, während er ausgefüllt wurde von der Grenzenlosigkeit seines Tuns. Ein Wort kehrte auf seine Lippen zurück und stillte seinen Durst, jenes Wort, das er so lange gefürchtet und ersehnt hatte und das nun erstmals, seit er denken konnte, jeden Schrecken verlor. Arrmonghur.
Er ließ dem Khan keinen einzigen seiner Gedanken. Alle verwandelte er, wie aus weiter Ferne spürte er, dass er den Dämon mit seinem Flug in Fetzen riss, doch er glitt wie in einem kalten Fiebertraum voran, in dem Wahn und Wirklichkeit verschwammen. Über Wüsten raste er dahin, über Meere und Berge, und als eine Stimme an sein Ohr drang, schrak er zusammen, so fremd erschien sie ihm.
Du fällst , flüsterte sie.
Er fuhr herum, und da tauchte eine Gestalt aus der Nacht auf, die ihn umgab, eine Gestalt mit halb zerrissener Brust und weißen Schwingen. Für einen Moment flog Grim ein unsinniger Gedanke durch den Kopf: ein Engel . Doch die Augen seines Gegenübers waren schwarz wie sein Blut, und er schüttelte kaum merklich den Kopf.
Seraphin , flüsterte er, und sein Bruder lächelte.
Nie zuvor, das wusste Grim, hatte er Seraphin auf diese Weise lächeln sehen. Dieses Lächeln war wie ein Spiegel, und es war diese Geste, die ihn in die Dämmerung des Doms zurückzwang. Doch die Kälte toste mächtig durch seine Glieder, und er erschrak nicht, als er Kronk in seinen Klauen sah, seltsam leblos und zusammengesunken. Die Haut des Gargoyles glühte unter seinen Fingern, aber dessen Name erschien ihm seltsam fremd, und als er in das steinerne Gesicht schaute, das unter Schmerzen verzerrt war, da erkannte er, dass er dabei war, ihn zu töten. Aber Grim schaute seinen alten Gefährten mit einem dumpfen Pochen der Gleichgültigkeit an, und ohne irgendetwas zu fühlen außer sich selbst – er sah ihn an wie ein Gott. Gerade wollte er sich abwenden, als ihn jemand im Nacken packte. Samhur war es, der ihn anblickte mit Augen wie zwei Scherben aus blauem Glas. Sein Blick schnitt sich in Grim hinein, als könnte er Stein und Fleisch durchbrennen. Kurz sah Grim ihn mit erhobenem Schwert über Oreyon stehen, sah den Schmerz im Blick des jüngsten Jägers – und als hätte diese Regung ihm selbst die Waffe durch den Leib gezogen, fuhr er zurück. Er spürte, wie Samhur das Brüllen der Flamme in ihm mit seinem Frost erstickte, und als er in Kronks sterbendes Gesicht schaute, brach sich der Schreck seinen Weg durch die Kälte. Kurz raste der Schmerz so heftig durch seine Brust, dass er das Gleichgewicht verlor. Hart schlug er auf dem Boden auf.
Um ihn herum wirbelten Aschewolken. Samhur hatte von ihm abgelassen, er sah die geschwächten Körper seiner Gefährten, die der Jäger von den Dämonen befreit hatte, und hörte Remis, der von seinem Beobachtungsposten herunterkam und in gebührendem Abstand innehielt. Aber er nahm es wahr wie durch einen Schleier. In seinen Armen lag Kronk. Er hielt die Augen geschlossen, er atmete nicht. Und über sein Gesicht zog sich langsam ewiger Stein.
Grim zitterte, als er einen Diamanten aus der Tasche holte und ihn
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